Der Begriff "Systemischer Rassismus" bedeutet, dass im "System" irgendetwas stecken würde, was dann am Ende rassistische und diskriminierende Resultate erzeugt.
Angenommen, die Weissen wohnen in der einen Gemeinde, die Schwarzen in der benachbarten Gemeinde. Und die Schulen der jeweiligen Gemeinde werden aus Gemeindesteuern finanziert. Die Weissen haben im Durchschnitt die höheren Einkommen, zahlen mehr Gemeindesteuern, und daher können die Schulen in der "weissen" Gemeinde besser finanziert werden, sind besser ausgestattet, können sich die besseren Lehrer leisten, und daher werden auch die weissen Kinder am Ende die bessere Schulausbildung haben.
Hingegen die im Durchschnitt niedrigen Einkommen der schwarzen Bewohner der benachbarten Gemeinde führen dazu, dass nur wenige Gemeindesteuern für diese Gemeinde abfallen, dass die Schulen in dieser Gemeinde schlechter finanziert werden, dass diese Schulen die schlechtere Ausstattung und die schlechteren Lehrer haben, und daher am Ende die schwarzen Schulkinder auch die schlechtere Schulausbildung.
Diese Zusammenhänge mögen vielen Leuten gar nicht bewusst sein. Viele Leute in den weissen Gemeinden können sogar Antirassisten und für Gleichheit sein, aber solange sie nicht wissen, dass die Schulen über die Gemeindesteuern finanziert werden, werden sie nichts unternehmen, um das zu ändern. Und genau deswegen können mangelhaft informierte Antirassisten auch leicht mit Rassisten verwechselt werden.
Daher ist "systemischer Rassismus" etwas völlig anderes als "persönlicher Rassismus". Man kann in einem System leben, in dem es Strukturen von "systemischem Rassismus" gibt, und dennoch ein Nicht-Rassist oder ein Antirassist sein.
Der Rassismus im Sinne von einem Endergebnis mit diskriminierendem Charakter steckt in diesem Fall im System, nicht in den Menschen der weissen Gemeinde, zumindest nicht in allen. Es kann sein, dass es in dieser durch höhere Einkommen und daher bessere Schulen geprägten Gemeinde eine Partei gibt, die diese Diskriminierung bekämpfen will und die Gesetze und die Schulfinanzierung ändern will oder eine Gemeidnenzusammenlegung bewirken will, so wie in der Steiermark vor ein paar Jahren; aber solange sie in der Minderheit ist, kann sie das nicht.
Und selbst die "weissen" Leute, die gegen eine Zusammenlegung dieser beiden Gemeinden sind, und damit für eine Schlechterfinanzierung der gut finanzierten weissen Schulen und für eine Besserfinanzierung der schwarzen Schulen, müssen nicht unbedingt Rassisten bzw. Hardcore-Rassisten sein: es kann auch ganz einfach sein, dass für sie ihre Kinder wichtiger sind als alles oder vieles andere, zum Beispiel die schlechtere Finanzierung der schwarzen Schulen in der Nachbargemeinde.
Es kann auch sein, dass die Passiven in der weissen Gemeinde unter Druck stehen, dass das Umfeld Druck auf sie ausübt, keine Änderung im Unterschied der beiden Gemeinden vorzunehmen.
So und jetzt das, was der Begriff "Systemischer Rassismus" nicht bedeutet, was aber Rechtsextremisten und Rassisten oft fälschlicherweise behaupten, dass er bedeuten würde: "systemischer Rassismus" bedeutet nicht, dass das "System" alle menschlichen Mitglieder dieses Systems rassistisch machen würde oder dass alle Mitglieder des "Systems" rassistisch seien.
D.h. entweder rechnen die rechtsextremen Verfälscher bei ihren Verfälschungen des Begriffes "systemischer Rassismus" vermutlich damit, dass die Mitte (also die, die weder rassistisch noch Teil der schwarzen Gemeinde mit den schlechteren Schulen sind), so empört sein wird, darüber, dass sie durch die Verfälschung des Begriffes "systemischer Rassismus" als Rassisten bezeichnet werden, sich mit den Rassisten verbünden wird, nicht aber mit den Mitgliedern der schwarzen Gemeinde mit den schlechteren Schulen.
Oder der Begriff des "systemischen Rassismus" wird gemäß obigem Beispiel fälschlicherweise als persönlicher Angriff der angeblichen extremen Linken auf alle Mitglieder der oben genannten "weissen" Gemeinde dargestellt, um eine empörte Gegenreaktion zu provozieren.
