Nazihysterie, Vertuschung und Klagen wegen Naziverwandtschaftsgerüchten

Der Bauunternehmer Hans-Peter Haselsteiner will nun juristisch vorgehen gegen Gerüchte, er sei der Sohn von Eduard Wallnöfer, dem früheren Tiroler Landeshauptmann (1963-1987).

Ein möglicher Hintergrund ist die NSDAP-Mitgliedschaft, die Wallnöfer jahrzehntelang verschwiegen hatte, sowie Wallnöfers Nichtmeldung bei der Entnazifizierungsbehörde trotz gesetzlicher Verpflichtung.

Damit erinnert Wallnöfer an den früheren Bundespräsidenten Kurt Waldheim, der in seinen Büchern und Biographien seine SA-Mitgliedschaft lange verschwiegen hatte, was ihm zum Vorwurf gemacht wurde, auch wenn die von der politischen Linken sowie von jüdischen Organisationen gegen Waldheim im Zuge des Präsidentschaftswahlkampf 1986 erhobenen Kriegsverbrechervorwürfe nicht bestätigt werden konnten. Kurt Waldheim war SA-Mitglied geworden nach dem sogenannten "Röhm-Putsch", der in Wirklichkeit ein Putsch von Hitler gegen SA und Röhm war; also nach einem Ereignis, das den Stellenwert der SA stark verringerte; ein SA-Beitritt nach dem "Röhm-Putsch" ist daher völlig anders zu werten als ein SA-Beitritt vor dem "Röhm-Putsch".

Ich persönlich hatte einen Großvater, der bei der SS gewesen war und im Flugzeugbau tätig gewesen war, Kriegsflugzeugbau in der späteren Phase und auch ich habe, obwohl das schon fast 80 Jahre zurückliegt, z.B. in der Piratenpartei, in der ein extremer und extrem undifferenzierter Antifaschismus herrschte, dieses Faktum jahrelang verschwiegen, weil die vielfach jungen und ahnungslosen Leute, die in dieser Partei dominierten, es mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch verstanden hätten. (Das soll nicht heissen, dass alle jungen Leute ahnunglos seien)

Der Nazivorwurf und das gekünstelte Ziehen von Parallelen zum Nationalsozialismus war in der Piratenpartei auch ein Mittel des innerpartlichen Machtkampfs gewesen, und zahlreiche Konflikte, bei denen es um völlig andere Dinge ging, wurden "entschieden", indem Einer dem Anderen einen Nazivorwurf machte, zum Beispiel die Aussage "Was sagt schon Effizienz ? Die KZs waren auch effizient" von einer Forderung nach Hereinnahme weiterer Kriterien als nur Effizienz zu einer Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen uminterpretierte.

In der Piratenpartei existierte auch der totalitäre bzw. linksextreme Spruch "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen", der in linken bis linksextremen Parteien oder in Staaten, in denen angeblich ein antifaschistischer Grundkonsens herrscht, als Rechtfertigung für massive Einschränkungen der Meinungsäußerungsfreiheit verwendet wurde.

Ganz nach Godwins Law: "Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die Wahrscheinlichkeit für einen Vergleich mit den Nazis oder Hitler dem Wert Eins an."

Wobei die besondere Dramatik eben auch darin bestand, dass der an den Haaren herbeigezogene Nazivergleich über Karrieren und Wahlchancen entscheiden konnte und das oft auch tat.

Diese und andere sehr untergriffige Shitstorm-Techniken waren die Gründe dafür, warum - ganz entgegen dem Transparenz-Mantra der Piratenpartei - die Piratenpartei in Wirklichkeit sehr intransparent war.

Die andere Fraktion des Umgang mit dem Nationalsozialismus wäre der österreichische Philosoph Rudolf Burger mit seinem "Pladoyer für das Vergessen", einem Buch, indem er den typisch österreichischen Mißbrauch der Gedenkpolitik für parteipolitische und tagesaktuelle Zwecke kritisierte.

https://www.zeit.de/2012/36/A-Rudolf-Burger-Erinnern-Nationalsozialismus-Oesterreich

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/mehr-kultur/204378-Wider-die-nachgeholte-Empoerung.html

Burger begegnete den ständig wiederkehrenden Empörungsritualen, die in Österreich einem vielleicht nazinahen Sager folgen, mit einem Zitat von Marshall McLuhan: "Moralische Empörung ist jene Strategie, die selbst einem Idioten Würde verleiht."

Womit er insgesamt die sogenannt-antifaschistischen Parteien, also SPÖ und Grüne zu Idioten erklärte, die sich mittels Empörung über angebliche oder wirkliche Nazi-Ähnlichkeiten Würde verleihen wollten.

Dabei war die Empörung immer zutiefst selektiv: wenn ein FPÖ-Mitglied einen nazinahen Mensch-Tier-Vergleich zieht, wie mit dem Rattengedicht, dessen Spezifikum es war, dass der Autor sich selbst als Ratte beschrieb, erfolgt ein Sturm im Blätterwald, wenn Mitglieder der Grünen Vermieter mit Haien vergleichen oder Strache mit dem Titel "Hunde der Weltgeschichte" im Internet veröffentlichen, dann ist die Nähe zu Mensch-Tier-Vergleichen kein Thema. Auch der Begriff des Rattenfängers wurde oft für Haider oder Strache verwendet, wobei niemanden derer, die sich über Mensch-Tier-Vergleiche empörten, wenn sie aus der FPÖ kommen, auffiel, dass mit dem Rattenfänger-Begriff auch die Haider- oder Strache-Wähler zu Ratten erklärt werden.

Wenn Oskar-Preisträger Christoph Waltz Dinge sagt wie "Farage - head rat of Brexit" (Oberratte des Brexit), fällt niemanden in den Medien der Rattenvergleich, der eine Nähe zum Nationalsozialismus hat, auf.

Es geht nicht nur darum, dass diese oftmals an den Haaren herbeigezogenen Nazivorwürfe das politische Klima belasten, sondern es geht auch und sehr wesentlich darum, dass die Nazivergleiche Zeit, Energie und Druckmöglichkeiten verbrauchen, die dann für andere Themen fehlen.

Siehe auch:

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/die-verschwiegene-wahrheit-ueber-kurt-waldheim-46263

CC / Bundesarchiv https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hitler#/media/File:Bundesarchiv_Bild_183-H1216-0500-002,_Adolf_Hitler.jpg

Über 70 Jahre nach seinem Tod bestimmt Adolf Hitler nach wie vor den Diskurs in Österreich, so als stünde ein Machtübernahme durch ein hitleristisches Nazi-Deutschland wie in den 1930er Jahren unmittelbar bevor. Haben wir nichts Besseres zu tun, als uns von der Vergangenheit verhexen zu lassen ?

FPÖler dürfen keine naziähnlichen Rattenvergleiche machen, aber Progressive, Linke und Künstler schon, wie z.B. Oscar-Preisträger Christoph Waltz. Doppelmoral at its worst.

Kein Wunder, dass das der FPÖ einen Solidaritätsbonus und Underdog-Bonus verschafft.

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