Das SPÖ-Führungsgremium beschloss laut Medienberichten mit 12 zu 10 Stimmen bei fünf Enthaltungen, in die kommende Parteimitgliederbefragung auch eine Frage nach dem Verbleib von SPÖ-Vorsitzender Rendi-Wagner aufzunehmen.
Dieses Ergebnis ist erstens einmal sehr knapp, weil wegen der Enthaltungen nur eine Minderheit der Vorstandsmitglieder die Entscheidung fällte (12 von 27 Mitglieder, also 44.4%).
Vor allem aus Wien kommt die Kritik, dass eine derartige Fragestellung kurz vor der Wien-Wahl schädlich sein kann, weil dadurch die Doskozil-Fans in Wien (ich gendere hier absichtlich nicht) eher nicht zur Wien-Wahl gehen und für die SPÖ stimmen werden, was sie eher getan hätten, wenn diese Frage nicht gestellt worden wäre.
Auch steht diese Frage im Widerspruch zu den Konzepten vieler SPÖ-Funktionäre (auch und insbesondere weiblicher Funktionäre), in Zukunft mehr nach US-Modell (oder nun auch BRD-Modell) vorzugehen und direkte "Kampfabstimmungen" zwischen mehreren Kandidaten bzw. Kandidatinnen bzw. Teams vorzusehen.
https://www.diepresse.com/5150546/bdquohabe-eine-sympathie-fur-vorwahlenldquo?from=rss
Nun kommen aber keine Vorwahlen, wie das Maltschnig, die Leiterin der Renner-Akademie, vorgeschlagen hatte, sondern eine Befragung ohne Alternativkandidaten, auch deswegen, weil der burgenländische Landeshauptmann Doskozil (SPÖ) überhaupt keine Anzeichen zeigt, das Burgenland zu verlassen und sich auf glatte Wiener Parkett zu begeben, wo ohne Freunderln in den Medien extreme Ausrutschgefahr besteht.
Außerdem waren, so seltsam das auch klingen mag, alle SPÖ-Kanzler, SPÖ-Kanzlerkandidaten und -innen und SPÖ-Parteivorsitzenden aus Wien bzw. Wien-Umgebung, was die SPÖ von allen anderen Mitte-Links-Parteien der Welt unterscheidet: sowohl bei den US-Demokraten als auch bei der SPD kamen alle Kanzler, Kanzlerkandidaten, Präsidenten oder Präsoidentschaftskandidaten und Parteivorsitzende aus den verschiedensten Bundesstaaten bzw. Bundesländern.
Und so wird diese SPÖ-Mitglieder-Befragung zu einer No-na-Frage: wenn die SPÖ nicht einmal einen Gegenkandidaten oder eine Gegenkandidatin auftreiben konnte, dann scheint der Karren aber wirklich tief im Dreck zu stecken, und weil weit und breit keine Alternative absehbar ist, sind die Parteimitglieder praktisch gezwungen, Rendi-Wagner im Amt zu bestätigen, was man auch als Diktatur betrachten kann.
CC / SPÖ Presse und Kommunikation https://de.wikipedia.org/wiki/Pamela_Rendi-Wagner#/media/Datei:2019_Pamela_Rendi-Wagner_(32995117698)_(cropped).jpg
SPÖ-Parteivorsitzende Rendi-Wagner: mehr beschädigt als bestätigt durch die kommende Mitgliederbefragung über ihre Person ohne Gegenkandidaten (was man auch als Kopie der Angela-Merkel´schen Alternativlosigkeit sehen kann) ?
Eine Wahl (wie die SPD-interne Wahl um den Parteivorsitz) setzt ja immer voraus, dass man wählen kann zwischen mehreren Alternativen. Wenn bei der SPÖ-Mitgliederbefragung keine Alternative geboten wird, dann ist sehr fraglich, ob man das als demokratisch im Sinne von demokratischer Wahl betrachten kann.