Rein theoretisch ist er ja Bundesminister für Integration, europäische und internationale Angelegenheiten.
Sebastian Kurz, der vielleicht wegen jugendlichem Irresein, vielleicht aus Populismus, vielleicht, um die FPÖ in Grenzen zu halten, Positionen vertritt, die ein Aussenminister eigentlich eher nicht vertreten sollte.
Wenig Reaktion von Kurz auf das Erdogan-Statement von gestern:
https://www.welt.de/politik/video162952229/Tuerken-in-Europa-sollen-fuenf-Kinder-kriegen.html
Aber vielleicht kann er als dogmentreuer Katholik dieses Statement von Erdogan gar nicht kritisieren, weil das unfehlbare Papst-Dogma Kondome, Anti-Baby-Pille und Pille-Danach verbietet und in dieser Hinsicht identisch mit dem Islam ist.
Alles, was Kurz dazu sagte, war: "Dieses Hineinregieren muß endlich Schluß haben". Aber gerade der Kinderreichtum ist ganz normaler islamischer Kinderreichtum gemäß Sure 2:223, und hat mit Erdogan speziell gar nichts zu tun. Erdogan kann man auf gewisse Weise sogar dankbar sein, dass er den Europäern klarmacht, was Islam bedeutet. Wenn Kurz islamischen Kinderreichtum nicht haben will, dann müßte er eigentlich den Islam verbieten. Aber bevor Bassam Tibi sein Konzept des Euro-Islam zurückzog, vertrat Kurz ebendieses Konzept des Euro-Islam, aber nachdem Tibi nach eigenem Bekennen in Sachen Euro-Islam "kapitulierte", ging Kurz in Sachen Islam-Reform oder Euro-Islam auf Tauchstation und kopierte die "Schweigepolitik", die man Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP; 2000-2006) nachsagte.
Bei Fehlentwicklungen müsse man gegensteuern, so Kurz, was im Prinzip durchaus richtig ist.
Aber dennoch sollte Kurz, falls er nicht schon ÖVP-Parteiobmann und Spitzenkandidat für die nächste Wahl sein sollte, doch eher nur die Fehlentwicklungen kritisieren, die zu kritisieren mit seinen Ämtern vereinbar ist, und nicht diejenigen, die zu kritisieren mit seinen Ämtern nicht vereinbar ist. Viele seiner Aussagen würden zu ihm passen, wenn er Innenminister wäre, was er aber nicht ist. Und wozu Österreich zwei Innenminister braucht und ohne Aussenminister auskommen soll, ist mir nicht ganz verständlich. Aber vielleicht ist das alles ein Kollateralschaden der Koalitionskrise, die ausgebrochen ist, seit dem "Plan A", dem Ultimatum von Kanzler Kern, die Neuwahlgerüchte auslösten.
Aber egal ! Politische und mediale Klasse in Österreich scheinen manchmal so zweitklassig, dass derartige Unvereinbarkeiten sowieso niemandem aufzufallen scheinen.
Vom Time Magazine wurde Kurz kurioserweise als "Top Leader of the World" gefeiert dafür, dass er zur Schliessung der Balkan-Route beigetragen hat.
Die Balkan-Route ist nur eine unter vielen ! Falls es zu einem Frieden in der Ukraine kommen sollte, dann wäre die Ukraine-Route wieder offen, und die Schliessung der Balkan-Route wäre dann ziemlich bedeutungslos. Die Beziehungen zu Italien haben sich verschlechtert, weil durch die Balkanroutenschliessung mehr über die Route Libyen-Italien läuft.
Falls sich wegen der Konflikte mit der Türkei, die in der Tat zahlreiche Flüchtlinge aus dem Syrienkrieg aufgenommen hat und zusätzlich Probleme mit dem PKK-Terror hat, die Grenzen öffnet, dann würde die Balkan-Routen-Schliessung, der angeblich große Erfolg von Kurz, ganz schnell ganz schlecht aussehen.
Aber egal ! In den Umfragen ist Kurz durch seine Scheinpolitik in gigantische Höhen hinaufgeschossen, was vielleicht auch daran liegt, dass die Konkurrenz blamabel und die Medien kritik- und analyseunfähig sind.
Wenn das ganze Land sich zwangsweise vor der angeblich nazistischen FPÖ-Machtübernahme fürchtet, dann dürfen die Fehler von Regierungspolitikern wie Kurz natürlich nicht kritisiert werden, weil das der FPÖ nutzen könnte.
Same shit as in the last 30 years !
http://time.com/collection-post/4684932/sebastion-kurz-next-generation-leaders/
Time Magazine doesn´t even get the name right ("Sebastion" instead of "Sebastian" ), so why should it get the report right ?
"Next generation leaders" könnte ja durchaus treffend sein. In der nächsten Generation, in 25 oder 30 Jahren könnte Kurz - entsprechenden Lernprozess vorausgesetzt - tatsächlich spitzenpolitikfähig sein.
Aber wieso muß man ihn 30 Jahre vorher feiern ?
Auch Kurz´ Aussage, türkische Wahlkämpfe seien hier in Österreich nicht erwünscht (gemeint waren Wahlkampfauftritte), ist eine Scheinaussage, denn
erstens) findet der türkische Wahlkampf sowieso hier in Österreich statt, wenn nicht über Wahlkampfauftritte, dann eben über türkische Zeitungen und türkisches Satelliten-TV.
zweitens) heizt das Wahlkampfauftrittsverbot den türkischen Wahlkampf an, statt ihn zu kalmieren.
Falls es wirklich das Ziel gewesen sein sollte, eine Mehrheit für Erdogan bei dem April-Referendum zu verhindern, so wurde von der österreichischen Politik im Unterschied zu der deutschen das völlig falsche Mittel eingesetzt, nämlich das der Eskalation statt dem der Deeskalation.
Aber das bestätigt eine alte These, die ich schon in einem vorangegangenen F+F-Blog äußerte, nämlich dass Kleinstaaten wie Österreich, weil sie so klein und einflusslos auf die EU-Geasmtpolitik sind, verantwortungslos und populistisch agieren, während Großstaaten wie Deutschland, eben weil sie bestimmend und verantwortlich sind, verantwortungsbewußt und nicht-populistisch handeln. (Stimmt zwar nicht immer, wie man im Falle der extrem großen deutschen Handelsbilanzüberschüsse in Kombination mit der EZB-Euro-Währungsdumpingpolitik sieht, aber doch oft).
(Sebastian Kurz, einzige Identifikationsfigur der Jugend in der Politik, der mit dem Welpeneffekt sensationell gute Umfragewerte erreicht: "Ist er nicht süß, so jung, so tolpatschig, wie herzig er durch die Gegend tapst ..." )
Time titelte "A new kind of statesman". In einer Hinsicht ja: Statesman in statu nascendi, Staatsmann im Zustand des Geborenwerdens.
Die Schliessung der Balkan-Route hat kurzfristig die Migrantenzahl gesenkt, aber langfristig löst das gar nichts.
Die Bevölkerungsexplosion, insbesondere in den islamischen Ländern geht weiter, die instabilen Staaten (wie Syrien, Libanon oder Bosnien-Herzegowina oder oder oder ...) sind weiterhin instabil.
Und der sunnitisch-schiitische Konflikt kann jederzeit wieder aufbrechen .....
Time Magazine titelte: "Sebastian Kurz is finding a new way to address Europe's refugee crisis"
Neu in der Tat. Aber gelöst wird dadurch gar nichts, im Gegenteil. Die Beziehungen zur Türkei haben sich dadurch massiv verschlechtert, ebenso zu zahlreichen anderen islamischen Staaten.
Das ganze zweiminütige Interview im Time-Video ist so voll von nichtssagenden Aussagen, dass es verwunderlich ist, dass er dafür nicht kritisiert wurde: "necessary reforms", ohne zu sagen, in welche Richtung; "new decision making processes in the EU", ohne zu sagen, welche. Islam-Reform kein Thema, UNO-Sicherheitsrat als Lösungsmöglichkeit kein Thema, aber als großen Erfolg feiern, dass die kleinen EU-Mitglieder mehr Selbstvertrauen haben. Keine Vorschläge zur Lösung der Ukraine-Krise (vielleicht eben deswegen, weil das eine neue Flüchtlings-Route öffnen würde).
Wenn laut Kurz 90.000 Flüchtlinge in Österreich zu hoch sind, wieso sind dann laut Kurz je eine Million Flüchtlinge in Türkei oder im Libanon nicht zu hoch ? Keine Antwort auf diese Frage, vielleicht deswegen, weil es keine gibt ....
Die Perspektive ist rein inner-EU, so als ob es außerhalb der EU nichts gäbe; die USA und China werden nicht einmal erwähnt. Dass die Schliessung der Balkan-Route den schiitisch-sunnitischen Konflikt nicht entschärft, sondern eher verschärft, wird nicht erwähnt.
Aber er ist ja noch soooo jung, unser Welpe, da muß man ihm die Fehler schon verzeihen ....
Siehe auch:
(Mischlings-Welpe von Wolfs-Spitz und Siberian-Husky. Sehr jung, sehr süss, sehr tolpatschig, und "Watch-dog of the next generation" )
https://de.wikipedia.org/wiki/Kindchenschema
Am Wochenende war eine Umfrage in der Zeitung, laut der Kurz besonders beliebt sei bei drei Gruppen: erstens Frauen, zweitens 30 bis 50-Jährige, drittens Nicht-Maturanten.
Gerade auf Frauen soll das Kindchenschema besonders stark wirken. Was eine Erklärung für Kurz´ Popularität wäre. Dass ein Politiker wegen seiner Jugend punktet, aber nicht wegen der Inhalte, die er vertritt, erscheint problematisch. Aber so ist eben die Postdemokratie !