Die Kombination von Wintereinbruch und Covid-Lockdown bedeutet auch so manche Grenzsituation für Sozialsystem und Obdachlose.

Eben wegen des Wintereinbruchs ist der Andrang zu den Obdachlosen-Tageszentren besonders groß, hingegen die Aufnahmekapazitäten (insbesondere wegen der Maximalbelagszahlsenkung wegen Covid-Ansteckungsgefahr) durchaus beschränkt, weshalb es des öfteren zu flächendeckenden "Torsperren" in ganz Wien kommt, völlig unabhängig von Organisation und Naheverhältnis. So gibt es in Wien im Großen und ganzen gesehen zwei größere Träger, der eine ist Stadt Wien und ihr Umfeld (also die "roten" "Anbieter" ), der andere ist Caritas (also der "schwarze" "Anbieter" ). Früher hat man sich immer über Leute lustig gemacht, die beide oder mehrere Parteibücher haben. Aber Österreich ist eben ein bis zur Krankhaftigkeit verparteipolitisierter Staat, und so muss man sich eben oft in zwei Systemen, einem schwarzen und einem roten registrieren zu lassen, um gewisse Dinge zu bekommen.

Die Spaltung und Zersplitterung, die auch mit einigen Effizienzverlusten einhergeht, ist so wie die in Österreich einzigartige Spaltung in zwei unterschiedliche Autofahrerklubs, "schwarzen" ÖAMTC und "roten" ARBÖ, wohl ein Überbleibsel des Bürgerkrieges des Jahres 1934. Motto: "Klar steht mein mit Pannengerät ausgestatteter Wagen direkt neben Deinem Wagen mit Panne, aber ich helfe Dir nicht, weil Du beim falschen Autofahrerklub bist".

Wenn zum Beispiel die schwarzen Tageszentren überfüllt und vorübergehend gesperrt sind, und die roten Tageszentren noch Kapazitäten haben (oder umgekehrt), was des öfteren der Fall ist, dann gibt es kaum Möglichkeiten zu einem organisierten Ausgleich, sodass dieser Zustand der selektiven Überfüllung oft bestehen bleibt.

Hier ein Überblick der Lage heute (Samstag 27.11.2021, vormittag).

Das Warten in der winterlichen Kälte auf Einlaß ist gesundheitlich besonders bedenklich, auch und insbesondere wegen der Gefahr der Entwicklung von Gelenksarthrose, einer Erscheinung der durch Kälte beschleunigten Gelenksalterung und des Gelenksverschleisses, insbesondere in Knien, Schultern und Fingern.

Die mag einer der Gründe sein, warum manche Tageszentren erstens dazu übergegangen sind, Nummern zu verteilen, und zweitens dazu, direkt vor dem Tageszentrum zu verhindern, dass mehr als fünf Leute auf Einlaß warten, notfalls auch mit Gewalt, wie mir ein Mitarbeiter einer dieser Einrichtungen mitteilte. Große Warteschlangen oder Warteansammlungen mitten in der Winterkälte würde den Eindruck trüben, Österreich sei ein perfekter Sozialstaat, Wien "eine perfekt verwaltete Stadt", wie der frühere Wiener Bürgermeister Häupl (SPÖ) einmal in der für ihn typischen Übertreibung plakatieren liess, worüber sich deutsche Touristen halbtot lachten, hingegen Wiener nur mit einem achselzuckenden "Was soll man machen ?" eine Art des Fremdschämens für ihre Stadt blieb.

Große Warteschlangen in der Winterkälte würden auch möglicherweise die Aufmerksamkeit der Medien erwecken, oder von der jeweiligen politischen Opposition ausgeschlachtet werden, weshalb sie eher verhindert oder zerschlagen werden.

Hingegen verfügen Bundes- und Landesregierungen (also ÖVP und SPÖ) über ausgiebig Finanzmittel, um über Werbekampagnen und Werbeausgaben das Schweigen oder Vertuschen der Medien über Missstände oder Suboptimalitäten zu erkaufen. Und gerade die sogenannte "Kälte-App" der Stadt Wien wird derzeit massiv beworben, die allerdings von zahlreichen Leuten mit Deutschland-Erfahrung auch kritisiert wird, mit dem Argument, es sei eine reine Wohlfühl- und Passanten-App, die aber den Obdachlosen nur wenig bringe. Während wirkliche Hilfe erst einmal mit dem beginnen müsste, was der frühere SPD-Vordenker Lasalle mit "Gute Politik beginnt mit dem Aussprechen dessen, was ist" bezeichnete, was in krassen Gegensatz zu seinem österreichischen Pendant Viktor Adler mit seinem "Es ist besser, mit den Massen zu irren, als gegen sie Recht zu behalten" skizzierte, wobei der aber vielleicht nur die Arzt-Funktion/Armenarztfunktion meinte, nicht aber die Politiker-Funktion.

Gleichzeitig hat die SPÖ Wien mit der Skandalisierung von Airbnb ein neues, ausländisches Konzernfeindbild erkoren, weil Airbnb Anzeigen über Vermietung und Zwischenvermietung von Gemeindewohnungen angenommen hatte. Mit dieser Skandalisierungspolitik wird auch eine Debatte über mögliche Missstände in Wien, auch und insbesondere beim Mietrecht und Gemeindebaumietrecht, unterdrückt, zum Beispiel dahingehend, ob die Vergabekriterien und Behaltekriterien und Behaltebedingungen (z.B. Berücksichtigung von Einkommensanstiegen bei der Miethöhe so wie in deutschen Gemeindebauten) die richtigen seien. Und die Wahrheit, dass die Gemeindewohnungen wegen der Subvention ganz spezifische Wohnungen sind, mächte die SPÖ vielleicht aus populistisichen Gründen nicht aussprechen.

Während Handelsgericht und OGH der Stadt Wien (bzw. ihrer Regierung) Recht geben mit dem Verbot der Gemeindebauweitervermietungs- und Untervermietungsverbote (durchaus mit Recht), bleibt die nötige politische Debatte weitgehend aus, zum Beispiel über die Frage, ob (durch derartige Verbote erzwungener) Leerstand besser sei als eine Untervermietung, die wenigstens die Nachfrage reduziere und so gesehen die Marktpreise senken müsste, während die Verbotspolitik der SPÖ auf eine Mietpreiserhöhung im freien Markt hinauslaufen dürfte, und damit auch auf eine Verschärfung dfer Obdachlosigkeitsproblematik.

Aber Hauptsache, man kann sich selbst populistisch mit Unterstützung der SPÖ-nahen Journalisten und Journalistinnen zur sozialen Alternativlosigkeit erklären, dann dürfen störende Fakten durch Agenda Setting locker vertuscht werden.

Also, die "Show-Politik", die Arbeitsminister und früherer IHS-Chef Martin Kocher vielleicht absichtlich, um seiner Partei und Regierung zu schaden, so offen ansprach, findet sich nicht nur bei ÖVP, sondern bei praktisch allen Parteien: "Statecraft needs Stagecraft", sagen die Briten dazu cool; "Staatskunst braucht Schauspielkunst".

Was hierzulande von der krampfhaft skandalisierenden Opposition nur allzuoft skandalsiert wird, auf eine Art und Weise, die selbst ein Skandal ist, und die die Frage der möglikchen Absichtlichkeit von Kochers Handeln und Sagen vertuscht.

Dass sowohl Sommerhitze als auch Winterkälte den angeblichen Sozialstaat in einen Grenzbereich bringen, erwähnte ich schon vor ca. einem halben Jahr, als ich über damalige Überfüllung der Zentren berichtete, die einige gesundheitlich angeschlagene der Gefahr des Hitzschlags aussetzte.

Damals erwähnte ich schon die gleichzeitig vielfach leeren oder fast leeren "Frauenräume", die auf der (faktenfreien feministischen ?) Ideologie der "sekundären Obdachlosigkeit vieler Frauen, die im dysfunktionale Beziehung mit toxischen Männern gezwungen seien, um nicht obdachlos zu werden".

Und um diese angeblich existierenden "sekundär-obdachlosen Frauen" dazu zu bringen, ihre angeblichen Problembeziehungen zu verlassen, wurden zahlreiche Frauenräume und Frauenbevorzugungen geschaffen, die heute, nach großer Bekanntheit, weitgehend ungenutzt sind, die aber (zumindest bei tageweiser Öffnung) vielen Männern es ersparen würden, bei Sommerhitze oder Winterkälte vor dem Zentrum oder irgendwo anders in problematischen Zuständen warten zu müssen. Anders gesagt: wenn diese nicht oder kaum genutzten Frauenräume zumindest tageweise den Männern geöffnet würden, dann bestünde weniger und kürzere Überfüllungs- und Torsperrenzustände.

Diese Bevorzugung der Frauen, die auch und sehr wesentlich eine gesundheitliche Schädigung der Männer ist, beruht wohl sehr wesentlich auf der Frauendominanz in der Sozialarbeit und in den Führungsebenen des Sozialbereichs. So wie Kindergärtnerin, Volksschullehrerin, Richterin, Apothekerin, Ernährungswissenschaftlerin, und einigen anderen mehr zählt Sozialarbeit heute zu den weiblich dominierten Berufen, und kombiniert mit weltfremder und oft theorieüberlasteter und praxisferner Indoktrination an den Universitäten ist die Fehlallokation von Ressourcen, also die Widmung und Errichtung von Frauenräumen ohre wirklichen Bedarf, die den Männern Räumlichkeiten wegnimmt, ein Zeichen einer massiven Fehlsteuerung einer ganzen Branche. Das betrifft nicht nur die Frauenräume, sondern auch z.B., dass viele Einrichtungen wie Gesundheitszentren für Sozialbedürftige z.B. ein Männersitz-WC und zwei Frauensitz-WCs haben bei 80% männlichen Kunden, sodass der einzige Erziehungseffekt, der aus dieser feministisch-ideologischen Ausrichtung auf nicht existierende sekundär-obdachlose Frauen resultiert, derjenige ist, die Männer zu Regelbrechern zu erziehen, dazu, bei fäkalem Notstand auf die Regeln zu scheissen und das Frauen-WC zu benutzen. Derartiger (durchaus verständlicher) Regelbruch bleibt oft unentdeckt.

Ob diese Erziehung der Männer zum Regelbruch, beruhend auf einer falschen feministischen Ideologie, nämlich der der "sekundär-obdachlosen Frauen", dem Sozialbereich massiven Schaden und den Männer ein Verbrecher- und Regelbrecher-Image einhandelt, sei einmal dahingestellt.

Diese Frauendominanz, z.B. im Volksschulbereich, dürfte auch ein (wenn auch nicht der einzige) Grund sein, warum Mädchen weit bessere Lernerfolge erzielen als Jungen, insbesondere im Bereich mit Migrationshintergrund.

Siehe auch:

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/diktatur-der-frauen-73388

Eine kuriose Spezifität des Lockdowns ist auch die Schwierigkeit, wintertaugliche Schlafsäcke zu kaufen. Diese werden normal in Sportgeschäften oder Bergsteigergeschäften verkauft, für die ein totaler Lockdown gilt, mit Ausnahme von Onlinebestellungen und Lieferung vielleicht (aber ein Obdachloser kann nicht nachhause liefern lassen). Obwohl wintertaugliche Schlafsäcke für draussenschlafende Obdachlose ein Gegenstand des täglichen Gebrauchs sind, und für diese Gegenstände des täglichen Gebrauchs der Lockdown eigentlich nicht gelten dürfte.

Ein im Sozialbereich Tätiger deutete an, die Obdachlosen seien halt der Politik scheissegal (mit Ausnahme vielleicht der angesprochenen Advents-Show-Politik bei "Licht-ins-Dunkel"-Sammelsendungen des ORF), und daher gelte für den Alltagsgebrauchsgegenstand Winterschlafsack eben ein totaler Lockdown, der gar nicht gelten dürfte, aber ihn wundere in diesem Zusammenhang gar nichts mehr. Ein möglicher Grund für ein weitgehendes Desinteresse von Medien und Politik an dem Thema Obdachlose könnte sein, dass es sich weder um potenzielle Wähler noch um potenzielle Käufer handelt.

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
1 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

pirandello

pirandello bewertete diesen Eintrag 27.11.2021 22:57:23

29 Kommentare

Mehr von Dieter Knoflach