Greta Thunberg und die jungen Leute, die die Fridays-for-Future-Demos tragen, können es wegen ihrer Jugend und Ahnungslosigkeit nicht wissen:
die Finanzkrise des Jahres 2008, also zu einer Zeit, als Greta Thunberg und ihre Altersgenossen noch vollauf damit beschäftigt waren, zu lernen, wie man sich die Schuhe zubindet, war auch und sehr wesentlich eine Krise der Wissenschaften, insbesondere eine Krise der Wirtschafts- und Finanzwissenschaft: zahlreiche Wissenschafter hatten vor 2008 prognostiziert, dass sich eine Krise, wie diejenige, die sich dann 2008 ereignete (mit Firmenzusammenbrüchen, Konkursen, Scheinwerten, Börsen-Crash, etc.), überhaupt unmöglich ist. Eine völlig falsche Prognose, die den Ruf aller Wissenschaften stark beschädigte und damit auch den Ruf der Klimawissenschaft.
Gerade in der Finanzkrise des Jahres 2008 waren es die 1% Kritiker und Katastrophenpropheten, wie "Dr. Doom" Nouriel Roubini und Max Otte, die recht behielten und nicht die 99% der Wirtschaftswissenschafter, die keine Gefahr für diese Finanzkrise sahen.
Auch deswegen ist es falsch von Greta Thunberg und ihren Hintermännern, einen Krieg der Generationen heranzuzüchten, der in guter Absicht nur einen Konflikt schafft und Lösungen für die Umweltprobleme erschwert, statt sie zu befördern.
Mit ihrer Pauschalbeschuldigung der gesamten älteren Generation, die laut Thunberg den Planeten zerstört habe, entfremdet sich Greta Thunberg auch potenzielle Verbündete, nämlich die ökologisch gesinnteren Älteren, die schon seit vielen Jahrzehnten das machen, was sie fordert, nämlich zum Beispiel auf Verbrennungskraftmotorenfahrzeuge zu verzichten.
Hätte Greta Thunberg ein bißchen mehr Ahnung der klassischen Literatur, dann würde sie Goethes Spruch "Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut getan" kennen: man kann davon ausgehen, dass Greta Thunberg es gut meint, aber ob sie es schafft, es auch gut zu tun, daran müssen massive Zweifel bestehen.
CC / Europäisches Parlament https://de.wikipedia.org/wiki/Greta_Thunberg#/media/Datei:Greta_Thunberg_at_the_Parliament_(46705842745)_(cropped).jpg
Greta Thunberg: nur einen Generationenkonflikt zwischen Jung und Alt geschaffen, in der Hoffnung, die Welt zu retten ?
Falls es so ist, so wäre das eine Gelegenheit für dieses junge Mädchen und ihre Berater, einmal die Strategie zu überdenken, und die Erwachsenenkenntnis, dass es die Resultate sind, die zählen und nicht die Absicht, zu berücksichtigen.
Greta Thunberg wäre auch gut beraten, sich zu entschuldigen für unzutreffende Pauschalverurteilungen der älteren Generation, weil manche deren Vertreter sich schon viel länger und viel kompetenter als sie mit der Frage des Klimawandels auseinandersetzen.
Und Greta Thunberg stünde es auch gut an, zuzugeben, dass sie wegen ihrer Jugend und Ahnungslosigkeit keine Ahnung hatte, wie stark die Finanzkrise von 2008 die Glaubwürdigkeit der Wissenschaften erschüttert hat.
In Wirklichkeit hat Greta Thunberg durch ihre Fehler und Fehleinschätzungen, durch ihre Übertreibungen nur bewiesen, dass sie um nichts besser ist als viele Vertreter der älteren Generation, der sie in vereinfachender und undifferenzierter Pauschalisierung die Zerstörung der Welt vorwirft.
"Errare humanum est", "Irren ist menschlich" gilt für Alle, egal, ob Jung oder Alt, egal, ob Wissenschafter oder nicht, daher ist ein Generationenkrieg wie der von Thunberg angestachelte, keine Lösung, sondern wahrscheinlich ein Fehler, der genau den Fehlern vieler Älteren entspricht.
Und genau diese unwissenschaftlichen Vereinfachungen und Differenzierungsmängel machen auch Greta Thunbergs Berufung auf die Wissenschaft unglaubwürdig und weitgehend wirkungslos. Mit Ausnahme der Kontraproduktivität: dass Greta Neutrale und Unentschlossene durch ihre radikale und undifferenzierte Art ins Lager der Gegner der These vom anthropogenen Klimawandel treibt.
Zu diesen Differenzungsmängel und Wissenschaftlichkeitsmängeln von Greta gehört auch das Leugnen der positiven Effekte der industriellen Revolution durch sie, wie zum Beispiel der Reduktion der Sterblichkeit und das Ansteigen des Wohlstands.
Und Greta leugnet schliesslich, dass viele Ältere geprägt durch die Knappheiten der Nachkriegszeit, einen sehr sparsamen Umgang mit Ressourcen haben, genauso wie sie leugnet, dass viele Jüngere eine sorglose Wegwerf- und Luxusmentalität haben, die zum Klimawandel beiträgt.
Jugendrevolten wie zum Beispiel die der Roten Garden in der chinesischen Kulturrevolution oder die 68er-Bewegung mit dem RAF-Terror in der Folge, haben oft in guter Absicht mehr Schaden als Nutzen verursacht, und Greta Thunberg zeigt Ansätze, dieses Scheitern der jugendlichen Radikalität zu wiederholen.
Auch problematisch erscheint Gretas Fokussierung auf den IPCC, der ein stark politisches Gremium ist und kein rein wissenschaftliches. Die Bedeutung der Bevölkerungsexplosion für den menschengemachten Klimawandel bleibt bei Greta Thunberg unerwähnt, und das muss er wohl auch, weil sie ansonsten wahrscheinlich keine Unterstützung von der UNO bekäme.
Dass Fernbusse eine ähnlich gute Ökobilanz haben können wie die Eisenbahn, verschweigt Greta Thunberg, ebenso, dass die Eisenbahn eine schlechte Energiebilanz haben kann, wenn die Stromgewinnung sehr wesentlich aus fossiler Energie erfolgt, z.B. durch Kohle- oder Gaskraftwerke.
Die österreichischen oder deutschen Grünen, die sehr radikal in Sachen Anti-Atom-Politik sind, müssten eigentlich ein Befremden haben in Bezug auf Gretas Atomenergiebefürwortung, die sie vom IPCC übernommen hat.
CC / Kjetil Ree https://de.wikipedia.org/wiki/Nouriel_Roubini#/media/Datei:Nouriel_Roubini_05.jpg
Crashprophet Nouriel Roubini: er behielt fast alleine recht gegen die 99% der Wirtschaftwissenschafter, die keine Gefahr einer Finanzkrise sahen.
Was die Frage aufwirft, ob Wissenschafter genauso wie normale Menschen einen Trend zum Herdentrieb, dazu, etwas für wahr zu halten, nur weil die Mehrheit der Wissenschafter es glaubt, und zur Unterdrückung kritischen Denkens und anderer Meinungen haben.
Und genau solche Fälle wie der von Nouriel Roubini, der fast alleine recht behielt gegen einen 99%-Wissenschafter-Konsens, sind es, die Argumente, die darauf beruhen, was 99% der Klimaforscher glauben, so wirkungslos machen.
Thomas S. Kuhn beschrieb in seinem Buch "Die Struktur der wissenschaftlichen Revolutionen" das Phänomen des Paradigmenwechsels, also, dass ein Einzelner ein wissenschaftliches Paradigma, also die Einschätzung einer gesamten Wissenschaftsdisziplin, zum Einstürzen bringt und ein neues Paradigma etabliert; als ein Beispiel dafür nannte er Albert Einstein und den Übergang von der Newton´schen Physik zur Einstein´schen relativistischen Physik, in der die Zeit und Raum nicht mehr absolut sind wie bei Newton.
Prinzipiell sind derartige Paradigmenwechsel, dass also alle oder fast alle Forscher und -innen im Laufe von 10 Jahren völlig ihre Meinung um 180 Grad drehen und ändern, nie auszuschliessen, auch in der Klimaforschung nicht.
Und eben diese Fälle von Paradigmenwechseln in der Wissenschaft, von Revolutionen in Wissenschaftsdiziplinen, sollten vorsichtig machen, einem 99%-Wissenschafter-Konsens 100%ig zu vertrauen.
Und das ist ein weiterer Fehler von Greta Thunberg: sie hat sich zuwenig mit Wissenschaftstheorie beschäftigt, um die Möglichkeit von Paradigmenwechseln auch in der Klimaforschung zu erkennen.
Generell ist die dichotome heutige Frontstellung zwischen sogenannten "Klimahysterikern" und "Klimaleugnern" (in Anlehnung an die rechtsextremen "Auschwitz-Leugner" ) in ihrer Zweipoligkeit problematisch, weil dadurch skeptische dritte Positionen unter die Räder zu kommen drohen und zwischen den beiden großen Blöcken zerrieben zu werden drohen, ein Prozess, der eher der "Zerstörung der Mitte" entspricht, wie er in der Politik immer wieder vorkommt.
Und prinzipiell bin ich der Meinung, dass Ressourcenverbrauch, insbesondere der Verbrauch an fossilen Energieträgern, den die Menschheit derzeit betriebt, problematisch ist, auch dann, wenn sich die CO2-These als falsch erweisen sollte.
Und die Problematik des Verbrauchs an fossiler Energie, also zu großen Teilen der Erdölimporte aus dem arabischen Raum, finanziert Nahostkriege. Und diese Kriege sind so gravierend, dass eine CO2-These vielleicht eine rechtfertigbare Notlüge ist, die notwendig sein könnte, um die ölfinanzierten Nahostkriege zu beenden.