Über die doppelte Angst der Kopftuch-Muslimas nach Terroranschlägen und die Taqqiya

Nach dem Terror in der Wiener Innenstadt machte ich eine seltsame Beobachtung: kopftuchtragende Musliminnen waren oft zutiefst verängstigt und erschrocken, wenn sich ein offensichtlicher Nicht-Muslim näherte. Selbst, wenn es sich um harmlose Männer handelte, deren absolute Bartlosigkeit in krassen Gegensatz zu den männlichen Norm-Muslimen steht, für die sowas wie eine Bartpflicht herrscht.

Musliminnen sind gut erkennbar eben durch das islamische Kopftuch, für die es einige Normwicklungen gibt, wie z.B. die Samarkand-Wicklung.

Und in einer aufgeheizten Stimmung wie die nach den islamistischen Terroranschlägen gibt es oft Racheakte an Musliminnen, eben, weil sie so gut erkennbar sind durch das Kopftuch.

Eine Frage in dem Zusammenhang beschäftigt mich schon länger: wieso setzen Musliminnen in Gefahrensituationen das Kopftuch nicht einfach ab, um nicht als Musliminnen erkennbar zu sein und nicht Opfer von reaktiven Übergriffen zu werden ?

Dabei mag die angebliche Kopftuchpflicht eine Rolle spielen, die in Österreich noch verfestigt wurde, als im Frühjahr 2017 der Mufti der Islamischen Glaubensgemeinschaft eine Kopftuchpflicht verkündete, der Veröffentlichung (nicht aber deren Inhalt) wieder zurückgezogen wurde.

Legt man die Taqqiya zugrunde, also das Recht oder die Pflicht, in Gefahrensituationen sein/ihr Moslemsein zu verschleiern, so müsste natürlich für Musliminnen das Recht bestehen, in Situationen nach islamistischen oder vermutlich-islamistischen Terrorakten, in denen die Gefahr von Vergeltungsaktionen besteht, das Kopftuch abzulegen.

Und eigentlich müssten Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, egal, ob Präsident oder Mufti, von sich aus die (nie inhaltlich widerrufene) Kopftuchpflicht in einer solchen Situation zeitlich befristet für ungültig erklären.

Was aber nicht passierte ....

Ich habe bereits in anderen vergleichbaren Situationen (Gewaltdemos, Zusammenprallen von Kurden und Türken, etc.) versucht, Kopftuchträgerinnen aus Sicherheitsgründen dazu zu bewegen, das Kopftuch kurzfristig abzulegen. Aber das funktionierte oft nicht. Anfangs dachte ich ja, es würde nicht funktionieren, weil sie sich der Gefahr nicht bewusst seien. Aber das starke Erschrockensein der Musliminnen nach dem Terror ist ein Argument, dass ein anderer Grund vorliegt, z.B. dass zahlreiche Musliminnen von den "eigenen", also "mit"-muslimischen Männern, bzw. mit-muslimischen Klerikern wie Muftis, Imame, etc. mehr Angst haben als vor Übergriffen durch Nicht-Muslime nach Terrorakten, vor denen sie auch, aber weniger Angst haben.

Diese doppelte Angst der Musliminnen ist auch ein Ausdruck der schlechten Stellung der Frauen innerhalb der islamischen Glaubensgemeinde. Die letzte Frau im Präsidium der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Fatma Akay-Türker, trat vor einiger Zeit zurück mit starker Kritik an der Glaubensgemeinschaft und an ihrer Vorgängerin (Carla Amina Baghajati), der sie vorwarf, sich zuwenig für Fraueninteressen einzusetzen.

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/frauensprecherin-der-islamischen-glaubensgemeinschaft-zurueckgetreten-65284

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/gibt-es-im-koran-ueberhaupt-eine-kopftuchpflicht-30459

Leider hat auch die sogenannte "Helden"-Berichterstattung die Heroisierung der Männer verfestigt, wobei auch die Stellung der islamischen Frauen so schlecht blieb, wie sie ist, bzw. noch schlechter wurde.

Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass wir eine Debatte über die islamische Theologie brauchen.

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Alles in Allem scheint die Kopftuchpflicht auch wegen der damit verbundenen Regeln wie der islamischen asymmetrischen Endogamie und der "Ehrenmorde" eher ein Integrationshindernis zu sein; sie scheint dazu zu dienen, Beziehungen zwischen Nicht-Muslimischen Männern und muslimischen Frauen zu verhindern, weil eben das islamische Kopftuch eine implizite "Ehrenmord"-Drohung ist. Wenn der Glaube zugrunde gelegt wird, dass sich in einer gemischten Beziehung eher die Religion/Kultur des Mannes durchsetzt, so scheint die Kopftuchpflicht zur Verfestigung der islamischen asymmetrischen Endogamie (muslimische Männer dürfen Beziehungen mit Frauen anderer Religionen eingehen, muslimische Frauen mit Männern anderer Religionen nicht) zu dienen und zur Expansion des Islam. Dieser aus dem Koran ableitbare Expansionismus kann aber auch als unzeitgemäß betrachtet werden, weil heute internationale Konfliktlösungsmechanismen wie die UNO existieren, die zu Zeiten MOhammeds nicht existierten, und weil heute in westlichen Staaten Minderheitenschutz existiert, der damals nicht existierte.

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Iris123

Iris123 bewertete diesen Eintrag 11.11.2020 21:26:46

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