Die Tumulte in verschiedenen US-Bundesstaaten und Städten, nachdem ein weisser Polizist vermutlich in übertriebener und situationsunangemessener Art und Weise einen Farbigen getötet hatte, kommen auch nach mehreren Tagen nicht zur Ruhe. Der betreffende Polizist wurde wegen Mord und Totschlag angeklagt.
Der getötete Afroamerikaner dürfte nicht mehr verbrochen haben, als zu versuchen, unbewaffnet mit gefälschten Geldscheinen oder gefälschten Gutscheinen Waren zu beziehen (und es ist noch nicht einmal klar, ob er bescheid wusste, dass der Schein gefälscht war). Falls überhaupt ein Verbrechen, dann eines, auf das in den USA nicht die Todesstrafe steht.
Und es stellt sich die Frage, ob US-Präsident Trump durch sehr unkluge Äußerungen nicht Mitschuld trägt am Weiterschwelen der Konflikte.
So sprach Trump davon, "Mobgewalt" beenden zu wollen, und bezeichnete des öfteren "linksradikale Kriminelle und Verbrecher" als verantwortlich für die Eskalation der Proteste und liess dabei oft die vorangegangene Gewalt eines Polizisten unerwähnt.
Er sprach auch davon, dass seine Regierung die Gewalt beenden werde, obwohl aufgrund des US-Amerikanischen Föderalismus die Komptenzen und Zuständigkeiten keineswegs so eindeutig sind.
Unterschwellig klingt bei der Rhetorik des Republikaners Trump wie auch bei vielen rechten Journalisten und Bloggern eine Schuldzuweisung an den demokratischen Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, durch, die aber insofern unglaubwürdig ist, als die Proteste auch und sehr wesentlich andere Bundesstaaten betreffen, darunter Georgia, Kentucky, Ohio, Texas, New York und andere.
"Wahlkampf ist die Zeit der fokussierten Unintelligenz", sagte einmal ein Wiener Bürgermeister, und heuer steht ja noch die Wahl des US-Präsidenten an, und um aus dieser Sache ein "blame game", ein Beschuldigungsspiel, zu machen, erscheint sie doch zu ernst.
"Die Gewalt und der Vandalismus werden von der Antifa und anderen gewaltsamen Gruppen des linken Flügels angeführt", sagte Trump Medienberichten zufolge, womit er zumindest nicht die gesamte Linke für schuldig an den Protesten erklärt. Die konsequente Nichterwähnung der Polizistengewalt am Ausgangspunkt überrascht doch.
Durchaus möglich, dass Trump wegen seiner Wortmeldung in dieser Krise die Wahl verlieren wird: die Repubikanisch-Wählenden bei der letzten Präsidentenwahl unter den Afroamerikanern waren zwar in der Gesamtzahl geringer, als die Demokratisch-Wählenden, aber wegen der Knappheit des Wahlergebnisses kann Trump die Wahl verlieren, wenn er die afroamerikanischen Republikaner (und -innen) verliert.
Trump bezeichnete die Teilnehmer der Proteste als "Thugs", als Schläger, Kriminelle und Verbrecher, wobei er alle mildernden Umstände, wie die vorangegangene Polizeigewalt, in seinen Tweets oft ausspart und unerwähnt lässt.
MSNBC (speziell Mika Brzeszinsi) hatte im vorangegangenen Wahlkampf sehr kritisch über Hillary Clinton berichtet und so gesehen vielleicht sogar zum Wahlsieg von Trump beigetragen, und kann so gesehen als zentristischer Sender gesehen werden.
In diesem Wahlkampf ist MSNBC sehr viel Trump-kritischer als beim vorigen Wahlkampf.
Trump sprach sehr oft davon, die Proteste nicht zulassen zu können, aber er sprach nie davon, Polizeiübergriffe nicht zulassen zu können.
Es ist sehr zweifelhaft, ob eine Position wie diese zur Entspannung beitragen kann.
P.S.: um Energie zu sparen und das Datennetz nicht zu überlasten, sollte man bei Videos immer geringe Bildqualität einstellen, wenn man nicht wirklich dringend hohe Bildqualität braucht.