Ich möchte noch einmal zurückkommen auf diesen höchst bemerkenswerten, aus meiner Sicht wahrscheinlich absichtlichen Abschuss dieser ukrainischen Boeing mit 176 Passagieren in Teheran.
Der betreffende Offizier, offensichtlich ein dissidenter Revolutionsgardist, handelte offensichtlich absichtlich, weil er keinen anderen Ausweg mehr wusste aus einer katastrophalen Situation, in der sich die Welt seit 41 Jahren, seit der Khomeini-Revolution im Iran, befand, eine Situation des Clashes of Civilisations, des Zusammenpralls der Kulturen, wie Samuel Huntington das genannt hatte, zwischen schiitischem Iran und dem Rest der Welt, der insgesamt ca. 4 Millionen Todesopfer erfordert hatte.
Durch diesen Abschuss und diesen Akt der radikalen Dissidenz entstand erstmals seit 40 Jahren eine Situation mit positiver Perspektive, eine Situation, in der einerseits ein unilateraler Regime Change im Iran durch USA und EU wahrscheinlicher wurde, weil durch den Wegfall der Staatsgewalt das iranische Mullah-Regime seine internationale Anerkennung verloren hatte, weil zweitens eine Situation entstanden war, in der klar wurde, dass keine Institution mehr fest hinter Revolutionsführer Khamenei stand, eine Situation, in der die übliche Blockade und Handlungsunfähigkeit des UNO-Sicherheitsrates keine Rolle mehr spielte, eine Situation, in der ähnliche Ereignisse wie die Vergiftung der Skripals kurz vor der russischen Wahl durch eine dissidente Gruppe im russischen Geheimdienst FSB wieder ins Spiel kommen, weil Russland und China, die ähnliche Demokratiemängel wie der Iran haben und daher auch ähnliche Phänomene der radikalen Dissidenz, nun auffallen, weil sie eben trotz der offensichtlichen Absichtlichkeit des Abschusses keine Sitzung des UNO-Sicherheitsrates einberiefen, obwohl sie das eigentlich hätten müssen.
Ich möchte daher US-Präsidenten Donald J. Trump für seine Entscheidung, den Chef der Revolutionsgarde Soleimani töten zu lassen und den iranischen Luftabwehroffizier, der diese Boeing offensichtlich absichtlich abschoss, für den Friedensnobelpreis vorschlagen, weil diese beiden eine neue Konstellation schufen, weil diese Beiden den gordischen Knoten, in dem sich die Welt verfangen hatte, mit Gewalt durchschlagen hatten so wie Alexander der Große vor 2500 Jahren. Diese Konstellation, wo eine Koalition Rouhani-Trump-Gardedissidenten gegen eine Koalition Khamenei-Gardeorthodoxe steht, ist das Beste, was in den letzten 40 Jahren bzgl. Iran passierte.
200 Menschen zu töten, um 100.000 Menschen zu retten, mag eine unübliche Vorgangsweise sein, mag ein militärisches Denken darstellen, das im friedensverwöhnten Europa fast völlig verloren gegangen ist, aber dennoch hat diese Logik oft genug immer noch ihre Gültigkeit, auch wenn viele Menschen unfähig sind, das zu erkennen.
Wenn man De-Facto-Staatschef Khamenei das fortsetzen lassen hätte, was er in den letzten Jahrzehnten betrieben hatte, dann wären sicher mehr Tote herausgekommen als beim Abschuss.
Alles in Allem erinnert diese Situation an die Konstellation des Theaterstücks "Terror" von von Schirach, über das ich vor langem folgenden Blog schrieb:
https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/was-bei-schirachs-terror-ihr-urteil-fehlt-26382
Zur Frage der Absichtlichkeit:
Ein US-Marschflugkörper von der Geschwindigkeit einer Boeing, der von einem irakischen US-Stützpunkt oder von einem US-Schiff im persischen Golf aus abgeschossen worden wäre, hätte ca. eine dreiviertel Stunde nach Teheran gebraucht, hätte über das Zagros-Gebirge steigen und wieder fallen müssen, und wäre dabei sicherlich mehrmals kurz auf dem einen oder anderen iranischen Radarschirm aufgetaucht, was weitergemeldet worden wäre.
Der Luftabwehroffizier musste daher wahrscheinlich überzeugt sein, dass es sich um keinen US-Marschflugkörper, sondern um eine zivile Maschine handelt, die er abschiesst.
Weil er in der Stunde zuvor wahrscheinlich keine Meldungen über kurzfristig auftauchende Objekte auf iranischen Radar-Schirmen erhalten hatte.
Und weil diese Meldungen fehlten, spielt auch der angebliche kurzfristige Kommunikationsausfall keine Rolle, der sich im Übrigen eher anhört wie die absichtlichen Befehlsverweigerungen im zweiten Weltkrieg, als Frontoffiziere Kommunikationsprobleme vortäuschten, um blödsinnige Befehle nicht hören zu müssen.
Was die vom iranischen Präsidenten Rouhani angesprochene Bestrafung der Verantwortlichen betrifft, so stellt sich die Frage, wer diese sein sollen: aus meiner Sicht am ehesten Revolutionsführer Khamenei, der seine Revolutionsgarde soweit trieb, dass sie in die verrücktesten Akte der Befehlsverweigerung verfiel, weil es ihr als die einzige Möglichkeit erschien, eine untragbare Situation zu bereinigen.
Für Leute, die weniger radikale Schiiten sind als De-facto-Staatschef Khamenei, und das sind ca. 99.99% der iranischen Bevölkerung und auch geschätzte 90% der Revolutionsgardisten, ist es natürlich nicht lustig, statt im Iran über die iranische Revolution zu wachen, wie versprochen, irgendwo weit weg wie in Syrien auf Befehl von Khamenei das Leben lassen zu müssen.
Alles in Allem ist das, was passierte, vielleicht überhaupt das Beste, was in Anbetracht der Umstände passieren konnte, so seltsam sich das in dieser Situation und in Anbetracht der 176 Toten beim Flugzeugabschuss und der 60 Totgetrampelten beim Soleimani-Begräbnis auch anhört.
Wana / Reuters https://www.nzz.ch/international/usa-und-kanada-vermuten-einen-abschuss-durch-eine-rakete-iran-weist-dies-zurueck-und-will-am-samstag-informieren-eine-uebersicht-zum-boeing-absturz-in-teheran-ld.15325
Hab und Gut der durch den Abschuss Getöteten in der Nähe des Imam-Khamenei-Flughafens ! Auch das kann man als Indiz für die Absichtlichkeit sehen .... Durch den Abschuss direkt in Teheran vergegenwärtigt der Flugabwehroffizier der unwissenden iranischen und teheraner Bevölkerung, was Khamenei weit weg z.B. in Syrien und im Irak produziert.
https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/viele-toeten-lassen-oder-wenige-selber-toeten-61529
Auch, wenn man diesen ca. vier Wochen alten Blog von mir liest, dann kann man fast den Eindruck haben, der iranische Luftabwehroffizier könnte ihn gelesen haben.
Der Luftabwehroffizier geht ja ein hohes Risiko ein, nämlich im Iran vor ein Kriegsgericht bzw. ein Militärgericht gestellt und von diesem zum Tode verurteilt zu werden, aber wenn die Lebensperspektive ohnehin trist ist, wenn die Lebensperspektive ist, irgendwo in einem entfernten Land für Khameneis Ziele in den Tod geschickt zu werden, dann lässt sich ein Todesurteil schon aushalten.
Der Hitler-Attentäter Stauffenberg war übrigens auch durch Kriegsverletzungen schwer gehandicapt, und das mag bei seiner Entscheidung, einen Putschversuch zu wagen, egal, wie symbolisch dieser auch gewesen sein mochte, mitgespielt haben.
Vielleicht hat der betreffende Flugabwehroffizier in Teheran auch eine schwere Kriegsverletzung aus irgendeinem Krieg, in den Khamenei ihn schickte.