Laut den Antikapitalisten und Antiamerikanern, die hier bei FUF einen Tummelplatz für ihre obskuren Anschauungen finden wie sonst kaum irgendwo, war die Sache klar: die USA und Trump seien die bösen Kapitalisten und Imperialisten, während die iranischen Mullahs, die das dortige System tragen, völlig unschuldig seien und angeblich logischerweise mit Gegenschlägen hätten reagieren müssen.

Dabei wurde natürlich zahlreiches absichtlich oder unabsichtlich übersehen:

Erstens einmal traf der USA-Schlag mit Soleimani den engsten militärischen Vertrauten des Vorsitzenden des iranischen revolutionären Wächterrats, Ali Khamenei.

Der US-Schlag war insofern maßvoll und zurückhaltend, als die USA mutmaßlich auch Khamenei direkt hätten töten können, dies aber nicht taten.

So gesehen war die US-Aktion ein direktes Signal an Khamenei: "Noch ein Schritt weiter, und wir können auch Dich töten!"

Darauf reagierten die Iraner mit einem reziprok maßvollen Signal, nämlich einem offensichtlich absichtlichen Danebenschiessen von Raketen auf eine US-Militärbasis im Irak.

Allerdings war das ganze auch von iranischer Seite begleitet von kriegerischen und mysteriösen Aktionen, darunter die Tottrampelung von Menschen bei Soleimani-Begräbnis nach Regierungsbefehl zur öffentlichen Trauer und der Abschuss bzw. Absturz einer ukrainischen Boeing direkt nach dem Start in Teheran, bei dem alle ca. 200 Passagiere ums Leben kamen.

Die Iranische Regierung wird übrigens die Flugschreiberdaten nicht Boeing zur Verfügung stellen, sodass, falls ein technischer Fehler vorliegen sollte, dieser wahrscheinlich unerkannt bleiben wird und möglicherweise zusätzliche weitere Abstürze verursachen wird.

Da zahlreiche Antikapitalisten die Beschäftigung mit dem, was an kapitalistischen Märkten passiert, aus ideologischen Gründen ablehnen, konnte ihnen vielleicht auch gar nicht auffallen, was die ganze Soleimani-Krise an den Aktien- und Rohstoffmärkten auslöste.

Nämlich erstens geringfügigere Rückgänge bei den Aktienkursen und zweitens einen starken Anstieg des Erdölpreises, also des Hauptexportgutes des Iran.

Die im Iran diktatorisch herrschenden Mullahs haben daher ein ökonomisches Interesse daran, weltweit Kriegsangst und Kriegshysterie zu schüren (auch durch möglichst viele mullah-verursachte Tote in Teheran), weil dadurch der Ölpreis steigt und damit die Ölexporteinnahmen des Iran, die die iranische Regierung dann auf welchem Weg auch immer unters Volk verteilen kann.

Der Iran gehört zu den sogenannten Renten- bzw. Rohstoffstaaten, deren Haupteinnahmequelle nicht die Steuerleistung der eigenen Bürger ist (was den Bürgern eine gewisse Machtposition gegenüber der Regierung verschafft, die mit Demokratie zusammenhängt), sondern die Rohstoffexporterlöse, bzw. Rohstoffförderlizenzen, die jede Regierung eines solchen Staates unabhängig vom Willen und von der Steuerleistung der Bürger machen, was eine gute Basis für totalitäre bzw. theokratisch-diktatorische Systeme darstellt.

Mit dem Erdölreichtum verbunden ist auch eine geringe Demokratisierungsaussicht im Iran, was man auch als Argument für einen gewalttätigen Regime Change im Iran betrachten kann.

Die Sanktionen, die Trump nun anpreist, sind keinesfalls so effektiv, wie von ihm behauptet, bzw. nahegelegt, und es gibt immer zahlreiche Möglichkeiten, solche Sanktionen zum umgehen, und Erdöl zu exportieren, über Schleichwege und kooperative Nachbarländer in der Region.

Der Iran ist - wie klein auch immer - die weltweite Führungsmacht des schiitischen Islam, und sieht sich als solche permanent vom Rest der Welt bedroht, sei es der Westen, Israel oder auch die sunnitische Welt, mit der sich der schiitische Iran zahlreiche Kriege liefert, darunter auch im Irak und in Syrien.

Der iranisch-schiitischen Paranoia gegenüber dem Rest der Welt entspricht auch die alljährliche Feier des Jahrestags der Schlacht von Kerbala im Jahr 680, als einige wenige Schiiten rund um Imam Hussein sich eine völlig chancenlose Schlacht mit einer sunnitischen Übermacht (Experten sprechen von 72 gegen 10.000) lieferten und dabei die logische Niederlage und den Tod kassierten, der sie aber immerhin zu Märtyrern machte und im paradiesischen Jenseits angeblich mit zahlreichen Jungfrauen versorgte.

Die Hoffnungen, das Wiener Atomabkommen mit dem Iran würden zu einer Zurückhaltung des Iran im Syrienkrieg führen, haben sich nicht bewahrheitet, im Gegenteil liess der Iran den schiitischen Glaubens- und Waffenbruder Assad freie Hand bei der Enteignung bzw. Vertreibung sunnitischer Syrer aus Syrien nach Europa.

Es stellt sich schon die Frage, ob Europa den Iran auch noch durch Handelsbeziehungen dafür belohnen soll, dass er ständig Nahostflüchtlingswellen nach Europa auslöst, die in Europa zum Männerüberschuss, Vergewaltigungen und Frauenmorden führen.

Aber gut oder auch nicht gut, die Europäer sind halt jetzt genauso dort, wo sie vor 30 Jahren oder vor 40 Jahren schon waren:

Im Jahr 1989 ermordete ein iranisches Killerkommando in Wien-Landstrasse mehrere kurdische Politiker (darunter Ghassemlou) und die österreichische Regierung (eine SPÖ-ÖVP-Koalitionsregierung) liess die Killer per Polizeieskorte zum Flughafen Wien-Schwechat eskortieren, damit sie möglichst sicher im Iran ankommen.

CC / khamenei.ir https://de.wikipedia.org/wiki/Ali_Chamenei#/media/Datei:Portrait_of_Ali_Khamenei,_October_2016.jpg

Ajatollah Ali Khamenei, Vorsitzender des Revolutionären Wächterrates im Iran, der auch das Recht hat, jedem Iraner das passive Wahlrecht abzuerkennen, eigentlich Ziel der Soleimani-Tötung ?

Die EU scheint inbesondere auch nach dem Brexit eine gesteigerte Politikunfähigkeit und eine gesteigerte Unfähigkeit, die eigenen Interessen zu vertreten, zu haben, sodass man nun dem Brexit, also dem Ausscheiden Großbritanniens als militärisch-fähigstem Mitglied aus der EU mit besonderem Bedauern nachweinen muss.

Die Europäer setzen auf Diplomatie als one-trick-pony-strategy: aber sie übersehen dabei, dass die iranischen Mullahs gar kein Interesse haben, sich auf eine diplomatische Lösung einzulassen, weil diese den Ölpreis senkt, und somit auch die Einnahmen der iranischen Regierung, während die Mullahs massives Interesse haben, permanent Kriegsangst zu schüren, um den Ölpreis in die Höhe zu treiben und damit auch die Einnahmen der iranischen Regierung.

Die Europäer können scheinbar nicht einmal die Wahrheit erkennen und aussprechen. Mit Ausnahme dieses einen Artikels vielleicht:

https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-01/iran-usa-vergeltung-rache-raketenangriffe-konflikt

Europa kann natürlich auch als Erdölimporteur ganz massiv negativ von einen durch iranische Kriegshysterie künstlich hochgetriebenen Ölpreis betroffen sein: erhöhte Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrisen, etc. können in Europa die Folgen der iranischen Politik und der dadurch für Europa steigenden Ausgaben oder unrentablen Produktionen sein.

Und vielleicht ist ja genau das der Grund, warum Antikapitalisten nach Lenins Motto "Es muss noch schlimmer werden, bevor es besser wird" die iranische Kriegsangstschürungspolitik begrüßen: weil sie Revolutionen in Europa aus ihrer Sicht wahrscheinlicher macht, wegen erhöhter Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrisen.

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invalidenturm

invalidenturm bewertete diesen Eintrag 11.01.2020 03:56:10

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