Wie radikale Tierschützer den Stadt-Land-Konflikt verschärfen und Tieren schaden

"Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut getan", sagte vor mehreren Jahrhunderten Johann Wolfgang von Goethe, der selbst politische Erfahrung hatte.

Und dieser Spruch könnte auch auf eine Petition des österreichischen Tierschutzvereins zutreffen, die sich für das Verbot der Fiakerpferde in Wien, aber nicht für ein generelles Nutztierverbot in ganz Österreich, Europa oder der ganzen Welt einsetzt.

Als jemand, der selbst aus den Bundesländern kommt und familiäre Beziehungen zu Hörndl-Bauern bzw. teilweise-Hörndl-Bauern, hat (also Bauern, die selbst Nutztierhaltung betreiben), sehe ich in dieser Petition eine Gefahr der Vertiefung eines Stadt-Land-Konflikts, bzw. eines Wien-Bundesländer-Konflikts, der vielleicht nicht beabsichtigt war vom Österreichischen Tierschutzverein, der aber de facto eine Folge sein könnte.

So ist das eben, wenn man ein einziges Ziel verabsolutiert und alle anderen Aspekte negiert und vertuscht: man kommt dann oft zu "Lösungen", die entweder mehr Probleme schaffen als Verbesserungen, bzw. die beträchtliche Kollateralschäden verursachen, die einen am Projekt zweifeln lassen.

Die Fiaker-Pferde sind die letzte in Wien erlaubte private, sichtbare Nutztierhaltung, vielleicht von einigen Prater-Pferde abgesehen, die wahrscheinlich dieser Petition auch zum Opfer fallen könnten.

Somit blieben in Wien wahrscheinlich nur mehr die Polizeihunde als Nutztiere, die aber weniger sichtbar sind, in "Bundesbesitz", bzw. in Bundesdienst.

Man hätte die Sache auch anders handhaben können, beispielsweise mit Verbesserung der Haltungs- und Arbeitsbedingungen, z.B. mit Überdachungen für die Fiaker-Standplätze, um sie vor der Sommer-Sonnenhitze zu schützen.

Aber nein, diese Formen des Tierschutzes sind für den österreichischen Tierschutzverein keine Option, es muss ein Totalverbot in Wien sein, das den Konflikt zwischen Wien und den Bundesländern wahrscheinlich verschärfen wird.

Was mir beim österreichischen Tierschutzverein auch fehlt, ist ein internationaler Vergleich, z.B. in der Hinsicht, dass es um den Tierschutz in Österreich gut bestellt ist, und dass die Tiere vielfach besser geschätzt sind als z.B. in so manchem osteuropäischen Land.

Aber nein - statt mit hohen österreichischen Standards zufrieden zu sein, pusht der österreichische Tierschutzverein weiter in Richtung auf extrem hohen Tierschutz in Wien, bzw. Österreich, was viele Verlagerungseffekte (z.B von Zuchtbetrieben) verursachen könnte, von Wien in die Bundesländer, bzw. von Österreich in das Ausland. D.h. die Tierschutzlage im Ausland verschlechtert sich, weil der Tierschutzverein in Österreich höhere Tierschutzstandards durchsetzt.

https://tierschutzverein.at/petitionen/fiaker/

Manipulativ auch die Rhetorik und Wortwahl des österreichischen Tierschutzvereins, die von den Fiakerpferden alleine in Zusammenhang mit "Leid" spricht; dass eine sinnerfüllende Tätigkeit und Wertschätzung dafür auch positiv für Pferde sein könnte, wird von Tierschutzverein negiert. Hier müsste man wohl eher gegen die manchmal mangelnde Wertschätzung agitieren, aber nicht gegen die Nutztierhaltung als solches.

Und der Vorschlag des österreichischen Tierschutzvereins, stattdessen nur mehr E-Kutschen zuzulassen, bzw diese zu erzwingen, hat was von Öko-Schmäh und Tierschutz-Schmäh, denn in Zusammenhang mit E-Mobilität ergeben sich zahlreiche Probleme: begonnen vom ökologisch extrem schädlichen Abbau seltener Rohstoffe, bei dem auch Tiere massiv geschädigt werden, für Akkus und Bau von E-Autos bis hin zu ökologisch problematischen Formen der Stromerzeugung aus Gas, Öl und Atomenergie, unter dem auch Tiere massiv zu leiden haben, könnte diese Initiative des Tierschutzvereins den Tieren global mehr schaden als nutzen, aber vielleicht ist der Tierschutzverein ja hoffnungslos nationalistisch und schützt nur heimische Tiere um den Preis, dass ausländische Tiere massiv geschädigt werden, eine Doppelmoral, die der Anti-Hainburg-Bewegung entspricht, als zur Rettung eines österreichischen Nationalparks der Strombezug aus der Ukraine forciert wurde und damit wahrscheinlich beigetragen zur Kernschmelze des AKW Tschernobyl 1986.

Wie schon die alten Römer sagten: "Quidquid agis, prudenter agis et respice finem" ("Wie auch immer Du handelst, handle klug und bedenke das Ende" ).

Es ist bedauerlich, wie kontraproduktiv, kurzsichtig und blind die Initiativen von sogenannten Tierschützern sind, die oft den Schaden von Tieren weit weg vergrößern, um den nächstliegenden Tieren wie den Wiener Fiaker-Pferden angeblich zu nutzen.

Und auch der Glaube vieler ebenso weltfremder wie radikaler Tierschützer, die freie Wildbahn mit vielen Fressfeinden, z.B. Raubkatzen oder Wölfen, die Pferde reissen, sei das bessere, artgerechtere und stressfreiere Leben, darf bezweifelt werden.

Somit stellt sich die Frage, ob es sich bei dieser angeblichen Tierschutz-Initiative nicht nur um versteckte Antikapitalismus handelt. Auch deswegen, weil die E-Autos nicht dieselbe Tradition und nicht denselben Einmaligkeitswert haben wie die Fiaker-Pferde und deswegen nicht dieselbe Attraktivität.

In Wirklichkeit dürfte diese Initiative bei Umsetzung den Tod zahlreicher Fiaker-Unternehmen bedeuten, die dann keine oder kaum Umstiegsmöglichkeiten haben.

D. Knoflach

Auch Langeweile und das Gefühl der Nutzlosigkeit und mangelnder Wertschätzung (hier Prater-Pferde im Lockdown) kann schlecht sein für Pferde.

D. Knoflach

Vielen Unternehmern reicht´s wegen übertriebener Auflagen, auch im Vergleich zum Ausland, die Fiakerunternehmer könnten die nächsten sein, wenn diese Initiative des Tierschutzvereins umgesetzt werden sollte. Und Tiere, die wegen Konkurs und Verarmung ihrer "Besitzer" verhungern, hungern und leiden müssen, sind dem österreichischen Tierschutzverein offensichtlich egal. Man ist geneigt, hier "Pfui!" auszurufen oder "Man kann gar nicht soviel fressen, wie man kotzen möchte!" in Anbetracht der Gedankenlosigkeit von so manchem radikalen Tierschützer!

P.S.: da war übrigens vorher kurz ein Video (Euro-News, IIRC) eingeblendet über depressive Tiere im Lockdown, das wieder ausgeblendet wurde und nie mehr eingeblendet.

Hätte gut gepasst zum Thema, statt dessen laufen ständig Videos über Tests auf Flughafen, die gar nicht zum Blog passen. Vielleicht hat da jemand manipulativ nachgeholfen.

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