Ein Primär und PatientInnenanwältin Sigrid Pilz haben in der ZIB2 und im Mittagsjournal, die ich aufgrund meiner lausigen Arbeitsbedingungen momentan nicht verlinken kann, Stellung genommen zur Frage des Gesundheitssystems, der Spitalsambulanzen, etc.

Ich möchte hier alles erwähnen, was gegen die Positionen dieser beiden spricht, aber in den Medien noch nicht erwähnt wurde:

1.) Volle Spitalsambulanzen (die oft ohnehin nur vormittags offen sind) sind für das Spitalspersonal nicht unbedingt negativ, sondern positiv, weil sie ein kontinuierliches Arbeiten ermöglichen. Für die Patienten und -innen, die lange warten müssen, können diese Wartezeiten ärgerlich sein, aber viele füllen die Zeit durch mitgebrachte Arbeit oder Lesestoff oder durch die Spitalbibliothek.

2.) es kommt immer darauf an, was behandelt wird, bzw. worum es geht: wenn es um die Nachbehandlung bzw. Kontrolle einer Spitals-OP geht, dann kann die Behandlung in der Spitalsambulanz einfacher sein, weil dadurch der mehrfache Kommunikationsaufwand entfällt: mit dem Hausarzt müsste ja ein zusätzlicher Arzt eingebunden sein und sich mit der Sache beschäftigen, der zusätzlich kein Fachexperte ist, sondern ein Allrounder.

2a) eine Ausnahme sind die ärztlichen Kunstfehler: wenn ein Spital eine OP verpfuscht, dann ist sie natürlich interessiert, den Patienten im Spital zu halten, um den Kunstfehler zu vertuschen. Wenn hingegen ein Hausarzt eingebunden ist, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein ärztlicher Kunstfehler auffliegt.

3.) der Kostenvorteil, den Hausärzte momentan haben, kann natürlich geringer werden oder völlig verschwinden, wenn die Hausärzte zusätzliche Bezahlung für die Verlagerung von Spitalambulanz auf die Hausärzte verlangen.

4.) Ausgeblendet wurde auch die Rolle der Gerichte: mir erscheint es nach erster oberflächlicher Betrachtung so zu sein, dass Gerichte bei der Einstufung, was ein ärztlicher Kunstfehler ist, an Spitäler höhere Ansprüche stellen, als an Hausärzte. Was in weiter Folge auch dazu beiträgt, dass in Spitälern gründlicher und teurer untersucht wird (oft mehrfach untersucht wird).

5.) Alleine schon die lange Wartezeit in Spitalsambulanzen bewegt viele Leute, die es eilig haben, zu einem Arzt zu wechseln.

6.) die ganze Debatte der Beiden war fokussiert auf den Normkunden der Spitäler, den Versicherten (oder die Versicherte).

Die nichtversicherten Selbstzahler, die zugegebenermassen eine kleine Minderheit sind, kamen wie oft nicht vor.

7.) was mich auch stört an der ganzen Debatte, ist, dass man sich von Vornherein schon damit abfindet, dass staatliche oder städtische Spitaler nicht konkurrenzfähig zu sein scheinen im Vergleich zu privaten Hausärzten im niedergelassenen Bereich.

Und dass die Gründe dieser angeblichen Konkurrenzunfähigkeit von Vornherein nicht analysiert werden.

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