Über die Angst als Grundlage jedes funktionierenden Staates

Ein großes Rauschen im Blätterwald ist ausgebrochen über eine Aussage von Kanzler Kurz in einem Expertentreffen, die Bevölkerung habe zuwenig Angst.

Dabei blieb aber offen offen, welche Angst Kurz genau meinte und welches Ziel er damit erreichen wollte.

Die Angst, so könnte man sagen, ist die Grundlage jedes funktionierenden Staates.

Leute, die darüber nachdenken, Verbrechen zu begehen, sollen Angst haben davor, erwischt zu werden und im Gefängnis zu landen, gemäß dem Strafgesetzbuch.

Und in Zeiten der Covid-19-Virus-Verbreitung gibt es tatsächlich viele Leute, die zuwenig Angst vor dem Virus, vor den Ansteckungen haben.

Diese österreichische Laxheit in Sachen Umgang mit Regeln und Gesetzen, so, als seien sie Empfehlungen und Bitten, ist gefährlich, weil sie eben die Gefahr von Anarchie, Verbrechen und Seuchenausbreitung bedeuten kann.

Falls Kurz diese staatspolitisch richtige und wichtige Angst gemeint haben sollte, so wäre nichts problematisches an seiner Ansage.

Und es wäre dann wohl ein Hochspielen und ein absichtliches Falschinterpretieren einer Kurz-Aussage.

Auch zwischen der Angst, wegen Verletzung der Maskenpflicht eine Strafe zu bekommen, und der Angst, an Covid-19 zu sterben, besteht ein Unterschied. Und aus den Medienzitaten und Oppositionsansagen ist nicht erkennbar, welche dieser beiden Ängste gemeint ist.

Was aber absolut berechertigt ist, ist die Forderung nach Transparenz, die Forderung, erfahren zu können, welche der verschiedenen Ängste Kurz gemeint hat. Die vollständige Offenlegung der Protokolle wäre daher wichtig im Sinne des demokratisch-transparenten Entscheidens.

https://www.derstandard.at/story/2000117131591/sitzungsprotokoll-der-taskforce-corona-ueber-zu-wenig-angst-in-der

In der Zeit vor dem mit Polizei und Justiz ausgestatteten Rechtsstaat und der damit zusammenhängenden Angst war es die "Gottesfurcht", die Angst vor einem strafenden Gott, die die gesellschaftliche Moral aufrechterhielt und Verbrechen und Gesellschaftszerfall verhinderte bzw. verringerte; so gesehen ist die Angst ein Aspekt in der Staatsführung oder Gesellschaftsführung, die einfach nicht wegzudenken ist.

CC / Heemskerk https://de.wikipedia.org/wiki/Zeus#/media/Datei:Statue_of_Zeus.jpg

Der blitzeschleudernde Zeus, der durch seine - egal, ob geglaubte oder wirkliche - Androhung, Blitze zu schleudern, die gesellschaftliche Stabilität aufrechterhielt und weitgehende Verbrechensfreiheit durchsetzte.

Diese Phidias-Statue des blitzeschleudernden und angstmachenden Zeus aus dem Jahr 435 vor Christus zeigt, dass die Angst als Staatsräson eine Konstante der Geschichte ist.

Außerdem war die Aussage aus einer Zeit vor ein paar Wochen, als es noch darum ging, Bewusstsein in der Bevölkerung für die Gefährlichkeit zu schaffen - notfalls auch mit Angst, während die Regierungspolitik die Angstpädogogik seither zurückgefahren hat.

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

4 Kommentare

Mehr von Dieter Knoflach