Der evangelische Bischof Martin Bünker hatte den Vorschlag gemacht, einen Feiertag abzuschaffen, um das EuGH-Urteil, den Karfreitag zum Feiertag machen zu müssen, umsetzen zu können.

Und zwar bevor die sehr katholische Bundesregierung zur kuriosen Halbfeiertagslösung gekommen ist.

Erstens einmal entspricht es der protestantischen Ethik, arbeiten zu wollen, worauf schon der Soziologe Max Weber in seiner Schrift "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" hingewiesen hat.

Er verwendete dabei den Begriff des "protestantisch", nicht "evangelisch", was man auch als Hinweis darauf verstehen kann, dass der Lutherismus eine Protestbewegung gegen Missstände im Katholizismus war und die Gegensätze auch zu einem heftigen Krieg (nämlich dem dreissigjährigen Krieg 1618-1648) geführt hatten, der allerdings langfristig durchaus auch Vorteile hatte.

Österreich (je nach Bundesland 17-18 Feiertage) ist das am wenigsten evangelische/protestantische deutschsprachige Land und hat eindeutig mehr Feiertage als das stark lutheranisch beeinflusste Deutschland (10-14) und das stark calvinistisch beeinflusste Schweiz (10-15).

Zur Europäisierung und zur Anpassung an unsere Nachbarländer würde sich die Abschaffung folgender Feiertage anbieten, um einen Ausgleich für den Karfreitag zu schaffen:

1.) Silvester (31. Dezember): in keinem deutschen Bundesland und keinem Schweizer Kanton ein Feiertag; benannt nach Papst Silvester aus dem vierten Jahrhundert.

2.) Heiliger Abend (24. Dezember): in keinem deutschen Bundesland und keinem Schweizer Kanton ein Feiertag.

3.) Mariä Empfängnis (8.Dezember): in keinem deutschen Bundesland und in 60% der Schweizer Kantone ein Feiertag; soll an die laut Katholizismus "unbefleckte Empfängnis Marias" erinnern. Durch die unbefleckte Empfängnis soll Gott Maria von der katholischen Erbsünde bewahrt haben, was vielleicht der Präzedenzfall für alle Ungleichbehandlungen (z.B. scheidungsrechtliche) im Katholizismus ist.

4.) Tag der Arbeit (1. Mai): in jedem deutschen Bundesland und 40% der Schweizer Kantone ein Feiertag.

5.) Heilige drei Könige (6. Jänner): in drei deutschen Bundesländer und 4 Schweizer Kantone ein Feiertag (Deutschland hat 16 Bundesländer und die Schweiz 26 Kantone).

6.) Josefstag (19. März): in vier öst. Ländern (K, St, T, V) ein Feiertag, in keinem deutschen Bundesland und in 8 der 26 Schweizer Kantone; das würde aber u.U. die Abschaffung eines weiteren Feiertags in den anderen Bundesländern (z.B. Florianstag OÖ 4.Mai, Leopold 15. November NÖ, W) verursachen und wäre verfassungsrechtlich insofern schwierig, als es als Eingriff in Länderrechte einer Zweidrittelmehrheit in beiden Kammern bedürfte und die SPÖ (siehe Ökostromgesetznovelle) wenig Bereitschaft zur Zusammenarbeit zeigt. Der Florianstag kann nach dem Motto "Heiliger Sankt Florian! Verschon´ mein Haus, zünd´s andere an!" als Inbegriff der österreichischen Drückeberger-Menatilität betrachtet werden, die sich auch in der Neutralität äußert)

CC / z.g. Hufi https://de.wikipedia.org/wiki/Sankt-Florian-Prinzip#/media/File:Hl_Florian.jpg

Wozu eine Feuerwehr gründen oder sich an ihr beteiligen, wenn sowieso der Heilige Sankt Florian alle Brände löscht ?

Der Florianstag (4. Mai) ist so gesehen der Tag, an dem die österreichischen Solidaritätsmängel und der österreichische Wunderglaube, es werden alle Probleme sich schon von selbst in Luft auflösen, mit einem Feiertag gefeiert und gefestigt werden.

Ein bisserl mehr Verantwortungsethik wäre da schon wünschenswert.

Die österreichische Feiertagsfülle ist natürlich auch ein Wettbewerbsnachteil für österreichische Firmen und einer der Gründe, warum Firmen aus Österreich abwandern.

Aber laut Katholizismus-Interpretationen ist Armut eh eine Tugend und entspricht dem Bibel-Zitat "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Himmelreich eingeht"; so gesehen steckt vielleicht "Wahnsinn mit Methode" (Copyright Shakespeare) hinter der österreichischen Feiertagsinflation.

Das mit dem Kamel, das eher durch das Nadelöhr geht, ist vielleicht ein Übersetzungsfehler, der altgriechische Begriff für Schiffstau, kamilos, kann leicht mit dem Kamel, kamelos, verwechselt werden.

so gesehen sollte es vielleicht "Eher geht ein Schiffstau durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Himmelreich eingeht" heissen.

Das neutestamentarische Gegengewicht zur katholischen Armutsheiligsprechung wäre das Gleichnis von den drei Verwaltern und den ihnen anvertrauten Talenten (alte Währungseinheit).

Ein Gutsherr vertraut seinen drei Verwaltern je ein Talent an und verschwindet dann lange. Der Eine hat daraus fünfzehn gemacht und wird gelobt, der Andere zehn und wird auch gelobt, der dritte hat das Geld eingegraben, sodass es sich nicht vermehren konnte und wird dafür bestraft, nach dem Motto „Wer hat, dem wird gegeben werden; wer nicht hat, dem wird genommen werden“.

(Mt 25, 14-30; Lk 19, 12-25)

Dieses Gleichnis wird im Katholizismus kaum rezipiert und diskutiert. Mein Augenmerk ist darauf erst durch das Lesen von protestantischen Bibelinterpretationen gestossen.

Es gibt auch Theoretiker, die den unterschiedlichen Schuldenstand der europäischen Staaten auf einen religiösen Unterschied (hochverschuldete katholische Staaten, niedrig verschuldete protestantische Staaten) zurückführen.

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