Eine Untersuchung im Auftrag des österreichischen Bundesheeres ergab bedenkliches:

https://www.bundesheer.at/wissen-forschung/publikationen/beitrag.php?id=3409

Nur eine Minderheit der Österreicher und -innen wäre im Ernstfall bereit, Österreich zu verteidigen, nämlich 29%. (42% der Männer und 17% der Frauen)

Somit stellt sich die Frage, ob die Wehrpflicht unter diesen Bedingungen überhaupt noch Sinn macht, denn erzwungene Teilnahme widerspricht zahlreichen demokratischen Prinzipien und Gezwungene bringen oft schlechtere Leistungen als Überzeugte.

Dem Unwillen, sich militärisch zu verteidigen, entspricht auch das niedrige Verteidigungsbudget in Österreich, einem der Niedrigsten in ganz Europa.

Da Österreich umgeben ist von NATO- bzw. EU- Ländern (neben den ungefährlichen Staaten Schweiz und Liechtenstein), braucht es eigentlich gar kein Bundesheer, weil es gar nicht angegriffen werden kann, ohne zuvor die NATO anzugreifen, und es gibt wohl weltweit niemanden, der sich das trauen würde.

Ein weiterer krasser Widerspruch ist die Haltung der Österreicher zur Solidarität, bzw. zum militärischen Beistand innerhalb der EU.

Falls Österreich angegriffen werden sollte, so erwarten/verlangen 73% der Österreicher und -innen von anderen EU-Ländern militärischen Beistand.

Aber falls ein anderes EU-Land militärisch angegriffen werden sollte, dann sind nur 30% dafür, dass Österreich diesem Land militärischen Beistand leistet.

Also fast die Hälfte der Österreicher (43%) ist der Meinung, militärischer Beistand sei eine Einbahnstrasse, und man bekomme diesen, ohne im Umkehrfall einen gleichartigen zu leisten, was eine krasse Verletzung des Reziprozitätsprinzips ist. Interessanterweise sind das oft dieselben, die sich darüber beschweren, dass Migranten oder Flüchtlinge oder Asylberechtigte etwas aus dem Sozialsystem herausbekommen, ohne gleichviel in das Sozialsystem eingezahlt zu haben. Also auch hier wieder Doppelmoral.

Aber so kann Solidarität nicht funktionieren - nämlich einseitig. Wer Solidarität will, der muss auch bereit sein, solidarisch zu handeln.

Dieses Rosinenpicken, dieses mal EU-Mitglied, mal neutrales Nicht-EU-Mitglied, je nach Situation, hat auf europäischer Ebene keine Chance, durchzukommen.

Der viele Jahrzehnte lang praktizierte Populismus, Pazifismus und Neutralismus verschiedener Österreichischer Parteien hat eine starke Doppelmoral tief im Bewusstsein der Leute verankert.

Auch die Befürwortung einer EU-Armee ist weiter gesunken, nämlich auf 37%, nach 42% im Vorjahr.

81% der Österreicher und -innen glauben, dass Österreich wegen der Neutralität in Konflikten vermitteln könne. Aber wo sind die Fälle, dass Österreich in Konflikten und Verhandlungen eine Rolle spielte ? Nirgends ....

Im Gegenteil scheint es eher so zu sein, dass Österreich auch wegen der Innenorientierung seiner Wirtschaft (mit einem stärkeren Anteil an Tourismus, z.B.) vielleicht eher zur Innenschau neigt und zum Desinteresse am Rest der Welt.

Auch ist Österreich interessanterweise eher pro-russisch eingestellt, nur 18% lehnen die Aussage, Russland sei keine Bedrohung, ab.

Im Vergleich zu 28% bei USA und China.

Und das, obwohl Russland gleich in mehrere Kriege verwickelt ist (Ukraine, Karabach, Syrien) und obwohl die Syrien-Flüchtlingswelle, die sehr wesentlich durch die russische Diplomatie/Politik/Militäraktion ausgelöst wurde, in Österreich zahlreiche Sicherheitsproblematiken verursachte.

Diese Unwilligkeit der Österreicher, auch militärischen Beistand zu leisten, hat natürlich auch drastische Auswirkungen auf die Machtbalance innerhalb der EU. Z.B. Frankreich war das europäische Land, das Griechenland in der griechisch-türkischen Krise rund um die Rohstoffvorkommen bei Zypern am meisten Beistand leistete, was wieder dazu führen dürfte, dass Griechenland in eine französische Abhängigkeit kommen könnte, was die ohnehin starke Rolle Frankreichs in der EU noch weiter zementieren dürfte.

Und dieselben Österericher und -innen, die sich heute hartnäckig weigern, anderen EU-Ländern militärischen Beistand zu leisten, werden vielleicht die Ersten sein, die sich bei der nächsten Gelegenheit über die Macht Frankreichs in der EU beschweren, sei es nun bei milliardenschweren EU-Rettungspaketen für französische Banken, die Italien dicke Kredite gaben, die jetzt wackelig werden, oder darüber, dass Frankreich das (nach dem Brexit) einzige EU-Land mit Vetorecht im UNO-Sicherheitsrat ist, sodass es zahlreiche EU-Politiken blockieren kann.

Ein altes britisches Sprichwort sagt: "There is no free luch!" (Frei übersetzt: "Es gibt nichts gratis im Leben" )

Und wer europäischen Beistand und die Vorteile der EU will, der sollte eben auch die Nachteile in Kauf nehmen. So blöd, Österreich alles zu geben, ohne irgendwas zu verlangen, sind die anderen EU-Länder nun auch wieder nicht .....

Solange das nicht begriffen wird, ist der Nationalfeiertag (26. Oktober) eher ein Nationaltrauertag.

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LeeresGeschwätz

LeeresGeschwätz bewertete diesen Eintrag 25.10.2020 16:40:41

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