Der Hanau-Terror hat in Deutschland ein massives und intensives "Blame Game" (ein "Beschuldigungsspiel" ) ausgelöst. Während die Einen sagen, dass die Rhetorik der AfD schuld sei am Hanau-Terror, weist die AfD das zurück.

Aber zentrale Faktoren bleiben in Deutschland, diesem offensichtlichen demokratiepolitischen Entwicklungsland, unerwähnt.

Terror wird oft als die Sprache der Sprachlosen bezeichnet.

Wenn man keine Hoffnung hat, dass die eigene Meinung sich auf demokratischem Wege auch nur annähernd durchsetzen kann, dann neigen viele Leute zu Gewalt und Terror, was auch irgendwie naheliegend ist.

Und in Deutschland gibt es bei allen Parteien einen Konsens, einen sogenannten Cordon Sanitaire, nicht mit der AFD zusammenzuarbeiten.

Aber das bedeutet natürlich, dass Alle, die inhaltlich mit der AFD zumindest punktuell sympathisieren, keine Hoffnung haben können, dass ihre Positionen sich jemals demokratisch auch nur annähernd durchsetzen werden, dass durch AfD-Regierungsbeteiligung und -Koalitionsbeteiligung auch nur Teile ihrer Anliegen durchgesetzt werden können. Und in dieser Situation ist der Schritt zum Terror natürlich naheliegend.

Und das hätten die Deutschen auch vorher wissen können, wenn sie das ähnliche Vergleichsobjekt Österreich studiert hätten.

Der Briefbombenterror in Österreich fand 1993-1997 statt, also in einem Zeitraum, als alle anderen österreichischen Parteien sich darauf festgelegt hatten, niemals mit der FPÖ auf Bundesebene zu koalieren und niemals mit ihr zusammenzuarbeiten.

Und vergleichbaren Terror gab es in Zeiten der FPÖ-Regierungsbeteiligung (2000-2006 und 2017-2019) nicht.

Auch Großbritannien und Frankreich haben sowohl ein Mehrheitswahlrecht, das Ausgrenzungspolitiken gegenüber Rechts-Aussen-Parteien ermöglicht, und sie haben wesentlich mehr Terror als Deutschland oder Österreich.

Auch Australien, aus dem der Christchurch-Attentäter Brenton Tarrant kommt, hat ein Mehrheitswahlrecht, das derartige Ausgrenzungspolitiken gegenüber Rechts-Aussen-Parteien leicht macht, allerdings offensichtlich zum hohen Preis der Terrorverursachung, eben, weil Leute, die keine Perspektive sehen, dass ihre Partei in die Regierung kommt, die keine Perspektive sehen, dass auch nur ein Teil ihrer Anliegen auf demokratischen Wege durchsetzbar ist, zum Terror neigen.

So gesehen sind natürlich CDU, CSU, SPD, Grüne, Liberale, Piraten, etc. mitschuld am Hanau-Terror, auch wenn sie das in typischer Politiker-Manier natürlich abstreiten werden.

Das soll jetzt nicht heissen, dass die AfD-Rhetorik unproblematisch sei; im Gegenteil, sie ist wahrscheinlich auch beteiligt.

Und weil eben alle Parteien in den Hanau-Terror verwickelt sind, ist dieses undifferenzierte Polithickhack, immer die Schuld auf die Anderen zu schieben und jede eigene Mitschuld zu leugnen, so verlogen und so unaufrichtig.

Viel besser reagiert als die deutsche Bundeskanzlerin Merkel nach Hanau oder die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern nach dem Utoya-Terror von Anders Behring Breivik haben männliche Politiker in Norwegen.

Vielleicht können Männer (mit Ausnahme von Maggie Thatcher vielleicht) besser verstehen, was Männer zu Terroristen macht und die Ursachen des Terrorismus bekämpfen, während Frauen mit einem zu pazifistischen und zu religiösen Hintergrund (wie Merkel) schnell zu Verteufelung und Dämonisierung neigen, mit dem Resultat, dass wegen der Verteufelung und Dämonisierung einige Ursachen des Terrors unerkannt, unbekämpft und ungelöst bleiben, bzw. einige Möglichkeiten, dem Terror den Nährboden zu entziehen, unerkannt bleiben.

Im Gegenteil: dadurch dass der mit AfD-Unterstützung gewählte Kurzzeit-Ministerpräsident Kemmerich von allen Nicht-AfD-Parteien zum Rücktritt gezwungen wurde, wurde der Hanau-Terror möglicherweise verursacht bzw. mitverursacht.

Pixabay License / AlLes https://pixabay.com/de/photos/maschinenpistole-sten-mk-2-4166259/

Die Waffen sind nur der Schlusspunkt: daran, dass es zum Terror von Hanau kam, sind vermutlich alle deutschen Parteien und Medien durch massive Fehler mitbeteiligt.

Übrigens ist das Angewidertsein, die Empörung über den Terror (wie im letzten FUF-Tagesthema) der denkbar schlechteste Ratgeber, die Ursachen des Terrorismus zu bekämpfen. Viel eher wäre eine Coolness angesagt, zu der Deutschland in Anbetracht des für es neuen Phänomens der AfD offensichtlich unfähig ist.

Deutschland ist so gesehen ein gescheiterter Staat, wenn niemand in der Lage ist, außer Empörung und Angewidertsein über den Terror eine sachliche und nüchterne Analyse zu liefern.

Ebenso wie alle deutschen Partien völlig versagt haben, auch nur ansatzweise eine richtige Analyse zu liefern, haben alle deutschen Medien darin versagt, eine auch nur ansatzweise richtige Analyse zu leifern. So gesehen ist der Hanau-Terror auch Ausdruck einen totalen Staatsversagens in Deutschland.

Immer nur einen Teil der Bevölkerung mit dem "Hass"-Vorwurf zu Unmenschen zu erklären, die man dann quasi wiederum töten darf, weil sie keine Menschen seien, sondern hasserfüllte Zombies, ist ein Milieu, das die Demokratie zerstört und eine neue Form der Diktatur schafft.

Alle AfD-Anhänger zu hasserfüllten Unmenschen zu erklären, ist genauso Terrorursache oder kann es sein, wie alle Muslime zu hasserfüllten Unmenschen zu erklären.

Man kann auch den Rücktritt von Kramp-Karrenbauer so sehen, dass sie an der allumfassenden Schuld aller Parteien am Terror nicht teilhaben wollte.

CC / Frauke Gerlach https://de.wikipedia.org/wiki/Annegret_Kramp-Karrenbauer#/media/Datei:AV0A3388_Dr._Frauke_Gerlach,_Armin_Laschet_Annegret_Kramp-Karrenbauer_(Hintergrund_retuschiert).jpg

Ex-Kanzlerin-Kandidatin Kramp-Karrenbauer: zurückgetreten, weil sie terrorverursachende und wegen dem freien Mandat verfassungswidrige Kemmerich-Abwahl-Erzwingungspolitik nicht mehr mittragen konnte ?

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