Die UNO-Sondergesandte gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM / female genital mutilation), das frühere Model Waris Dirie, wurde von Bundeskanzler Kurz zum diesjährigen Opernball eingeladen. Die Reaktion der FPÖ darauf war - meinen Informationen und Recherchen zufolge - nichts.
Obwohl gerade die FPÖ auf vielfältige Weise darauf hätte reagieren können oder sollen, wenn man ihre Vergangenheit bzw. die einiger ihrer Spitzenpolitiker in Rechnung stellt.
1.) Die FPÖ hätte als angeblich islamkritische Partei kritisieren können, dass die UNO Waris Dirie zur Sonderbeauftragten gegen FGM (wohl weil sie nicht islamkritisch ist und dies die Zustimmung der islamischen Staaten in der UNO erhielt), hingegen nicht Ayaan Hirsi Ali (ebenfalls Somalierin, ebenfalls wie Dirie genitalverstümmelt), weil Ali islamkritisch ist und dies auf den Widerstand der islamischen Staaten in der UNO stiess bzw. gestossen wäre.
2.) Die FPÖ hätte als angeblich militärisch beeinflusste Partei (viele FPÖ-Politiker sind Soldaten welchen Ranges auch immer) sich dafür aussprechen können, FGM notfalls auch militärisch zu beenden. Die jahrzehntelangen Unterschriftensammlungen und Polit-Reden gegen FGM haben wenig bis gar nichts gebracht: laut zahlreichen Berichten sank der Anteil der betroffenen Frauen im hauptbetroffenen Afrika leicht, aber wegen des hohen Bevölkerungswachstums stieg die Gesamtzahl der Frauen, die FGM-Opfer sind (und sie dürfte auch in näherer Zukunft weiter steigen). Stattdessen begnügt die FPÖ sich offensichtlich in einer Art Neutralitätspopulismus mit dem Schutz der österreichischen Grenzen, der eigentlich ziemlich sinnlos ist, weil Österreich als Binnenland der EU davon profitiert, dass die Aussengrenzenstaaten der EU die Grenzen schützen und weil die EU Erdogan zahlreiche Milliarden dafür zahlte, dass er die syrische Flüchtlingswelle aufhielt. Auch Journalisten und -innen haben - soweit ich das überblicken kann - keineswegs Waris Dirie in Interviews befragt, ob in Anbetracht der gestiegenen Zahl von FGM-Frauen ihre Tätigkeit als Sonderbeauftragte gegen Genitalverstümmelung nicht völlig sinnlos und vielleicht sogar kontraproduktiv war. Aber vielleicht hat Dirie ja gerade dadurch, Opfer von FGM zu sein, eine Art Opferbonus, der sie anders als Politiker und -innen bei Interviews vor kritischen Fragen beschützt. Aber es kann natürlich auch das pazifistisch-zugeschleimte mehrheitlich rot-grüne Journaille-Milieu in Österreich sein, das militärische Lösungen prinzipiell ausschliesst, und Fragen danach prinzipiell nicht stellt, so als wäre Nazideutschland von den Alliierten durch eine Art christlich-pazifistische "Die andere Wange hinhalten"-Strategie besiegt worden, aber nicht durch militärische Gewalt.
3.) Die FPÖ hätte auch reagieren können mit "Negerkonglomerat"-Sagern oder "Moslem-Papa"-Sagern wie in der Vergangenheit. Man kann das so sehen, dass ein Vorteil der FPÖ-Regierungsbeteiligung darin besteht, dass sie verbal gleichsam auf Tauchstation geht.
4.) Die FPÖ als angeblich islamkritische Partei hätte eine Debatte darüber anstossen können, ob zwischen FGM und Islam ein Zusammenhang besteht, hat das aber nicht. Waris Dirie hat zwar insofern recht, als FGM im Koran weder erwähnt noch geboten ist, aber FGM passt sehr gut zum Geschlechterverhältnis im Islam; laut verschiedenen Koransuren sind Frauen Objekte, Dinge und "Saatfelder", mit denen der Mann verfahren darf, wie er will.
5.) Weltinnenpolitik bedeutet (ganz anders als das, was Mölzer zu kritisieren glaubte): die Welt ist eine Art "Negerkonglomerat". Unter einem Konglomerat versteht man in der Bergbausprache einen Gesteinsbrocken, der verschiedene Erze gleichzeitig enthält, wie z.B. Eisenerz und Kupfererz. Und unter einem Konglomerat versteht man in der Wirtschaftssprache einen Mischkonzern, der (Mehrheits-)Beteiligungen an Firmen aus unterschiedlichsten Branchen und Sektoren hält.
Generell ist die Art und Weise, wie mit dem Thema nicht umgegangen wurde, ein treffendes Beispiel für die Unfähigkeit der politisch-medialen Klasse in Österreich.
Und dass in Österreich die FPÖ, die in vielerlei Hinsicht zumindest in Rassismus-Verdacht steht, Islamkritik betreibt und sogar auf der politisch-etablierten Ebene ein Monopol auf Islamkritik hat, bringt auch Alle, die sowohl Islam- als auch FPÖ-kritisch sind, in den Verdacht, Rassisten zu sein. Dass FPÖ-Vorsitzender Strache den früheren US-Präsidenten Obama kritisierte und den Einsatz der quasi "negerisierten" US-Army begrüßte, frei nach Bismarcks Motto, irgendwelche geopolitischen Wirren seien nicht das Leben eines einzigen deutschen Landsers wert, passt dazu.
Würde man der (Un-)Logik folgen, dass Islamkritiker (und -innen) automatisch Rassisten seien, dann müsste auch Ayaan Hirsi Ali Rassistin sein, was in Anbetracht ihrer Hautfarbe besonders absurd wäre.
? Cover-Foto Buch Wüstenblume / Schneekluth-Verlag
Dazu siehe auch:
https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/buchbesprechung-waris-dirie-wuestenblume-39404
P.S.: mich stört irgendwie der sexistische Unterton der Debatte, der allzu oft die Rolle der Frau als Opfer und die Rolle des Mannes als Täter fixiert.
Vor Kurzem erhielt ich Nachricht, dass ein Verfahren wegen Körperverletzung an mir durch eine offensichtlich Afrikanisch-Stämmige eingestellt wurde.
Gerade in Zeiten der Emanzipation, wo es immer mehr weibliche Bodybuilderinnen und Kick-Boxerinnen gibt, erscheint es problematisch, eine Verdächtige automatisch frei zu sprechen, nur deswegen, weil sie eine Frau ist, auch wenn kein Videokameraüberwachungsmaterial existiert, sondern "nur" Zeugen.
Ich bin auch sehr im Wiglwogl (für unsere bundesdeutschen Lesenden: das heisst "Zwiespalt" auf Wienerisch), ob ich darüber überhaupt berichten soll. Die Einstellung eines Ermittlungsverfahren gegen eine Tatverdächtige Frau (und das Bekanntwerden dieser Einstellung) kann in Zukunft mehr Frauen dazu verführen, gewalttätig gegenüber Männern (oder auch Frauen) zu werden.
Ich werde mich erkundigen, inwieweit ich hier noch Möglichketien, habe, einigermassen chancenreich Fortführungsanträge zu stellen.
P.S.2: ein Argument, das für Dirie, aber gegen Hirsi Ali als UNO-Beauftragte gegen weibliche Genitalverstümmelung sprechen würde, ist das der beruflichen Herkunft. Waris Dirie schaffte es, als Ex-Model die eigentlich ziemlich unpolitischen Modemagazine zu politisieren und für die Frage der weiblichen Genitalverstümmelung zu sensibilieren, was Hirsi Ali wohl nie geschafft hätte.
Nachtrag: auch wenn populistische und verantwortungslose Politiker und -innen das Gegenteil behaupten: die weibliche Genitalverstümmelung ist längst schon Normalität in der EU. Wenn EU-Ärzte ernsthafte Gründe haben, zu glauben, dass die einzige Alternative dazu, dass sie die weibliche Genitalverstümmelung mitten in der EU machen, ist, dass die betreffende Frau nach Arfika geflogen oder sonstwie verbracht wird, wo unter viel unhygienischeren Umständen die weibliche Genutalverstümmelung gemacht wird, mit hohem Infektionsrisiko und hoher Todesgefahr, dann werden diese EU-Ärzte die weibliche Genitalverstümmelung; und zwar vielfach völlig unabhängig von der Strafandrohung, die damit versehen ist. Strafandrohung bewirkt etwas bei Vermögensdelikten, bei Überzeugungsdelikten kaum.
Dazu kommt, dass, wenn die weibliche Genitalverstümmelung mitten in der EU gemacht wird, die Möglichkeit besteht, die besonders grausame pharaonische Beschneidung zu verhindern, und die Familie auf harmlosere Formen der Genitalverstümmelung herunterzuverhandeln bzw. zu überreden.
Ich verstehe diese EU-Ärzte, die weibliche Genitalverstümmelung machen, um Schlimmeres zu verhindern, sogar. Aus meiner Sicht ist die völlig Verlogenheit der Politik und der Medien zu diesem Thema das Problem, und nicht Ärzte, die die Gesetze auf die beschriebene Art und Weise brechen.
Und Androhungen von strafrechtlichen Konsequenzen könnten auch deswegen völlig sinnlos sein, weil in vielen Fällen "entschuldigender Notstand", §10 StGB oder ähnliches gelten.
Und die weibliche Genitalverstümmelung hängt auch mit der untergeordneten Rolle der Frau im Sialm zusammen: zahlreiche Koransuren sprechen von der Frau als Sache, als Saatfeld, mit dem der Mann nach eigener Entscheidung verfahren darf.
Beschnittene Frauen sind - zumindest nach Meinung der Befürworter ehelich treuer und anspruchloser und weniger geneigt, bei der islamischen Polygynie fremdzugehen oder zu flüchten, wie das bei unbefridigten Dritt-oder Viertfrauen oft vorkommt.