"Und so sehen wir betroffen: das Politikhickhack geht weiter, die Problemlösung bleibt offen", hätte der verstorbene Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki in Abwandlung seines "literarischen Quartett"-Schlusssagers sagen können, wenn er den Streit zwischen der früheren Bildungs- und Frauen-Ministerin Heinisch-Hosek und der grünen Klubsprecherin Sigrid Maurer betrachtet hätte oder von der Wolke aus betrachtet.
Heinisch-Hosek hatte Maurer vorgeworfen, dass die Art und Weise, wie die Grünen die Koalitionsverhandlungen betrieben hatten, Frauenmorde nicht verhindert hätten, obwohl sie es hätten können, dass also die Grünen indirekt mitverantwortlich für die Frauenmorde seien.
Dieser Vorwurf wurde von Sigrid Maurer empört zurückgewiesen.
Der Kurier stellt diesen Vorwurf von Heinisch-Hosek an Maurer nun als Revancheakt für grüne Kritik an der SPÖ aus dem Jahr 2015 dar, was auch wieder zu kurz gegriffen erscheint: https://kurier.at/politik/inland/spoe-gegen-gruene-dicke-luft-vor-heutigem-nationalrat/400700190
Im Prinzip ist am unpräzisen Vorwurf von Heinisch-Hosek potenziell tatsächlich was dran: wenn die Grünen schnell und medienwirksam die ultimative Koalitionsforderung erhoben hätten, dass entweder a) die Erhöhung der Mindeststrafe für Vergewaltigung zurückgenommen wird, oder b) Morde an Frauen stärker bestraft werden als Morde an Männern, dann hätten einige der Frauenmorde seit der Wahl vielleicht tatsächlich verhindert werden können.
Allerdings wäre a) für die Grünen als Eher-Frauenpartei auf Wählendenebene wohl absolut untragbar und b) für die Grünen wegen des Gleichheitsgrundsatzes wohl auch untragbar gewesen.
Ich als angeblicher "Sexist" mit einem gelegentlichen Faible für die auch politisch-unkorrekte Soziobiologie tue mich da natürlich viel leichter, diese Positionen auszusprechen und zu vertreten:
Und statt nur empört zurückzuweisen, hätte Maurer die Sache ja auch dem Inhalt nach aufdröseln können, dann hätte sie Heinisch-Hosek auch den Konter-Vorwurf machen können, dass Heinisch-Hosek damals bei Erhöhung der Mindeststrafe für Vergewaltigung nicht kritisiert hatte, dass dadurch die Frauenmorde vermutlich ansteigen werden, um Zeuginnen zu beseitigen. Allerdings, wenn Maurer Heinisch-Hosek diesen Vorwurf gemacht hätte, dann wäre auch aufgeflogen, dass Maurer und zahlreiche Grün-Politikerinnen eben diese Kritik an der Erhöhung der Mindeststrafe für Vergewaltigung durch die türkis-blaue Regierung bzw. ihre Parlamentsmehrheit nicht gemacht hatten, also dasselbe wie die SPÖ-Politikerinnen.
Während ich möglicherweise als einziger in Österreich eben diese Gefahr, dass die Erhöhung der Mindeststrafe für Vergewaltigung zu einer Erhöhung der Frauenmorde führen wird, zum Thema machte.
Allerdings gilt wie immer das Prophetenschicksal, wie auch eine Doku über meinen früheren Professor Norbert Leser heisst: wie der Kassandra in der Antike glaubt man den Propheten nicht, und die zutreffenden Prognosen am allerwenigsten.
Zitat aus dem Link: "Daher gilt sie in der antiken Mythologie als tragische Heldin, die immer das Unheil voraussah, aber niemals Gehör fand. Derart ungehörte Warnungen werden als Kassandrarufe bezeichnet."
Nicht nur, dass man nicht gelobt wird für zutreffende Zukunftsprognosen, sondern fast normalerweise ist es so, dass man für zutreffende Zukunftsprognosen auch noch geshitstormt wird, wie es mir passierte, aber der Shitstorm, damals als ich das prognostizierte ist ja noch harmlos verglichen mit der Tötung des Laokoon und seiner beiden Söhne wegen der zutreffenden Prognosen Laokoons, die aber den herrschenden Eliten bzw. den Göttern gar nicht in den Kram passten, z.B. weil sie ihre Herrschaft gefährdeten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Laokoon
https://www.google.com/search?source=hp&ei=0PbwXbDMKcKLmwXQ7pToCA&q=Laokoon+Skulptur&oq=Laokoon+Skulptur&gs_l=psy-ab.3..0j0i22i30l6.1084.5418..5724...1.0..0.112.1450.15j2......0....1..gws-wiz.......0i
Laokoon und seine zwei Söhne, die wegen zutreffender Prognosen durch Schlangengift getötet werden.
Links:
(mein Blog zu dem Thema vom 5.3.2019)
SPÖ-Presse&Komm. https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriele_Heinisch-Hosek#/media/Datei:Frauenministerin_Gabriele_Heinisch-Hosek_%283095228818%29.jpg
Rot-grüner "Zickenkrieg" zwischen Heinisch-Hosek (oben) und Maurer (unten)
CC / Butzmann https://de.wikipedia.org/wiki/Sigrid_Maurer#/media/Datei:Re_publica_faces_2019_%2846881429855%29.jpg
