Rechtsextremisten in rechtsextremen Internetforen behaupten immer wieder, die Gewerkschaften oder Grüne würden VW dominieren und seien schuld an der VW-Krise.
Aber das ist wie so oft bei rechtsextremen Behauptungen eine Lüge.
Die Aktionärstruktur bei VW ist folgendermaßen:
ca. 53% Porsche-Holding, also Familie Porsche-Piech.
ca. 20% Land Niedersachsen
ca. 17% Katar Holding, also ein Beteiligungskonzern des Staates Katar
ca. 10% Streubesitz, also oftmals wechselnde Privataktionäre
Das Land Niedersachsen wird wechselnd regiert, so waren sowohl Sigmar Gabriel als auch Gerhard Schröder (beide SPD) ebenso wie David McAllister und Christian Wulff (beide CDU) in den letzten Jahrzehnten Ministerpräsidenten von Niedersachsen. Und während
einer SPD-Ministerpräsidentschaft kann rein theoretisch ein Einfluss SPD-naher Gewerkschaften hineinkommen in den VW-Konzern.
Allerdings !!!! Und das verschweigen Rechtsextremisten zumeist: die Beteiligung des manchmal SPD-beherrschten Landes Niedersachsen beträgt lediglich 20% am VW-Konzern, diese Minderheitsbeteiligung von 20% kann leicht überstimmt werden von anderen Konstellationen und anderen Großaktionärsgruppen, insbesondere der Porsche-Piech-Familienholding, die eine Mehrheitsbeteiligung von 53% beträgt.
Wie so oft eine krasse Verfälschung durch rechtsextreme Lügner, aus einer relativ unbedeutenden Minderheitsbeteiligung des manchmal SPD-regierten Landes Niedersachsen einen dominierenden Einfluss der Gewerkschaften oder der Grünen auf den VW-Konzern "abzuleiten" oder scheinabzuleiten.
Bei manchen, die nicht so genau informiert sind, mögen derartige Lügen sogar Glauben finden, so nach dem Motto "Ich hab das ja gehört, dass die Gewerkschaft hier möglicherweise einen gewissen Einfluss hat, mehr als bei anderen Konzernen, also wird an der These der gewerkschaftlichen Alleinherrschaft über den VW-Konzern wohl was dran sein".
Nein, wird es eben nicht, die Beteiligung des manchmal SPD-regierten Landes Niedersachsem am VW-Konzern beträgt lediglich 20%, und in den anderen Aktionärsgruppen Piech-Porsche-Familienholding (53%) und Katar Holding (17%) gibt es Null Gewerkschaftseinfluss, nicht einmal einen gelegentlichen Gewerkschaftseinfluss.
Wenn es um die Ursachen für die Krise geht, dann sollte man sich wohl eher das Management oder die anderen, insbesondere die dominierenden Großaktionäre ansehen, oder eben die Bundespolitik.
Es mag auch sein, dass der Atomenergieausstieg vor 10 Jahren mit eine Rolle spielte bei der VW-Krise, aber daran waren auch CDU/CSU und FDP beteiligt, und nicht nur SPD / Grüne.
Man kann auch die These vertreten, dass das Management oder die Managements der Vergangenheit sehr wesentlich Mitschuld tragen an der VW-Krise, zum Beispiel an der "orientierung am lean management" eines Elon Musk, durch den Versuch, durch Senkung der Qualitätsstandard und Verbilligung Marktanteile zu gewinnen, durch zu langes Festhalten am Verbrennermotor und zu zaghaftes Umsteigen auf das Elektroauto, oder vieles andere mehr.
Hans-Werner Sinn kritisiert das des öfteren und erklärt es zur "Schande für Deutschland", dass das meistverkaufte Elektroauto in Deutschland lange Zeit der E-Fiat-500 aus Italien war.
Ebenso eine Problem für Deutsche Automobilkonzerne (nicht nur für VW) ist die Orientierung am teuren Premium-Segment, das lange hohe Gewinne versprach, das aber in Zeiten von Corona-Krise und Inflation, wo eher Billigautos gefragt sind, ins Trudeln kommt.
Gerade VW landete lange Zeit seine großen Erfolge, zum Beispiel Exporte in die USA der billigen VW-Käfer, die wesentlich weniger des in den 1970er Jahren stark teurer gewordenen Benzins frassen als die US-Strassenkreuzer, mit Kleinwagen und sparsamen Wagen.
Und nun passiert den deutschen Konzernen eben durch Herausforderer wie Fiat genau das, was sie mit dem VW-Käfer damals den US-Konzernen zufügten: nämlich in Krisenzeiten mit kleinen, billigen und sparsamen Autos die großen zu verdrängen.
So gesehen hat das auch was mit Revanche zu tun und mit ausgleichender Gerechtigkeit. Und für mich als jemanden mit Norditalien-Bezug freut es ganz besonders, dass das in Deutschland und Österreich lange verächtlich betrachtete Italien mit Fiat es ist, dass den arroganten und überheblich gewordenen deutschen Konzernen Niederlagen und Marktanteilsverluste zufügt.
Übrigens gibt es auch in Italien starke Gewerkschaften, also wenn die rechtsextreme Lüge von der Gewerkschaftsherrschaft über die Auto-Konzerne und der Krisenalleinschuld der Gewerkschaften stimmen würde, dann dürfte nicht Fiat im E-Auto-Sektor deutsche Konzerne verdrängen.
Ebenfalls eine Rolle spielt China: die Verhältnisse in China haben sich gedreht, China produziert heute selbst genug Autos, insbesondere E-Autos, die die deutschen Konzerne unfähig oder unwillig sind zu erzeugen, E-Autos sind lokal-emissionsfrei ud daher gut geeignet für Stadtverkehr (besonders wichtig bei der hohen Besiedlungsdichte in chinesischen Großstädten), während die oft sehr stark benzinfressenden und abgasausstossenden deutschen Stinker in China, insbesondere den Großstädten, immer mehr zu Ladenhütern werden, die unverkäuflich sind. So gesehen war es nicht der rot-grüne Druck zur Umstellung auf E-Autos, der VW in die Krise stürzte, so wie rechtsextreme Lügner behaupten, sondern in Bezug auf China genau im Gegenteil die zu starke deutsche Orientierung am Benziner und am teuren und benzinverbrauchenden und stark abgasverursachenden Benzin-Premium-Sektor. Übrigens ist es ja gerade die AFD, die ein Festhalten am Benziner fordert, und eben deswegen mitverantwortlich ist für die Absatzkrise der deutschen benziner in China. Und diese rechtsextremen Lügen dienen vermutlich auch dazu, die Mitschuld der AFD an der Auto-krise in Deutschland zu vertuschen. Diese deutsche VW-Krise betrifft nicht nur VW, wie Rechtsextremisten behaupten, sondern die anderen deutschen Autokonzerne mit geringerem Gewerkschafteinfluss genauso.
Psychologen nennen das "erworbene Sorglosigkeit". Deutschland und Deutsche Konzerne waren solange verwöhnt und überheblich durch "Exportweltmeister"-Erfolge, dass sie es verabsäumten, Anpassung zu unternehmen.
Und diese Erworbene Sorglosigkeit ist nun kein gewerkschaftsspezifisches Phänomen, sondern ist auch bei Nicht-Gewerkschaftern und Anti-Gewerkschaftern, bei Gewerkschaftshassern, auch und insbesondere aus dem rechtsextremen Bereich, genauso zu finden.
Hat irgendwer von diesen rechtsextremen Blogger vor 5 Jahren geschrieben, dass deutschen Autombilkonzernen eine Krise drohe ?
Nein, hat keiner, dazu sind sie wirtschaftswissenschaftlich vermutlich auch viel zu blöd, erst dann , wenn niemand mehr die Krise leugnen kann, weil sie so offensichtlich ist, beginnen Rechtsextremisten, diese faktenwidrig den Gewerkschaften und den Grünen in die Schuhe zu schieben.