Städtische Strafe für Inanspruchnahme städtischer Gratisuntersuchung

"Österreich ist die verrückte kleine Welt, in der die verrückte große ihre Probe hält", könnte man in Abwandlung eines Zitats sagen.

Erstens einmal hatte ich im Unterschied zum vorigen Jahr nicht in einem Obdachlosenheim überwintert, sondern vertragswidrig in einem Lager,

zweitens hatte ich einem italienischen Händler (Firenze), der spritlos in Wien gestrandet war bzw. das vorgab (mit einem Fiat Kombi), fast mein gesamtes Bargeld für zwei Sakkos gegeben,

drittens hatte ich in Institutionen der Stadt Wien wegen des Fehlens eines regulären Wohnsitzes Anspruch auf eine Gratisuntersuchung,

viertens hatte ein Bekannter, der mir einen gebrauchten Computer-Bildschirm überlassen hatte, mein Angebot, als Dankeschön dafür eine Spende an eine karitative Organisation seiner Wahl zu leisten, abgelehnt mit dem Argument, ich solle selbst ein Spende an eine karitative Organisation meiner Wahl leisten.

und dann bekam ich wegen Schwarzfahrens eine Strafe.

Die erste Betrachtung ist wie folgt: wenn ich die Untersuchung bei einem praktischen Arzt in der Nähe geleistet hätte, wohin ich wegen der kurzen Distanz zu Fuss gegangen wäre, dann hätte ich ca. 90 Euro bezahlt und damit weniger als die 115 Euro Strafe oder "Strafe", die ich dafür zahlte bzw. zahlen muss, im Anschluss an die Gratisuntersuchung bei einer städtischen Sozialinstitution mit der U-Bahn zu fahren.

Die zweite: wenn ich der Stadt Wien hohe Kosten verursacht hätte und den Winter in einem städtischen Obdachlosenheim mit angeschlossenem Arzt verbracht hätte, dann hätte ich mir die Strafe bzw. "Strafe" erspart. So gesehen wurde ich von der Stadt Wien bestraft dafür, dass ich der Stadt Wien einen Haufen Geld erspart hatte.

Die dritte: wenn die Stadt Wien ein Gericht wäre und eine Untersuchung eine Zeugenaussage, dann hätte ich Gratistickets bekommen.

Die vierte: das, was ich zahlte, war gar keine Strafe fürs Schwarzfahren, sondern eine Spende an eine karitative Organisation, nämlich die Stadt Wien, so wie mit meinem Bekannten als Gegenleistung für den überlassenen Bildschirm abgesprochen.

Die fünfte: ich wurde bestraft für meine europäische Gesinnung und für mein Italien-Faible und für meine Hilfsbereitschaft: wenn ich dem italienischen Händler nicht geholfen hätte, dann hätte ich Geld gehabt, um mir Tickets zu leisten.

Die sechste: ich wurde von der Stadt Wien bestraft dafür, dass ich einem Autofahrer in Not geholfen hatte.

Die siebte: ich hätte die neu bekommenen Sakkos wegschmeissen sollen, dann hätte ich mit dem Fahrrad fahren können und mir die Strafe erspart. So gesehen wurde ich von der Stadt Wien (mit einer rot-grünen Regierung) bestraft dafür, dass ich keine Wegwerfwirtschaft betrieben hatte. Und mit den ersparten 115 Euro hätte ich mir tatsächlich 2 neue Sakkos (eher billig) leisten können !

Schon kurios irgendwie; öffentlicher Personennahverkehr a la Piratenpartei hat so gesehen doch ein paar Punkte bei mir gutgemacht, auch wenn ich ihm in mancherlei Hinsicht kritisch gegenüberstehe.

Was spricht eigentlich dagegen, allen, die eine derartige Untersuchung in einer städtischen Institution abwickeln, zusätzlich ein Gratisticket zu geben ? Zumindest, wenn sie von ihrem Recht, in einem Obdachlosenheim zu überwintern, nicht Gebrauch machen ?

Eine weitere Sichtweise: überzogene Vorwürfe des Rassismus und der Ausländerfeindlichkeit, wie mir gegenüber gemacht, können dazu führen, dass man sich gezwungen sieht, mehr zu vertrauen als eigentlich vertretbar, was dann wiederum bedeutet, dass man leichter betrogen wird durch Ausländer, was dann wiederum Ausländerfeindlichkeit verursachen kann. Der Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit kann so gesehen eine selbsterfüllende Prophezeihung sein.

Das hätte einen Lenkungseffekt und würde insgesamt gesehen die Kosten der Stadt Wien wahrscheinlich reduzieren, weil dann einige von teurer Totalversorgung im Obdachlosenheim zu billiger ambulanter Versorgung umsteigen.

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