Die Olympiade ist vorbei, die Medaillengewinner und Medaillengewinnerinnen werden gefeiert, und alles andere wird vergessen, vertuscht und verdrängt, vielleicht insbesondere in Österreich, vielleicht insbesondere im Skisport.
In anderen Ländern ist das anders: in der New York Times vom Dienstag erschien ein Artikel der früheren Skisportlerin Zoe Ruhl.
https://www.nytimes.com/2021/08/06/opinion/culture/sports-mental-health-olympics.html
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In der Printausgabe ist die Überschrift "A culture of winning at all costs nearly broke me" ("Eine Kultur des Gewinnens-um-jeden-Preis hätte mich fast zerstört" )
Zoe Ruhl war schon als Kind skisportbegeistert, und um heute im Spitzensport erfolgreich zu sein, ist es oft nötig, schon als Kind extrem hart zu trainieren.
Ruhl, die mit 16 Jahren ihr erstes Weltcuprennen (im Telemark-Skiing, einer Mischung aus Alpin und Nordisch) gewann, stieg kurz danach vertragsverletzend aus dem Spitzensport aus, weil sie den Erfolgsdruck nicht aushielt, den ihre Stadt auf sie ausübte, ebenso wie den Druck der Verträge, z.B. Werbeverträge, die sie selbst vermutlich gar nicht abschliessen konnte, sondern vermutlich ihre Eltern. Als Kind war sie eigentlich unmündig; das Argument, dass jeder für sich selbst entscheiden kann und muss, wie hart er trainiert und welche Schmerzen er dafür zu ertragen bereit ist, gilt in diesem Fall also nicht.
Ein weiterer Grund waren die starken Schmerzen als Folge des harten Trainings, insbesondere im Rückenbereich.
Zoe Ruhl studiert heute Medizin und setzt sich stark für Reformen im Sportbereich ein, z.B. eine stärkere Beachtung der mentalen Gesundheit.
In ihrem Artikel lobt Ruhl auch sehr die aus den Olympischen Spielen ausgestiegene Spitzenturnerin Simone Biles, und sie sieht in ihren Aktionen einen Ansatz für Reform und Änderungen im Spitzensport.
Ich kann mich nicht erinnern, in einer österreichischen Zeitung jemals so einen Artikel über den Skisport gelesen zu haben. Der Skisport ist bei uns eine Art nationales Heiligtum, das eben nicht kritisiert werden darf.
Hier spielt vielleicht auch der Katholizismus hinein, der bedeutet, dass jede Beichte im Vieraugengespräch und nicht-öffentlich zu sein hat, während in den protestantisch-dominierten USA vielfach eine ganz andere Kultur der öffentlichen Beichte und öffentlichen Eingestehens von Schwächen herrscht.
In den Zusammenhang würde vielleicht die frühere und heutige ÖVP-Abgeordnete Kira Grünberg passen.
Es hätte natürlich auch Kira Grünberg einen Artikel schreiben können, zum Thema "Eine Kultur des Gewinnens-um-jeden-Preis hätte mich fast getötet" - hat sie aber nicht, obwohl das sehr gut gepasst hätte. Somit stellt sich schon die Frage, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht.
Obwohl laut Einschätzung der Ärzte ihre Schädigung (Querschnittlähmung) permanent ist, sagte sie: „Ich weiß auch, dass ich jetzt eine Verantwortung habe und werde versuchen, jeden Tag zu trainieren und zu kämpfen, so wie wir es früher auch gemacht haben. Vielleicht erreichen wir doch mehr als alle glauben, und dann kann ich sicher vielen Menschen mit einem ähnlichen Schicksal etwas zurückgeben. Nämlich die Hoffnung und Kraft, die mir jetzt so viele Menschen schicken.“
Dass sie in diesem Zitat nicht erwähnte, dass es darum gehe, zu verhindern, dass Leute ein ähnliches Schicksal erleiden, nämlich schwere Sportverletzung, erscheint mir irgendwie absolut unverständlich.
Sie sagt ja quasi: "Erst muss man ein Krüppel werden, und dann bekommt man etwas gegeben, z.B. Hoffnung und Kraft."
Man kann natürlich nur vermuten, ob das eine Rolle spielte beim Widerstand der ÖAAB-Frauen gegen die Kandidatur von Kira Grünberg, der letztlich erfolglos blieb, weil Kanzler Kurz sich durchsetzte, aber es erscheint mir stimmig, dass die ÖAAB-Frauen hier mit einem sehr moralisch hochstehenden Argument Grünbergs Kandidatur ablehnten, während die Immoralität hier auf der anderen Seite zu liegen scheint. Der Widerstand der ÖAAB-Frauen damals war deswegen besonders bemerkenswert, weil es ein innerparteilicher Widerstand war, der öffentlich wurde, was eigentlich in der österreichischen Politik selten ist, es sei denn, es gehe um einen Kampf um Spitzenpositionen, worum es hier allerdings nicht ging. Damals sind auch drei ÖAAB-Frauen in Tirol zurückgetreten und haben sich völlig aus der Politik zurückgezogen, bzw haben das angekündigt. Auch das spricht dagegen, dass es ein Kampf um eine Spitzenposition war.
Berichte über brutale Trainingsmethoden bei Kindern gibt es auch über China, und man kann annehmen, dass gerade im Falle von China nur wenig bekannt wird, weil es eben eine Diktatur ist, und keine transparente, offene Demokratie wie die USA.
Die Quintessenz ist genau dieselbe: der Olympische Sport als Um-jeden-Preis-Geldmaschine.
https://eminetra.co.uk/a-4-year-old-kid-became-brutal-in-training-in-chinas-money-at-any-cost-olympic-machine-it-still-lost-to-the-united-states/634362/
https://neeshu.com/articles/chinese-kids-training-in-gymnastics-brutal-training-pics.html
https://neeshu.com/articles/chinese-kids-training-in-gymnastics-brutal-training-pics.html
Hier auch noch ein historischer Aspekt: wie Buben im antiken Sparta, also vor 2500 Jahren zu den "perfekten Kriegern" ausgebildet wurden:
https://www.history.com/news/sparta-warriors-training
https://www.dailymail.co.uk/news/article-2182127/How-China-trains-children-win-gold--standing-girls-legs-young-boys-hang-bars.html
https://www.dailymail.co.uk/news/article-2182127/How-China-trains-children-win-gold--standing-girls-legs-young-boys-hang-bars.html
Ein ähnliches Thema ist Rekrutierung von Kindersoldaten, z.B. beim islamischen Staat:
Laut Medaillenspiegel scheint sich das kinderquälerische Training zu "lohnen": China erreichte mit 38 Goldmedaillen fast die 39 der USA und damit fast den ersten Platz im globalen Medaillenspiegel.
Hier ein Telemark-Skiing-Video, dieses Rennen in Rjukan/Norwegen wurde veranstaltet von der bei uns sehr bekannten FIS, der Fédération Internationale de Ski: