Das Thüringer Wahlergebnis vom Sonntag erinnert sehr an die krisengeschüttelte Zwischenkriegszeit: hatten damals in den 1930er Jahren NSDAP und KPD zusammen mehr als 50%, so sind es heute Linkspartei und AfD, die zusammen mehr als 50% haben:
Linkspartei 31%
AfD 23.4%
CDU 21.8%
SPD 8.2%
Grüne 5.2%
FDP 5.0%
Sonstige 5.4%
Die CDU verlor 11.7%, die SPD 4.2%, die Grünen 0.5% Die etablierten Westparteien scheinen vielleicht insbesondere im Osten stark schwindsüchtig zu sein.
Die Polarisierung zwischen den beiden Extremparteien, die Kombination aus Faschismushysterie und Kommunismushysterie, trieb auch die Wahlbeteiligung um fast 13% nach oben auf heute 64.9%. Das dürfte der stärkste Anstieg der Wahlbeteiligung in der Geschichte Thüringens sein, auf jeden Fall des Thüringen nach dem zweiten Weltkrieg.
Da Linkspartei und AfD genausowenig zusammen koalieren und regieren können, wie damals in den 1930er Jahren NSDAP und KPD, könnte eine normale Bildung einer Mehrheitsregierung schwierig bis unmöglich werden.
https://www.wahlen.info/landtagswahl-thueringen-2019/#umfrage
Letztlich sind auch Konstellationen vorstellbar, dass überhaupt keine Mehrheitsregierung möglich ist, und eine rechtsextreme oder linksextreme Minderheitsregierung unvermeidlich wird.
Die Bundes-CDU hat mit der Doppelabsage, weder mit der AfD noch mit der Linkspartei koalieren zu wollen, sich nun in die Doppelmühle gebracht, überhaupt keine Regierungsoptionen mehr zu haben, wenn sie diese Linie beibehält, aber auch Rot-Rot-Grün ist nicht mehr mehrheitsfähig. Ebenso wie CDU-SPD-Grün oder CDU-SPD-FDP nicht für eine Mehrheit reicht.
Deutschland ist auf dem Weg vom Vorzeigestaat zum europäischen Problemstaat Nummer Eins.
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bundesarchiv_Bild_183-H1216-0500-002,_Adolf_Hitler.jpg
Zwischen Nazi Hitler (Bild oben) und Kommunist Thälmann (Bild unten) wählen zu müssen, ist wohl eher mehr Qual als Wahl, aber genau in diese schon einmal dagewesene Richtung könnte Deutschland sich entwickeln.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Th%C3%A4lmann#/media/Datei:Bundesarchiv_Bild_102-12940,_Ernst_Th%C3%A4lmann_%28scrap%29.jpg https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bundesarchiv_Bild_183-H1216-0500-002,_Adolf_Hitler.jpg
Schon der frühere CDU/CSU-Kanzlerkandidat von 2002, Edmund Stoiber warnte, dass eine große Koalition der Mitte zum Aufstieg der Extreme führe, aber seine Warnung blieb ungehört, und so schlittert auch die Bundeskoalition aus CDU/CSU/SPD in eine Krise.
Ein weiterer Einflussfaktor damals wie heute könnte sein: der Einfluss der russischen bzw. sowjetischen Politik auf verschiedene Parteien und die Gegenreaktionen darauf innerhalb der deutschen Parteienlandschaft: damals war die KPD von Moskau aus gesteuert, heute sind AfD und Linkspartei von Moskau beeinflusst.