Da man als österreichischer Bürger bzw. Bürgerin ja sowohl Landesbürger als auch Gemeindebürger ist, habe ich die Verschuldung pro Kopf auf Landes- und Gemeindeebene (in Euro) addiert, wie ich sie bei verschiedenen Quellen gefunden habe:

nämlich auf

https://staatsschulden.at/bundeslaender?pro-einwohner

und auf

http://derstandard.at/2000072262713/Interaktiv-Wie-verschuldet-die-niederoesterreichischen-Gemeinden-sind

Summiert ergibt sich:

Kärnten 8.845

Niederösterreich 7.087

Steiermark 5.111

Salzburg 4.811

Burgenland 4.577

Wien 3.753 *

Oberösterreich 3.154

Vorarlberg 3.405

Tirol 1.817

(Wien ist sowohl Gemeinde als auch Bundesland, aber in Wien haben die Bezirke viele Funktionen, die in den anderen Bundesländern die Gemeinden haben; die Daten sind vielleicht nicht ganz vergleichbar; und unter Berücksichtigung der Bezirksschulden könnte die Statistik anders aussehen)

Die These, dass dort, wo die Landesschulden besonders hoch sind, die Gemeindeschulden besonders niedrig sind, bzw. die These, dass die oft hohen Gemeindeschulden dazu dienen, das Land unverschuldeter aussehen zu lassen, kann so gesehen nicht bestätigt werden.

Es bleiben große Unterschiede zwischen den Ländern.

Man kann vielmehr folgenden, ganz anderen Zusammenhang aus dieser (möglicherweise wegen des Fehlens der Bezirke unvollständigen) Statistik herauslesen:

Die drei Länder mit der niedrigsten kombinierten Verschuldung sind traditionell ÖVP-dominierte Länder (das ist das zweithöchstverschuldete Niederösterreich allerdings auch).

In den vier Ländern mit der niedrigsten kombinierten Verschuldung stellte immer dieselbe Partei den Landeshauptmann.

Das einzige Bundesland, in dem drei bzw. vier verschiedene Parteien den Landeshauptmann stellten (je nachdem, ob man FPÖ und BZÖ als eine Partei oder als zwei verschiedene Parteien zählt), nämlich Kärnten, ist das am stärksten verschuldete.

Generell ergibt sich eine starke Korrelation zwischen der Buntheit eines Bundeslands (also der Anzahl der Parteien, die im Laufe der Geschichte in diesem Bundesland den Landeshauptmann bzw. die Landeshauptfrau stellten) und dem Verschuldungsgrad.

Der einzige "Ausreisser" ist Niederösterreich.

(In folgender Statistik ist die erste Zahl die Anzahl der Parteien, die seit dem 2. Weltkrieg den LH stellten, die zweite Zahl die summierte Verschuldung)

Ktn: 3,5; 8.845

NÖ: 1; 7.087

Stmk 2; 5.111

Sbg 2; 4.811

Bgld 2; 4.577

Wien 1; 3.753

Vlgb 1; 3.405

OÖ: 1; 3.154

Tirol 1; 1.817

Mit anderen Worten: je demokratischer und pluralistischer, je bunter und je umstrittener zwischen den Parteien ein Bundesland ist, umso höher ist die kombinierte Verschuldung.

Man kann das u.U. sehen als Argument gegen die Demokratie: die Wahlkämpfe in den umstrittenen Bundesländern (den "battleground-states" in US-Diktion) ruinieren durch die sogenannten "Wahlkampfzuckerln" die Finanzen und führen zu einem Schuldenberg.

Im Gegensatz dazu haben die Bundesländer, in denen es nie einen demokratischen Regierungswechsel (im Sinne von Landeshauptmannparteiwechsel) gab, tendenziell die niedrigsten kombinierten Schulden.

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Dieter Knoflach

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