Kindkanzler Kurz ist, bzw. wäre nun mit seiner laut Medienberichten ziemlich fragwürdigen Aussage, wir würden 2021 wieder normal leben, vielleicht wieder genau dort, wo er als Aussenminister begann: beim Versprechen kindischer, unrealistischer oder unwahrscheinlicher, populistischer, schönklingender Versprechen.
Damals vor ca. 10 Jahren war es die Kurz-Vision von der atomwaffenfreien Welt, mit der er die ahnungslosen Pazifisten, die Angsthasen und irgendwelche durchgeknallten Antiamerikaner auf seine Seite brachte, aber wie schon der frühere deutsche Kanzler Helmut Schmidt (SPD) sagte: "Wer Visionen hat, braucht einen Arzt", und der später noch hinzufügte: "Einen Nervenarzt, keinen Augenarzt". Und Helmut Schmidt war übrigens der, der am vehemensten aller NATO-Politiker auf die NATO-Atomwaffen-Nachrüstung drängte, auch und sehr wesentlich, um die konventionelle Schwäche des Westens auszugleichen, was auch die Frage aufwirft, ob die Atombombe, eben weil Demokratien sich so schwer tun, die eigene Bevölkerung in den Krieg zu schicken, eine besonders demokratische Waffe sei; ob andererseits das Fehlen von Atomwaffen die Demokratien nicht sehr schwächen würde und zu ihrem Untergang führen würde, weil Diktaturen sich leichter tun als Demokratien, die eigenen Menschen in Krieg und Tod zu schicken.
Die atomwaffenfreie Welt, von der der populistische Kindpolitiker (damals Kindaussenminister) Kurz damals sprach, gibt es - natürlich - bis heute nicht. Es ist genau das Gegenteil passiert dessen, was Kurz versprochen hat: es gibt mehr Atomwaffenstaaten als jemals zuvor, die Atomwaffenrüstungsbegrenzungsverträge zwischen USA und Russland wurden gekündigt, auch deswegen, weil sie eben nur USA und Sowjetunion/Russland betrafen, aber andere Atommächte nicht. Seither wurde extrem viel Geld in die Modernisierung der Atomwaffen gesteckt, was vielleicht gar nicht schlecht ist, weil dadurch unabsichtliche Unfälle unwahrscheinlicher werden. Und gemäß dem "Gleichgewicht des Schreckens" sichert die atomare Abschreckung den Frieden, wegen der Angst vor dem Rückschlagpotenzial: wer weiss, dass der Andere mit Atomwaffen zurückschiessen kann, wird seine eigenen eher nicht einsetzen, und auch seine konventionellen Streitkräfte nicht.
Aber zurück zur Gegenwart: Kurz versprach bzw. wird versprechen laut Medienberichten ein normales und sorgenloses Leben wie in Vor-Corona-Zeiten, weil Aussicht besteht, dass im Winter ein Impfstoff entwickelt wird.
Das ist insofern sogar richtig, als diese Aussicht auf Entwicklung eines Impfstoffes tatsächlich besteht.
Aber das Wichtigste ist oft das, was Politiker nicht sagen, und das ist in diesem Fall anscheinend (zumindest laut Medienberichten) die Eskalation rund um den griechisch-türkischen Streit um die Erdöl- und Erdgasvorkommen bei Zypern, das seit einer dubiosen Aktion des türkischen Militärs 1974 eine geteilte Insel ist, womit sich auch eine umstrittene Lage, was die Ansprüche auf Seegebiete betrifft, ergeben hat.
Man kann die türkische Marine (also Kriegsflotte) als nicht besonders wintertauglich einstufen und eine Militäraktion zur Sicherung der umstrittenen Vorkommen im Winter als unwahrscheinlich betrachten, auch weil viele Erschliessungsmechanismen im Winter schwieriger sind.
Völlig anders, als der anscheinend faktenarme Kindkanzler Kurz laut Medienberichten behauptet oder behaupten wird, steht uns so gesehen also nicht ein "harter Winter", sondern vielleicht der letzte friedliche Winter bevor. Und danach kommt nicht ein wunderbares, schönes Leben, wie es faktenfreie Kindkanzler laut Medienberichten halt eben so versprechen, sondern dann besteht die Gefahr, dass aus dem griechisch-türkischen Streit um die Öl- und Gasvorkommen ein wirklicher Krieg wird, der auch die Frage einer österreichischen militärischen Beistandspflicht für Griechenland wegen der gemeinsamen EU-Mitgliedschaft aufwirft.
Und die österreichischen Kindmedien hoppeln bei diesen Kindereien brav und kritiklos mit oder vorneweg:
Es "braucht" keinen Optimismus, sondern Realismus, und Medien, die faktenwidrigen Optimismus vorschreiben und Realismus verbieten, handeln verantwortungslos und populistisch. Es stellt sich die Frage, ob man nicht, auch um Österreich kriegstauglich zu machen, das Medienrecht ändern sollte, um derartige Artikel, die auch an Medienmachtmißbrauch und Mediendiktatur erinnern, zu verhindern. Betrachtet man die Medien als "vierte Gewalt", so stellt sich in der Tat die Frage, inwieweit Medien mit Vorschriften, was es denn "brauche", schon gewalttätig handeln.
Der Optimismus und übermäßig optimistische Einschätzungen wird oft als Ursache zahlreicher Krisen, wie zum Beispiel der Finanzkrise 2008, beschrieben. Erinnert sei auch an das Buch von Ernst Hanisch über den früheren SPÖ-Leitwolf Otto Bauer "Der Illusionist".
Der verstorbene frühere ORF-Generaldirektor Gerd Bacher sprach einmal von der "Infantilisierung der Demokratie", insbesondere in Hinblick auf die österreichische Wahlaltersenkung auf 16 Jahre (so im Jahr 2007 ca.), also auf den europaweit extrem tiefsten Wert.
Es stellt sich ja die Frage, ob Bacher sich über die Bestätigung seiner Prognose freuen oder über die Dummheit und Infantilisierung vieler Leute und zahlreicher Aspekte der Demokratie ärgern würde.
Und es ist ja gerade Wienwahlkampf, und Wahlkampf ist ja laut dem früheren Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) immer "die Zeit der fokussierten Unintelligenz", der Wahlkampflügen, der Vertuschungen, der FakeNews, der Irreführung und der Verdummung.
Der Medientheoretiker Neill Postman sprach in seinem Buch "Wir amüsieren uns zu Tode" auch vom Verfall der Kultur und von der allumfassenden Verblödung, zum Beispiel mit Zitaten wie "Das Fernsehen ist nicht für Idioten gemacht, sondern es erzeugt sie".
Und andere Medien wie z.B. Zeitungen sind da oft kein bisschen besser.
Ceterum censeo, referendum 2013 esse delendam.
(Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Wehrpflicht-Volksbefragung 2013 auch wegen Verfassungswidrigkeit zerstört werden muss; Paraphrase auf Cato, den Älteren, und Auftakt zu einem der punischen Kriege; wir brauchen ein Berufsheer, auch wegen des europäischen Aspekts)