In den Oppositionsparteien scheint es Konsens zu sein, und die Kanzlerpartei ÖVP schweigt wie so oft: der Begriff des Austauschs sei als solcher ein rechtsextremer, nationalsozialistischer Begriff, behaupten zahlreiche SPÖ-, Grün-, Neos-, ListePilzJetzt-Mitglieder oder ihnen nahestehenden sogenannten Wissenschaftler oder -innen.
Auch die FPÖ schweigt zu dieser Frage, Vizekanzler Strache scheint das Schweigen so mancher ÖVP-Politiker oder das Aussitzen eines Kohl oder einer Merkel übernommen zu haben, sodass zahlreiche Fragen nicht diskutiert werden. Außer der Behauptung, dass der Begriff Austausch die Realität beschreibe, findet Strache an diesem Begriff überhaupt nichts auzusetzen, auch nicht die Verwischung des Unterschieds zwischen Rassismus und Kulturalismus durch den Begriff "Austausch".
Allerdings stimmt das in mehrerlei Hinsicht nicht.
Erstens verwenden die Nazis in den 1930er und 1940er Jahren am liebsten den Begriff der "Eindeutschung", weil er eine Richtung vorschrieb, und weil er von Vielen als Mittel betrachtet wurde, die Ungerechtigkeit des Versailles-Vertrages und der nachfolgenden Übertragung mehrheitlich deutscher Gebiete wie in Oberschlesien nach der Volksabstimmung 1919 zu verhindern.
Das damalige Ergebnis in Oberschlesien (60% pro-deutsch, 40% pro-polnisch) war ganz ähnlich dem gleichzeitigen Volksabstimmungsergebnis in Kärnten (60% pro-österreichisch, 40% pro-jugoslawisch, bzw. pro-SHS), aber die politischen Folgen ganz anders und anti-deutsch bzw. als anti-deutsch perzipierbar: während in Kärnten das gesamte Abstimmungsgebiet Österreich zugeordnet wurde, wurde Oberschlesien geteilt.
Der von Andreas Mölzer verwendete Begriff der "Umvolkung" hingegen, der richtungsneutral ist, (Slawen können Deutsche genauso "umvolken" wie umgekehrt) war kein Lieblingsbegriff der Nazis, sondern ein Begriff, der von einem Historiker verwendet wurde, der zwar eine Nazinähe hatte, aber kein Nazi im engeren Sinn war.
Aber zurück zur Gegenwart, weil die viele Jahrzehnte zurückliegende Vergangenheit sowieso nur was für Historiker-Seminare oder parteipolitischen Missbrauch für die Tagespolitik sei, wie Jörg Haider damals sagte.
Die Identitären und der Christchurch-Attentäter Brenton Tarrant verwendeten den Begriff des "Austausches", was Linke und ihre angeblichen oder wirklichen Wissenschaftler und -innen insofern konterten, als sie behaupteten, dieser Begriff sei als solcher rechtsradikal, ebenso wie der Begriff "Heil" wie in "Heil Hitler!", als solcher rechtsextrem sei, obwohl oder weil er auch in "Berg Heil !" oder "Ski Heil!" vorkommt.
Das Bergsteigen und die Bergsteigerfilme waren ebenso wie der Sport oder Skisport Lieblingsthemen von Leni Riefenstahl, der sogenannten Filmemacherin Hitlers, die sowohl die Olympiade 1936 als auch NSDAP-Parteitage in eindrucksvolle Bilder verwandelte (was allerdings durchaus als Ablenkungsmanöver von der Problematik verstanden werden konnte).
Abgesehen davon, dass Tauschhandel ja auch auf Austausch beruht, allerdings auf Warenaustausch, kann auch der Begriff des Austauschs unterschiedlich beurteilt werden, ob er nach "rassistischen" oder "kulturalistischen" Kriterien gesehen wird.
Findet ein Austausch von Europäern durch Afrikaner statt, oder ein Austausch von Christen durch Muslime ?
Das sind zwei völlig unterschiedliche Austäusche, bzw. Formen des Austauschs, die auch unterschiedliche Maßnahmen nahelegen.
Für jemanden, der im "rassischen" Austausch ein Problem erblickt, mag in der Tat Mord als einziges "Problemlösungmittel" möglich erscheinen, für jemanden hingegen, der im religiösen bzw. kulturellen Austausch das Problem erblickt, kommen sehr wohl, bzw. vorrangig auch andere Möglichkeiten in Betracht: Bildung, Umerziehung (bis hin zur Umerziehungsdiktatur oder ähnlichen Phänomenen), Konversion, Zuwanderungsrecht nur bei Islamverzicht oder Konversions- oder Atheisierungs-Forcierung.
Und genau die Unterschiede im Mittel, wie man den "Austausch" bekämpfen will, spielen auch eine Rolle in Zusammenhang mit der Frage, ob das als extrem einzustufen ist, weil die meisten Extremismusdefinitionen über Gewalt laufen.
Wer einen "rassistischen Austausch" sieht oder zu sehen glaubt, ist viel anfälliger dafür, in den Terrorismus abzurutschen, als jemand, der einen "religiösen Austausch" oder einen "kulturellen Austausch" sieht oder zu sehen glaubt, weil man die Religion wechseln kann, aber die Hautfarbe oder "Rasse" nicht.
Die Linke macht im Prinzip genau dasselbe wie große Teile der FPÖ oder die Identitären: sie leugnet die Existenz eines Kulturalismus; sie tut aus parteipolitischen und parteitaktischen Motiven so, als wären Rassismus und Kulturalismus identisch, so, als wäre jeder Rassist ein Kulturalist und jeder Kulturalist ein Rassist.
Bei der FPÖ, bzw. großen Teilen derselben, ist der Grund für die "terrible Simplifikation", für die "fürchterliche Vereinfachung", wie Kreisky das nannte, den Rassismus weisszuwaschen, indem man ihn deckungsgleich mit dem Kulturalismus machen will bzw. behauptet; für die Linke hingegen geht es ca. um das gegenteil, darum die FPÖ möglichst schlecht darzustellen, um die Zerstörung der Mitte; darum, jeden, der nicht hundertprozentig auf SPÖ- oder Grünen-Parteilinie liegt (und nicht koalitionstechnisch gebruacht wird wie die ÖVP), ins rechtsextrem-rassistische Eck zu rücken, auch und ganz besonders dann, wenn er kein Rassist, sondern ein Kulturalist ist. Es geht der Linken mit ihrer verfehlten Rhetorik, die Rassismus und Kulturalismus genauso gleichsetzt wie die FPÖ, offensichtlich nicht darum, die FPÖ zu bekämpfen, sondern darum, die Entstehung neuer kulturalistischer Parteien zu verhindern.
"Politisch Lied, ein garstig Lied´", sang Wolf Biermann einstens.
Und auch die politische Linke, greift, um ihre Muslimwähler, auch die fundamentalistischen Muslimwähler zu vertuschen (erst kürzlich waren Artikel über einen arabischen hitlerverehrenden Dschihadisten im Gemeindebau in wenigen Medien), zu Untergriffen, die denen der extremen Rechten in Sachen Unwissenschaftlichkeit und Unseriosität um Nichts nachstehen.
Artikel über positiven Kontakt- und Info-Austausch zwischen Jungen und Demenzgefährdeten, der Demenz vorbeugen soll:
https://www.wochenanzeiger-muenchen.de/mc3bcnchen/reger-austausch,116033.html
Dieses (offensichtlich Kopiergeschützte) Foto läßt offen, um welchen Austausch es sich handelt, obwohl nur "Austausch" der Untertitel ist. Obwohl der Fotograph ein Majid Samadi ist, der wahrscheinlich kein Rassist ist, sondern eher entweder ein Kulturalist oder ein Rassismuskritiker .
https://www.fotocommunity.de/photo/austausch-majid-samadi/42221529
Aus der Autoreparatursprache: Getriebe-Reparatur statt Getriebe-Austausch.
https://www.autobild.de/artikel/getriebe-reparatur-1287042.html
Der Begriff des Austauschs spielt auch eine Rolle in den historischen Fällen der vereinbarten Bevölkerungsaustäusche bei Neugründung von Staaten, z.B. zwischen Griechenland und Türkei 1924 im Vertrag von Lausanne, der den Vertrag von Sevres aus dem Jahr 1919 revidierte und gegenseitigen griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch vorsah.
Z.B. bei der Entkolonialisierung 1950 samt Teilung in Pakistan und Indien (wechselseitiger indisch-pakistanischer Bevölkerungsaustausch).
Z.B. seit der Gründung Israels 1948 (gegenseitiger israelisch-arabischer Bevölkerungsaustausch).
Da Bevölkerungsaustausch, Vertreibung und Terror (was durchaus unterschiedliche Phänomene sind) oft hysterische Reaktionen hervorrufen, unterbleibt ein nüchternes Nachdenken über Vieles.
Wikipedia leitet bei Eingabe von "Austausch" automatisch weiter zu Tausch.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tausch
Womit sich dann auch noch die Frage stellt, ob dass auch "Tausch" ein böser rechtsextremer Begriff sei ...
Pixabay Licence / WildOne https://pixabay.com/de/photos/gem%C3%BCse-produkte-frisch-vertrieb-2573149/
Tausch oder Austausch Geld-Gemüse: auch Rechtsextrem für unsere linksextremen Sprachverbieter ?
https://oe1.orf.at/player/20190429/550666
https://www.gettyimages.at/detail/nachrichtenfoto/edda-countess-ciano-daughter-of-italian-dictator-nachrichtenfoto/940157548
Hitlers Filmemacherin Leni Riefenstahl (dritte von Links), hier mit Nazi-Propaganda-Minister Goebbels und Edda Mussolini-Ciano (hier zweite von rechts) wirft die Frage auf: sind Bergfilme und Sportfilme (wie die ihren) alleine schon deswegen abzulehnen, weil sie eine Nazinähe hatten und haben ? Weil "Berg Heil!" und "Ski Heil!" denselben "Heil"-Begriff enthalten wie "Heil Hitler!" ?
Die UNO verwendet übrigens den praktisch bedeutungsgleichen Begriff "Replacement", der genauso "Austausch" bedeutet. Nur halt in englischer Sprache, was für naive pseudo-antifaschistische Sprachverbieter den Eindruck erweckt, der Begriff "Replacement" sei im Unterschied zum Begriff "Austausch" alleine schon deswegen nicht rechtsextrem, weil in englischer Sprache.
https://www.un.org/en/development/desa/population/publications/pdf/ageing/replacement-press-ger.pdf
https://derstandard.at/2000102242068/Identitaere-Sellner-von-Strache-wieder-begeistert