Aus aktuellen Gründen (darunter Mölzer-Besuch bei den Taliban in Afghanistan) möchte ich ein Thema weiterentwickeln, das ich schon früher angesprochen habe, nämlich die Hintergründe des Terroranschlages von 9-11 (World Trade Center New York 2001).
Die islamischen Kämpfer in Afghanistan waren ja in den 1980er Jahren Verbündete des Westens im Kampf gegen die atheistische bzw. religionsfeindliche Sowjetunion.
Und Osama Bin Laden war trotz seiner ursprünglichen Herkunft aus einer saudischen Bauindustriellenfamilie eine Art Anführer dieser afghanisch-islamischen Kämpfer.
Die USA, aber auch andere westliche Staaten lieferten Kriegsmaterial, insbesondere Stinger-Raketen, Boden-Luft-Raketen, gut geeignet zum Abschuss von sowjetischen Flugzeugen und Hubschraubern. Der Schaden für das Land Afghanistan in diesem Fall des Einsatzes der Stinger-Boden-Luft-Raketen besteht weniger durch den Abschuss sowjetischer Flugzeuge und Kampfhubschrauber, sondern im Absturz derselben beispielsweise auf afghanische Wohngebiete oder in den Gegenmaßnahmen der Sowjettruppen. Aber auch diese Gegenmaßnahmen sind natürlich eine Folge der Stinger-Raketen.
Die genauen Gründe, warum diese Allianz zwischen dem Westen und den afghanisch-islamischen Kämpfer auseinanderbrach, bleiben im Dunkeln.
Es gibt dazu verschiedene Theorien und Annahmen:
die eine ist, dass es ein ganz natürliches Auseinanderfallen einer unnatürlichen Allianz war, dass einzig der gemeinsame Feind Sowjetunion den Westen und die afghanisch-islamischen Kämpfer zusammengehalten hat.
Eine andere Theorie läuft wie folgt:
Der Westen (insbesondere die USA) und die afghanisch-islamischen Kämpfer (bei denen Bin Laden eine wesentliche Rolle spielte), haben vor dem Afghanistan-Krieg der 1980er Jahre verhandelt, ob und unter welchen Bedingungen sie eine Allianz gegen die Sowjetunion bilden, und eine der Bedingungen war, dass der Westen (insbesondere die USA) nach der Besiegung der Sowjetunion und der weitgehenden Zerstörung des Landes Afghanistan einen wesentlichen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes leistet, und der Westen, insbesondere US-Vertreter stimmten dem zu (das können theoretisch auch niederrangige Vertreter gewesen sein, die diese Zusage nicht weitermeldeten).
Allerdings brachen die USA bzw. der Westen allgemein dieses Versprechen gegenüber den afghanisch-islamischen Kämpfern und leisteten zwischen 1989 (Abzug der Sowjettruppen aus Afghanistan) bzw. 1991 (Untergang der Sowjetunion) und 2001 keinen Beitrag zum Wiederaufbau, wie versprochen. Bin Laden beteiligte sich 1995 bzw. 1998 an Krieg-gegen-USA-Fatwas, also 7 Jahre nach dem Untergang der Sowjetunion und und 9 Jahre nach dem Sowjetabzug aus Afghanistan. Diese Fatwas erwähnten ein etwaiges gebrochenes Wideraufbauversprechen zwar nicht, aber manche Formulierungen in diesen Fatwas sprachen von zerstörten islamischen Ländern, und diese Formulierung kann sich durchaus auf Afghanistan im 1980er-Krieg beziehen. Diese Fatwas sind Kompromisspapiere mehrere Personen, nicht von Bin Laden alleine, und bei derartigen Mehr-Personen-Papieren ist es oft so, dass nur das drinsteht, worauf sich Alle Unterzeichner einigen können. Wenn man annimmt, dass nur einer der Unterzeichner oder mehrere, aber nicht alle Unterzeichner ideser Fatwas an den westlich-islamisch-afghanischen Verhandlungen ca. 1978 teilgenommen haben, dann ist naheliegend, dass die Anderen, die nicht an diesen Verhandlungen teilgenommen hatten, wich weigerten etwas zu unterzeichnen, wofür es keine eindeutigen Beweise gab und an denen sie selbst nicht teilgenommen hatten.
Eben wegen dieses Mehrpersonen-Charakters dieser Fatwas kann die Tatsache, dass ein gebrochenes Wiederaufbauversprechen nicht explizit in diesen Fatwas erwähnt ist, kein Beweis dafür sein, dass diese Verhandlungen mit einem westlichen Wiederaufbauversprechen nicht stattgefunden haben.
Und dieser Bruch des westlichen, bzw. US-Amerikanischen Wiederaufbau-Versprechens könnte ein möglicher Grund für Osama Bin Ladens Terroranschlag auf das World Trade Center im Jahr 2001 gewesen sein.
Und die Tötung von Osama Bin Laden auf Befehl von US-Präsident Obama könnte das Ziel gehabt haben, Bin Laden auf ewig zum Schweigen zu bringen, damit er nichts mehr über dieses westliche bzw. US-amerikanische Wiederaufbau-Versprechen sagen kann.
Das ist nur eine Theorie, und es ist schwer, irgendetwas zu beweisen.
Auf jeden Fall war der Afghanistan-Krieg der 1980er Jahre ein sehr heftiger Krieg, wesentlich brutaler als die Afghanistan-Intervention einiger westlicher Staaten zwischen 2002 und 2022. Und auf jeden Fall profitierte der Westen massiv vom Untergang der Sowjetunion und dem Ende des kalten Krieges in Form der Friedensdividende: auch die Zahl der Atomwaffen von Westen und Russland sank durch das Ende des kalten Krieges auf ein Drittel, die Rüstungskosten und Verteidigungsbudgets wurden stark heruntergefahren, und die frei gewordenen Gelder konnten für Anderes verwendet werden.
Der russische Präsident Putin bzw. sein UNO-Sicherheitsratsvertreter hatte dieser Intervention damals 2002 zugestimmt, während Putin hinterher den Westen wegen eben dieser Intervention scharf kritisierte, so als wäre er, Putin schon immer gegen diese Intervention gewesen.
Auf jeden Fall sind derartige Irreführungen und Versprechensbrüche nichts ungewöhnliches in der Geschichte.
Zum Beispiel der US-Präsident Wilson beschwerte sich im Jahr 1918, dass Großbritannien und Frankreich ihn und den US-Kongress nicht informiert hatten über Geheimverträge mit Italien bzgl. der Überlassung von insbesondere Südtirol an Italien, was Wilsons Idee des Selbstbestimmungsrechts der Völker zuwider lief.
Wilson forderte in diesem Zusammenhang eine "transparente Diplomatie".
Man kann es so sehen, dass der US-Eintritt in den Ersten Weltkrieg 1917 daher eben unter falschen Voraussetzungen erfolgte, weil GB und F Wilson und den USA diese Geheimverträge mit Italien verschwiegen hatten. Wir wissen heute nicht, wie genau die Verhandlungen über den Kriegseintrit der USA liefen, aber es kann sein, dass Vertreter von GB und F US-Vertreter belogen haben könnten über die Frage, ob die US, bzw. die Wilson-Administration nun vollständig informiert seien.
Julian Assange und seine Plattform Wikileaks, die auch geheime Infos über US-Diplomatie bzw. Diplomatie von US-Verbündeten veröffentlichte, kann man so gesehen auch als Verwirklichungsaspekt von Wilsons Konzept der transparenten Diplomatie betrachten. Und eben diese transparente Diplomatie hätte die Frage klären können, ob es vor dem Afghanistankrieg der 1980er Jahre ein Wiederaufbauversprechen des Westens und der USA gab oder nicht.
Das Problematische an Wikileaks war, dass es nur die US-Diplomatie und die Diplomatie von einigen US-Verbündeten teilweise transparent machte, aber andere Diplomatie nicht, z.B. russische oder chinesische. Soweit ich überblicke, hat Assange nie bedauert, US-Diplomatie und z.B. russische oder chinesische Diplomatie so stark unterschiedlich behandelt zu haben, was auf einen problematischen Antiamerikanismus hinweisen könnte.
In dem Zusammenhang der Unredlichkeit in der Aussenpolitik sollte man auch eine Behauptung des Professors für internationale Beziehungen an der Universität Chicago, J.J. Mearsheimer, sehen.
Er meinte in seinem Buch "Why Leaders Lie. The Truth about Lying in International Politics", in der Aussenpolitik würde eben deswegen soviel gelogen (Versprechensbruch und Versprechensvertuschung ist so gesehen auch eine Form der Lüge), weil es so einfach ist, in der Aussenpolitik zu lügen und damit durchzukommen (egal, ob Demokratie oder Diktatur), weil die einfachen Bürger und Bürgerinnen keine Ahnung oder kaum eine Ahnung von Aussenpolitik haben.
Diejenige Person unter den US-Politikern und US-Politikerinnen, die zwischen 2005 und 2015 am häufigsten über diese Verwicklung der US in den Afghanistan-Krieg der 1980er Jahre und das Bündnis mit den Islamisten gesprochen hat, und das öffentlich, war übrigens die US-Demokratin Hillary Clinton gewesen. Und man kann vermuten, dass das einer der Gründe war, warum sie die Präsidentschaftswahl 2016 gegen Trump verloren hat.
Ihre möglicherweise wahlniederlagenverursachende "Basket-of-Deplorables"-Rede, in der sie auch Rassismus kritisierte, mag diesen Hintergrund gehabt haben, aber es war auf jeden Fall viel zu verkürzend, um verständlich zu sein. Und so eine Sache passt eher zu einem Mitglied eines Teams, nicht zur Kandidatin, bzw. zum Kandidaten.
Hillary Clinton war auch diejenige Person der US-Administration, die bei der Videobetrachtung der Erschiessung von Bin Laden am entsetztesten schaute.
Wobei bzgl. dem Grund für das entsetzte oder vielfach als entsetzt interpretierte Schauen die Theorien auseinandergehen: für die einen (z.B. Trump-Anhänger) war Hillary Clinton ein schwaches Weibchen, das es nicht ertragen konnte, dass ein angeblicher oder wirklicher Staatsfeind getötet wurde.
Aber es könnte auch so sein, dass Clinton entsetzt schaute, wegen der Art und Weise, wie die USA mit ehemaligen Verbündeten umgehen, oder dass sie so entsetzt schaute, wie die US mit ehemaligen Verbündeten umgehen, denen gegenüber die USA ein Versprechen gebrochen hatten.
Auch über die Gründe, warum angeblich Obama dieses Foto an die Öffentlichkeit "spielte", gehen die Ansichten auseinander: während die Einen mutmaßen, dass Obama dieses Foto leakte, um Clinton zu beschädigen, und sie davon abzuhalten, gegen ihn zu kandidieren, könnte es auch sein, dass Obama dieses Foto leakte, um zu zeigen, dass es in der US-Administration oder in der demokratischen Partei wenigstens eine Person gibt, die sichtlich ein gewisses Verständnis für Muslime hat.
Obama-Administration, als sie das Video von der Erschiessung Bin Ladens erstmals sieht
(In Zusammenhang mit diesem Blog möchte ich auch ganz herzlich dem früheren, verstorbenen deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt, SPD, danken, der mit einem seiner Interviews einen Beitrag dazu leistete, mich auf die Spur dieser Theorie zu bringen, ebenso wie einer Quasi-Exil-Afghanin hier in Wien, auch wenn ihr Beitrag nur gering war, und sie nach einer sehr kurzen und sehr vagen Andeutung über diese Sache und die Vergangenheit sichtlich nicht sprechen wollte; das Schweigen der Exil-Afghanin passt ganz zur Noelle-Neumann´schen Schweigespirale)
Terroranschlag vom 11.September 2001 auf die Doppeltürme des New York World Trade Center. Ein Turm brennt bereits, eines der Terroristen-kontrollierten Boeing-Großflugzeuge rast in den anderen Turm.
Dieser Terroranschlag war ein epochendefinierendes Ereignis, das weltweit zu Hass auf Muslime führte und auch heute noch führt.
Dabei wurde aber verschwiegen, dass es möglicherweise einen einigermaßen nicht ganz unverständlichen Grund für diesen Anschlag gegeben haben könnte, nämlich dass der Westen bzw. die USA ein vor dem Afghanistankrieg der 1980er Jahre gegebenes Wiederaufbauversprechen gebrochen haben könnte.
Damals nach den Terroranschlägen vom 11.9.2001 hiess es im gesamten Westen "Diese Anschläge richten sich gegen den Westen!", "Diese Anschläge richten sich gegen die Demokratie!", "Diese Anschläge richten sich gegen das Christentum!".
Aber in Wirklichkeit sind alle diese Aussagen sehr fragwürdig. In Wirklichkeit könnte sich dieser Anschlag gegen ein gebrochenes Wiederaufbauversprechen des Westens, bzw. der USA gerichtet haben. Eine Möglichkeit, die bisher niemand bedachte. Zumindest niemand bedachte UND veröffentlichte.
Diese Sache mit der nie bedachten Möglichkeit der Wiederaufbauhilfeversprechens-Bruch-Theorie und den sich daraus ergebenden Hass und den sich daraus ergebenden Vorurteilen und der mangelhaften Prüfung von Behauptungen und Lehren passen auch zum christlichen Dogma der Erbsünde und können als eine Verletzung gesehen werden der biblischen Aufforderung zum Prüfen von Lehren.
Es stellt sich weiters die Frage, ob in Demokratien mit ihren häufigen Regierungswechseln, mit ihren schnellen Abläufen Versprechensbruch praktisch eine Tendenz hat, die Norm zu werden, weil jede neue demokratische Regierung mit einem gewissen Recht beanspruchen kann, eine andere Politik zu betreiben als ihre Vorgängerregierung, mit anderen Worten, die Versprechen brechen kann und soll, die Vorgängerregierungen machten.
Es stellt sich auch die Frage, wieso nie irgendwer aus der IGGÖ (Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich) diese Theorie veröffentlicht hat; vielleicht hatte die IGGÖ ja die Absicht, die Muslime zu radikalisieren; und es gibt auch andere Hinweise, dass die IGGÖ eine solche Radikalisierungsabsicht gehabt haben könnte.