Nun, nach der ersten Schockstarre, breitet sich in zahlreichen österreichischen Parteien und Medien langsam eine Ursachenforschung aus, was diesen Wahlsieg einer Partei mit stark extremistischen Zügen ausgelöst haben könnte.
Weiter angeheizt wird diese Debatte von Umfragen, wonach 42% der Österreicher und -innen die KPÖ führ wählbar halten, und 52% aller Jungen Leute (beiderlei Geschlechts).
Dieser Unterschied in den Altersgruppen entspricht teilweise dem Sprichwort "Wer mit 20 nicht links ist, hat kein Herz, wer mit 40 noch immer links ist, hat kein Hirn".
Mögliche Ursachen für den KPÖ-Erdrutschsieg könnten sein:
1.) Überheblichkeit aller etablierten Parteien, und damit Unterschätzung der KPÖ.
2.) Fixierung der Medien, insbesondere der Boulevardmedien (Krone, Österreich) auf das Corona-Thema einerseits, wie auch auf das "Mord-durch-Ausländer"-Thema, was von Vielen als "rassistisch" empfunden wurde, und den "Antirassismus" der KPÖ, wie problematisch auch immer er in seiner konkreten, spezifischen Ausformung sein mochte, zugkräftig machte. In diesem Zusammenhang ist auch die ÖVP maßgeblich schuld am KPÖ-Wahlsieg, weil ihr ständiges Betonung der angeblichen "Kultur"-Faktoren und der angeblichen "Pull"-Faktoren so übertrieben und unglaubwürdig und rassismusnah war, dass die die KPÖ durch diese völlig verfehlte ÖVP-Politik extrem viel Zulauf bekam, trotz oft extremistischer Ideologie. Auch die komplette Weigerung der ÖVP, bzw. von Kanzler Kurz, auch nur einen einzigen Afghanen oder eine einzige Afghanin aufzunehmen, oder das brüske Ausschlagen von vertretbaren und verständlichen Hilfsersuchen der früheren afghanischen Regierung durch ÖVP-Aussenminister Schallenberg dürfte zum KPÖ-Wahlsieg beigetragen haben.
3.) Corona-Fixierung: das Jahr war dominiert vom Streit um Corona, wobei die vier Parlamentsparteien ÖVP, SPÖ, NEOS und Grüne eine strikte Pro-Impf-Politik betrieben, hingegen die FPÖ als einzige eine strikte Anti-Impf-Politik. Dass der Streit um Corona so dominierte und alle anderen Themen, wie die problematische Ideologie der KPÖ, aus den Medien und aus der Debatte verdrängte, ist so gesehen hauptsächlich die Schuld der FPÖ, die als einzige alleine den Corona-Streit beenden hätte können, indem sie eine konziliantere Politik, wie von Hofer oder Haimbuchner befürwortet, betrieben hätte, und die nicht die radikale "Impfnazi"-Politik, die FPÖ-Parteichef Kickl innerhalb der FPÖ durchsetzte. Mit dieser Radikalisierung und Kickls "Nazi"-Vorwürfen an die vier anderen Parlamentsparteien trifft Kickl auch eine wesentliche Mitschuld, dass der Extremismus, diesmal in Form des Extremismus der KPÖ wieder salonfähig ist, und dass auch der "Antifaschismus", den die KPÖ angeblich vertritt, zugkräftig wurde.
4.) Ein wichtiger Faktor beim KPÖ-Wahlsieg war auch die Politik der NEOS-Vorsitzenden Meinl-Reisinger, die mit Ausnahme des Impfthemas durchaus eine sehr gute Parteichefin ist.
Während die liberale Schwesterpartei FDP in der Impffrage eine eher zentristische Politik betrieb, und - passend für eine liberale Partei - "Jeder hat das Recht, sich nicht zu impfen, aber keiner hat das Recht, Andere zu gefährden" zu ihrer Leitlinie machte, und mit diesem Alleinstellungsmerkmal bei den deutschen Bundestagswahlen punktete und zulegte, betrieb Meinl-Reisinger eine Politik, die darin bestand, die FPÖ, bzw. ihre Politik unterschiedslos als "fetzendeppert" bzw. "dumm" zu bezeichnen, und sich auf die Seite der impfbefürwortenden Parteien zu stellen.
Es mag zu den autoritären Traditionen anderer Parteien passen, ständestaatlich oder sozialistisch hier Haltungen vorzuschreiben, aber gerade eine liberale Partei hätte in dieser Situation damit punkten können, eine offene Debatte zu führen, und die legitimen Argumente beider Seiten zu erwähnen.
Laut Umfragen hat Meinl-Reisinger durch diese Positionierung an Zustimmung verloren, während die FDP in Deutschland bei den Wahlen mit einer Liberalität in der Impffrage dazugewonnen hat.
Auch Bundesregierungsnotwendigkeiten und koalitionäre Zwänge, die man bei den Grünen dafür gelten lassen könnte, dass sie quasi eine autoritäre Politik betreiben mussten, kann man bei den bundesweit oppositionellen NEOS nicht gelten lassen.
Und so waren die Kommunisten die einzigen, die in der Corona-Frage eine liberale Politik betrieben, und damit auf beiden Seiten, sowohl unter Impfgegnern wie auch unter Impfbefürwortern punkten konnten.
Der Herausgeber von "Österreich", Fellner, schrieb heute: "Wenn 42% aller Österreicher (52% aller Jungen) sagen, dass die KPÖ bundesweit für sie wählbar wäre, dann muss man sich dringend fragen, was da falsch läuft."
Fellner sieht dann hauptsächlich die Politische Bildung an den Schulen gescheitert und praktiziert damit, was er als SPÖ-naher Herausgeber so oft macht: alle Schuld der ÖVP zuschieben. Wobei Bildungsminister Faßmann zwar auf einem ÖVP-Ticket Minister wurde, aber eigentlich ein Parteiloser ist.
Aber die Lehrerschaft ist eher links und SPÖ-nah, gerade in einer Stadt wie Graz mit einem städtischen Milieu, und zahlreiche, oft rot-grün-nahe Lehrer sehen die Hauptaufgabe der "Politischen Bildung" darin, die jungen Leute mit Faschismusvorwürfen gegen die FPÖ zu indoktrinieren, was zum Wahlsieg der KPÖ eher beitrug, durch den Effekt des angeblichen "Antifaschismus" der KPÖ. Diese Rhetorik, immer nur in der FPÖ die einzige Gefahr zu sehen, aber nicht in der KPÖ, trifft auch auf viele in vielen Aspekten linken Medien in Österreich zu, wie eben "Österreich".
Statt sich um die eigenen Fehler zu kümmern und diese zuzugeben, lenkt Fellner fälschlicherweise die Schuld ab auf SPÖ-Vorsitzende Rendi-Wagner, die insbesondere als Ärztin das tat, was sie tun musste, und wozu sie durch den hippokratischen Eid gezwungen ist.
Dabei vertuscht Fellner, dass die SPÖ und auch die SPÖ-nahen Medien wie Österreich und Standard viele Jahrzehntelang jede kritische Auseinandersetzung mit dem Austromarxismus, also der Otto-Bauer-et-al-Tradition innerhalb der SPÖ, unterdrückten bzw. erschwerten, und eben dadurch auch am Wahlsieg der ebenso marxistischen KPÖ mitschuld sind. Dies ist wie gesagt, ein viele Jahrzehnte altes Problem der SPÖ, während Rendi-Wagner erst seit kurzem SPÖ-Parteivorsitzende ist. Also auch hier wieder ein völlige Verdrehung und Verfälschung von Herausgeber Fellner, der Rendi-Wagner falsche Vorwürfe macht, um von der eigenen Schuld abzulenken. Dass Rendi-Wagner Ärztin ist und durch den hippokratischen Eid gebunden, musste allen seit langem klar sein, nur auch denjenigen, die sie zweimal zur Parteivorsitzenden machten. Und auch bisher hat Fellner die SPÖ nie dafür kritisiert, eine Ärztin zur SPÖ-Vorsitzenden gemacht zu haben. Auch so gesehen ist Fellners "Kritik" heuchlerisch und dient wohl eher dazu, die eigene Mitschuld zu vertuschen.
Alles in Allem kann man in Zusammenhang mit dem KPÖ-Wahlsieg durchaus von dem sprechen, was die ehemalige NEOS-Bundespräsidentschaftskandidatin Irmgard-Griss in der Hypo-Alpe-Adria-Untersuchungskommission attestierte: "Totales Systemversagen", totales Versagen aller Medien und Parteien.
Siehe auch: