Am Montag gab es gewalttätige Ausschreitungen im Kosovo mit ca. 50 Verletzten.

Kosovoalbaner hatten nach sehr umstrittenen Wahlen, bei denen sich nur wenige Bürger beteiligten (während die überwiegende serbische Mehrheit boykottierte), mit nur 2 bis 3% Wahlberechtigtenzuspruch versucht, das demokratisch schlecht legitimierte Amt anzutreten.

Darauf hatten Serben der betreffenden Gemeinden mit Protesten begonnen, die auch gewalttätig waren. Derartige Abstimmungsboykotte oder Wahlboykotte sind im ehemaligen Jugoslawien nichts ungewöhnliches: Kosovoalbaner während Ibrahim Rugova/LDK in den 1990er-Jahren boykottierten die Wahlen im Milosevic-Serbien, bosnische und kroatische Serben boykottierten die Unabhängigkeitsreferenden 1991 und 1992. Ich habe übrigens auch die letzten beiden Präsidentschaftswahlen boykottiert, aber aus einem weniger gewaltträchtigen Grund.

Die KFOR-Truppen können die Lage derzeit noch kontrollieren, aber die Lage ist alles andere als stabil.

besartademi/unsplash https://unsplash.com/de/fotos/3jfrp68TVRE

Foto: Prizren - zweitgrößte Stadt des Kosovo, fotographiert von Besart Ademi

Der Hintergrund ist vielleicht auch ein vielleicht gescheitertes Konzept, das sich aus der Badinter-Kommission des Jahres 1991 ableitet, und das davon ausgeht, dass nur Teilrepubliksgrenzen (damals gemeint: jugoslawische Teilrepubliken) aufgewertet werden dürfen, dass aber nicht Teilrepubliken geteilt werden dürfen.

Dies steht in einem gewissen Widerspruch zur Oberschlesien-Interpretation des Selbstbestimungsrechts.

Damals im Jahr 1921 gab es eine Volksabstimmung in Oberschlesien zur Frage, ob Oberschlesien Teil Polens oder Teils Deutschland sein soll. Das "Selbstbestimungsrecht der Völker" ist Teil der UNO-Charta, aber genaueres ist in der UNO-Charta nicht festgelegt.

Die Abstimmung damals ging 60:40 sozusagen zugunsten von Deutschland aus, und in der Folge wurde Oberschlesien geteilt und ein Teil Deutschland und der andere Teil Polen zugeschlagen.

Wenn man davon ausgeht, dass die Krim-Abstimmung im Jahr 2014 manipuliert war, und statt der von Putin-Stellen behaupteten 95.5:4.5-Mehrheit in Wirklichkeit nur eine 60:40-Mehrheit sozusagen für Russland bestand, dann hätte man der Oberschlesien-Interpretation des Selbstbestimmungsrechts gemäß die Halbinsel Krim teilen müssen, einen nordwestlichen Teil der Ukraine zuschlagen, den südöstlichen Teil Russland zuschlagen müssen.

Auch der Kosovo hätte laut dieser Oberschlesien-Interpretation geteilt werden können: wenn man ein Abstimmungsverhältnis von ca. 90% sozusagen zugunsten der Kosovo-Albaner annimmt, dann hätte ein größerer Teil autonom sein müssen, hingegen der kleinere Teil des mehrheitlich-serbischen Ostens des Kosovo auch unabhängig sein müssen, vielleicht sogar mit dem Recht des Anschlusses an Serbien.

Serbien ist so wie Russland ein mehrheitlich slawisch-orthodoxes Land, und eben wegen dieses Panslawismus und der Panorthodoxie waren/sind Serbien und Russland oftmals Verbündete, wie auch im ersten und im zweiten Weltkrieg. Aber gerade in Sachen Kosovo und Krim klaffen die serbischen und die putin-russischen Interessen weit auseinander, gerade in Sachen der Oberschlesieninterpretation.

Aus heutiger Sicht ist es vielleicht bedauerlich, dass ich als Dschihad-Opfer noch keinen Antrag bzgl. meiner islamischen Attentäterin gestellt habe, in Hinsicht auf Erwachsenenvertretung und Zusammenwohnen. Aber gerade heute bin ich auch nicht topfit.

Die Journalistin behauptet: "Es begann mit den Kommunalwahlen im April". Aus meiner Sicht möglicherweise völlig falsch. Es begann so gesehen mit der Badinter-Komission 1991.

Auch die Behauptung der "militanten Serben" scheint zumindest eine krasse Vereinfachung zu sein.

Es ist nicht nur Serbien, das den Kosovo nicht als unabhängigen Staat anerkennt, wie im ARD-Betrag nahegelegt, sondern es sind ca. 90 Staaten, die den Kosovo nicht anerkennen, darunter auch einige europäische wie Spanien und Slowakei wegen der dortigen Minderheiten mit Abspaltungstendenzen (Katalanen, Ungarn in der Südslowakei).

https://www.diepresse.com/6293673/djokovic-botschaft-kosovo-das-herz-serbiens?ref=reco_a_packages

Der serbische Tennis-Superstar Novak Djokovic gab dazu eine ambivalente Stellungnahme ab: "Kosovo ist das Herz Serbiens. Stopp der Gewalt!"

Das ist unüblich, weil er bisher mit derartigen Äußerungen nicht aufgefallen war.

Djokovic hatte aber bereits mit seiner Impfverweigerung Aufsehen erregt, er wurde, weil er Serbe ist, zumeist vom westlichen Publikum sehr schlecht behandelt und bekam nicht die Unterstützung, die ein Sportler vom Publikum oder von Teilen des Publikums eigentlich braucht. Meiner Meinung besteht die Möglichkeit, dass es sich bei Djokovics Impfverweigerung um reine Psychologie ohne irgendeinen Zusammenhang zur Impfung handelte, darum, sich die Unterstützung des serbischen Volkes zu sichern.

Umso abhängiger wurde er andererseits vom serbischen Publikum, das ihm vollen Rückhalt gab, und um den er sich auch bemühte, aus psychologischen Gründen.

Tennis ist irgendwie oftmals "nobler", vielleicht auch, weil es ein Einzelsport ist, in dem der Nationalismus wegen Fehlens des Team-Charakters eine geringere Rolle spielte.

Von den westlichen Spitzenspielern Roddick, Federer, Nadal, etc. wurde Djokovic hingegen oft gewürdigt und gelobt, was die Ablehnung Djokovics durch das westliche Publikum vermutlich etwas verringerte.

Es ist oftmals bedauerlich, dass die Politik, die Konfliktpolitik und die Kriegspolitik in den Sport hineinwirkt, aber das kann auch eine Chance zur Konfliktdeeskalation sein, wie Djokovics Statementteil "Stopp der Gewalt!" andeutet, der auf friedliche Konfliktlösung auf dem Verhandlungswege hinauslaufen könnte.

Ein ähnlicher Fall des Einflusses des Krieges auf den Sport (ebenfalls Tennis) war, dass die Ukrainerin Kostyuk der Weissrussin Sabalenka (Weissrussland ist so eine Art Putin-Kolonie) den Handschlag verweigerte, wegen des Ukrainekrieges, und weil Sabalenka sich aus Sicht von Kostyuk nicht ausreichend vom Ukrainekrieg distanziert hatte. Kostjuk wurde dafür vom Publikum ausgebuht.

CC BY SA 2.5 / Furfur https://de.wikipedia.org/wiki/Volksabstimmung_in_Oberschlesien#/media/Datei:Sprachen_in_Schlesien_1905_06.svg

Sprachensituation in Oberschlesien 1905/1906

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Miki

Miki bewertete diesen Eintrag 31.05.2023 07:26:43

stefan251

stefan251 bewertete diesen Eintrag 30.05.2023 22:13:06

21 Kommentare

Mehr von Dieter Knoflach