Ich möchte einmal auf Umwegen wieder auf das aktuelle Katalonien-Thema kommen.
Spanien war fast das einzige EU-Mitgliedsland (mit Ausnahme von Slowakei, Rumänien und Griechenland), das im Jahr 2006 / 2008 die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkannte, so wie fast alle EU-Mitgliedsländer.
Der Grund Spaniens, die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anzuerkennen, war im Jahr 2008 (!) die Befürchtung, die Abspaltung des Kosovo gegen die serbische Verfassung und gegen den Willen der serbischen Zentralregierung könnte die Abspaltung des ähnlich gelagerten Kataloniens von Spanien begünstigen, als Präzedenzfall gesehen werden, etc.
Also, wie auch immer problematisch die konkreten, aktuellen Entscheidungen der spanischen Zentalregierung gewesen sein mochten, man sollte dennoch nicht übersehen, dass die auch von Österreich und Deutschland vorangetriebene Abspaltung des Kosovo von Serbien zur Abspaltungsbewegung Kataloniens von Spanien beigetragen hat.
"Respice finem", lautet eine alte Weisheit der antiken Römer. "Bedenke das Ende", gemeint waren dabei die Folgewirkungen von Entscheidungen.
Leider scheint in dieser Zeit der Verdummung und der Infantilisierung niemand über langfristige Folgewirkungen nachzudenken.
https://en.wikipedia.org/wiki/International_recognition_of_Kosovo
Public Domain https://en.wikipedia.org/wiki/International_recognition_of_Kosovo#/media/File:CountriesRecognizingKosovo.png
https://de.wikipedia.org/wiki/Kosovo
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Anerkennung_des_Kosovo
Die Formulierung mit der "Infantilisierung der Demokratie" stammt vom verstorbenen ORF-Generaldirektor Gerd Bacher.