Über Langzeitstudien, Impfschäden, Flugzeugabstürze und Impfquoten

Eines der Argumente der Impfgegner, die zumindest auf den ersten Blick eine gewisse Plausibilität haben, ist das Langzeitstudien-Argument, das besagt, dass es zu riskant sei, neue Impfstoffe zu verwenden, bevor Langzeitstudien existieren, die die Unbedenklichkeit dieser neuen Impfstoffe beweisen.

Allerdings ist dieses Argument in mehrerlei Hinsicht fragwürdig:

Vergleichen wir es einmal mit den Flugverkehr: dort werden immer wieder Neuerungen eingesetzt, die nicht völlig ausgetestet sind, zum Beispiel neue Triebwerke. Der TACA-Airlines Flug 110 musste notlanden, weil etwas passiert war, was in den Tests und Studien nicht vorgekommen war. Beim Flug mit einer brandneuen Boeing 737-300 geriet dieses Flugzeug über dem Golf von Mexico in einem Hagelsturm, wobei beide Triebwerke ausfielen und musste dann notlanden, wobei glücklicherweise niemand zu Schaden kam, aber es hätte auch schlimm ausgehen können, mit vielen Toten.

Wie sich bei der Untersuchung herausstellte, spielte der Hagel eine wesentliche Rolle beim Defekt: dieser neue Treibwerkstyp war zwar auf große Mengen eindringenden Wassers getestet worden, aber nicht auf Hagel. Während das Wasser bereits in der ersten Triebwerkstufe an die Triebwerkswand zentrifugiert worden war und nicht in die dahinterliegende Kompressorstufe geraten konnte, prallten die Hagelkörner an der Wand ab und gerieten in die hintere Triebswerkshälfte mit dem Kompressor, wo sie massiven Schaden anrichteten und die Triebwerke lahmlegten.

Hagel ist unter Laborbedingungen schwer herzustellen, und vielleicht auch deswegen waren keine Triebwerkstests mit Hagel durchgeführt worden, sondern angenommen worden, dass sich Hagel ähnlich verhalten würde wie Wasser. Auf jeden Fall wurde das Triebwerk nach der Hagel-Notlandung überarbeitet.

Erst 80 Jahre nach der Erfindung des Flugzeugs kam man zur Erkenntnis, dass Vulkanasche Triebwerksausfälle und Flugzeugabstürze auslösen kann, und das auch in der Realität, nicht in Tests. Erst seit einigen Abstürzen und Problemen in einem vermuteten Zusammenhang mit Vulkanasche wurde die Sache gründlicher untersucht, und seither werden Vulkane stärker beobachtet und insbesondere die Bewegungsrichtung von Vulkanaschewolken, damit Flugzeuge diesen großräumig ausweichen können. Es ist völlig unbekannt, wieviele Flugzeugabstürze oder Notlandungen in den ersten 80 Jahren vor Bekanntheit der Vulkanaschegefährlichkeit auf Flugasche zurückzuführen waren, aber es könnten sehr viele gewesen sein.

Mit anderen Worten: in vielen Bereichen verwenden wir ungetestete oder mangelhaft getestete Technologien, was zu Problemen führen kann, wie zum Beispiel beim Kontergan-Skandal, bei dem keine Tierversuche an schwangeren Tieren durchgeführt worden waren, und deswegen ein Medikament in Deutschland zugelassen wurde, dass zu Mißbildungen bei den Geburten führte.

Heute hat sich das dadurch verschärft, dass Tierversuche immer schwieriger durchzuführen sind, wegen des Tierschutzarguments, weswegen eine wichtige Testmöglichkeit (zumindest lokal in Europa derzeit) wegfällt. Allerdings, je weniger Tierversuche man macht, umso unsicherer werden Medikamente und Impfstoffe.

Die Laborbedingungen unterscheiden sich oft in vielerlei Hinsicht von den Realbedingungen, und deswegen sind Laborstudien, auch Laborlangzeitstudien oft ungeeignet, um Dinge auszutesten.

Und es passiert immer wieder, dass wegen in der Natur, in der Realität auftretenden Ereignissen die Kriterien für Labortests und Langzeitstudien geändert und angepasst werden.

D.h. wir "brauchen" reale Unglücke, Unfälle und Schäden auch deswegen, um die Testkriterien und Langzeitstudienkriterien zu verfeinern.

Langzeitstudien kann man prinzipiell beliebig lange machen. Aber die Forschungs- und Entwicklungskosten für Medikamente und Impfstoffe sind oft so groß und der Bedarf für neue Medikamente und Impfstoffe ist oft so groß, dass es nicht vertretbar ist, ewig zu testen.

Wenn alle in der Geschichte der Menschheit verwendeten Impfstoffe und Medikamente viele Jahrzehnte lang vorher getestet worden wären in Langzeitstudien, dann wären wahrscheinlich Millionen oder Milliarden von Menschen in der Testphase gestorben, die mit dem Medikament oder mit dem Impfstoff hätten gerettet werden können, oder tatsächlich gerettet wurden. Außerdem würde niemand mehr Impfstoffe oder Medikamente entwickeln (und es hätte niemand Impfstoffe und Medikamente entwickelt), was einen Haufen Geld kostet, wenn man sie 50 oder 100 Jahre lang testen muss, um eben diese Langzeitstudien zu haben, d.h. alle bisherigen Medikamente verdanken wir der Tatsache, dass sie eingesetzt wurden, bevor sie in Langzeitstudien getestet wurden.

Laut einer statistischen Untersuchung liegt Österreich (64% eine Impfung, 60% mehrere Impfungen) bei der Impfquote hinter dem EU-Durchschnitt (68% eine Impfung, 63% mehrere Impfungen) und weit hinter Portugal (88,85) und Spanien (81,78).

Dass Österreich in Wirklichkeit ein Impfnachzügler ist, mit einer vergleichsweise geringen Impfquote, läßt die Behauptung der Impfgegnerparteien, Österreich sei eine nazistische Impfdiktatur, besonders fragwürdig erscheinen.

Haben die Impfgegner, die oft jahrzehntelange Langzeitstudien fordern, ein überzogenes Sicherheitsbedürfnis und eine Vollkaskomentalität ? Interessanterweise sind es oft gerade Freiheitsparteien, die eine bewiesene absolute Sicherheit der eingesetzten Mittel verlangen, was ungefähr genauso unmöglich ist, wie die lebenslängliche Unschuld eines Menschen zu beweisen.

Und interessanterweise sind es oft Parteien mit einem sehr auf Staatsgewalt beruhenden Law-and-Order-Denken, die in der Impffrage die Freiheit des Einzelnen betonen, und nicht die Sicherheit des Kollektivs, obwohl gerade ansteckende Krankheiten Dinge sind, die man sehr wohl aus Kollektivsicht betrachten kann oder sollte.

Allerdings hat die Politik der Rechtsparteien, bzw. Rechtsaussenparteien auch eine gewisse "Stimmigkeit", so absurd sie auch sein mag: genauso wie sie fordern, keinen Ausländer ins Staatsgebiet reinzulassen, es sei denn, seine zukünftige Schuldlosigkeit und Nichtkriminalität sei bewiesen, genauso fordern sie, keine Medikamente zuzulassen, es sei denn, ihre zukünftige völlige Unschädlichkeit sei bewiesen.

Was natürlich bei keinem Impfstoff und keinem Medikament der Vergangenheit möglich ist: jedes Medikament hat irgendwelche Nebenwirkungen, mit Ausnahme vielleicht der Homöopathie, deren Wirkung scheinbar einzig und alleine in einem Placebo-Effekt liegt.

Doku über die Notlandung der TACA-Airlines 110 wegen den nicht auf Hagel getesteten Triebwerken. Der Vorfall mit der TACA 110 war der erste in der Geschichte der nichtkriegerischen Luftfahrt, in dem gleichzeitig alle der mehreren Triebwerke (in diesem Fall zwei) ausfielen. Und weil es das erste Mal in der Geschichte war, dass alle Triebwerke gleichzeitig ausfallen, hielten es die Bodenstationen und Towers anfangs für einen Witz, als Kapitän Carlos Dardano genau das berichtete.

Vielleicht ist es die Heroisierung der Piloten (wie Carlos Dardano als "Hero of TACA 110" oder "Sully" Sullenberger mit "Miracle on the Hudson River" ), die in vielen Fällen der Flugzeugunglücke oder Flugzeugnotlandungen Totalverbote des Flugverkehrs verhindert, ähnlich den Totalverboten von mRNA-Impfstoffen und Vektorimpfstoffen, wie von Impfgegnern verlangt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Taca-International-Airways-Flug_110

Interview mit Pilot Carlos Dardano, der mit der triebwerklosen Boeing 737-300 der TACA Airlines 1988 eine recht komfortable Notlandung zustandebrachte. Carlos Dardano ist insofern ein Grenzfall zwischen Militärflug und Zivilflug, als er immer in Zivilfluglinien arbeitete, aber auch in Bürgerkriegsgebieten Südamerikas. In diesem Interview berichtet er davon, wie ihm Scharfschützen einer Guerilla-Gruppe ein Auge ausschossen, und wie er einäugig und blutend das Flugzeug im Tiefflug, weil es dann schwerer zu sehen und treffen ist, aus der Gefahrenzone rausbrachte und ans Ziel brachte.

Hier die Notwasserung der Airbus A-320 durch Pilot Sullenberger im Hudson-River, nachdem ein Gänseschwarm beide Triebwerke außer Kraft gesetzt hatte.

Mit Ausnahme von einigen leichten Erfrierungen durch das kalte Hudson-Wasser im Winter gab es bei dieser Notwasserung mit Ausfall beider Triebwerke keine Verletzungen.

Der Einfluss von Gänseschwärmen oder Schwärmen ähnlicher Vögel ist etwas, das man heutzutage hierzulande auch schwer testen kann, weder in Kurzzeittests noch in Langzeitstudien, weil Tierschützer auf die Barrikaden gehen würden, wenn man sowas testen würde. In anderen Ländern ist man da weniger zimperlich und und schmeisst tatsächlich Vogelschwärme in Tests in Prototypen zu testender Triebwerke. Übrigens hatte auch die A320 einen Testfehler: sie, bzw. ihre Triebwerke war/en nur auf Birdstrike (Vogeleinschlag) leichter Vögel getestet worden, aber nicht auf Einschlag schwerer Vögel.

Hier die Bruchlandung einer Boeing-777 mit auch einer interessanten Nicht-Test-Ursache:

Bei Landeanflug nach einem Langstreckenflug hatten alle Triebwerke gleichzeitig ausgesetzt. Als die wahrscheinlichste Ursache dürften nach langem Forschen und Probieren kleine Partikel kristallisierten Flugbenzins gelten, die sich bei der Stabil-Temperatur von minus 70 Grad, also einer Flugtemperatur von minus 35 bis minus 40 Grad ergeben.

Auch das war in Tests niemals getestet worden.

Es gab bei dieser Bruchlandung einen Schwerverletzten, und sonst nur leicht oder gar nicht verletzte Passagiere und Crew, was ziemlich gut ist, in Anbetracht der Umstände.

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