Die Wiener Grünen wollen - nachdem sie ihren Kandidaten Van der Bellen bei der Präsidentenwahl durch vermutliche illegale Wahlmanipulationen durchgesetzt haben, bzw. durchgesetzt bekamen - diesmal angeblich laut Medien "erstmals in Österreich" ein besseres System verwenden, nämlich Instant-Runoff-Voting, sozusagen "sofortige-Stichwahl-Verfahren".
Dabei reiht man alle Kandidaten ("A ist mir am liebsten, B am Zweitliebsten, etc." ), und dann werden die Stimmen solange ausgezählt, bzw. die Letztgereihten gestrichen, bis Einer oder Eine eine absolute Mehrheit hat.
Das System, bzw. das Ergebnis ähnelt sehr dem Schulze-Verfahren, das die Piratenpartei seit langem (auch in Österreich) verwendete. So gesehen ist das, was die Wiener Grünen verwenden, nicht "erstmalig" in Österreich.
Beim ersten Wahlgang der Bundespräsidentenwahlen wurden manipulative Umfragen veröffentlicht, die vermutlich zahlreiche taktisch-Wählende in die Irre führten.
Zahlreiche Wählende wählten Van der Bellen, obwohl ihnen Griss lieber gewesen wäre, nur deswegen, weil die Umfragen und Medien suggeriert hatten, dass nur Van der Bellen Hofer besiegen kann, aber nicht Griss.
Sowohl Instant-Runoff-Voting als auch das Schulze-Verfahren (oder ähnliche Verfahren wie Condorcet und Borda) sind manipulationsresistenter.
Auch ein Verbot von Meinungsumfragen in den letzten drei Monaten vor der Wahl wäre eine Möglichkeit gewesen, mit dieser Problematik umzugehen. Ein Weg, der von anderen Demokratien dieser Welt in der Tat verwendet wird.
Das normale Wahlverfahren, das bei der Bundespräsidentenwahl verwendet wird (man wählt im ersten Wahlgang seinen Liebling, und in einem zweiten Wahlgang wählt man zwischen den zwei erfolgreichsten), wird extrem manipulationsanfällig, wenn mehr als zwei Kandidaten Chancen darauf haben, in die Stichwahl zu kommen.
Der Widerspruch zwischen dem grünen Schweigen über das manipulationsanfällige System bei der Präsidentenwahl und dem völlig anderen System, das die Grünen selbst für interne Wahlen verwenden, ist interessant.
Man könnte darüber spekulieren, ob dieses System (im relativen Vergleich zu anderen, schlechteren Systemen) eher Kraus begünstigt, hingegen Ellensohn benachteiligt, aber vielleicht werden die Grünen die Daten genau genug publizieren, sodass man das gut analysieren kann.
In der Ö1-Sendung "Punkteins" beklagte Kurier-Journalistin Livia Klingl lautstark den Untergang der politischen Mitte bei der Bundespräsidentenwahl, verschwieg aber - vielleicht mangels mathematischer und Wahlsystem-Kenntnisse - dass dieser Untergang der Mitte durch das Wahlsystem verursacht war, bzw. durch zahlreiche Mainstream-Medien, die diese Umfragen publiziert hatten.
Siehe auch:
(Meine Güte, so schnell wird man alt, vor fast drei Jahren habe ich das geschrieben, und fast nichts hat sich geändert, so gesehen muss man den Grünen wohl dankbar sein, dass sie trotz der Doppelmoral ein neues Wahlsystem bekannt machten)
§263 Strafgesetzbuch: "Täuschung bei einer Wahl oder Volksabstimmung"
"§ 263. (1) Wer durch Täuschung über Tatsachen bewirkt oder zu bewirken versucht, daß ein anderer bei der Stimmabgabe über den Inhalt seiner Erklärung irrt oder gegen seinen Willen eine ungültige Stimme abgibt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen."
CC / Werner/Tsui https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Van_der_Bellen#/media/File:Alexander_Van_der_Bellen_2016.jpg
Alexander Van der Bellen: nur Bundespräsident geworden, weil bei seiner Wahl ein viel schlechteres und manipulationsanfälligeres Wahlsystem angewendet wurde als das, das die Wiener Grünen intern anwenden ?
Allerdings ist fraglich, ob bei den viel größeren Bundespräsidentschaftswahlen Schulze-Verfahren oder Instant-Runoff administrierbar wären mit gleichzeitigem Transparenzanspruch.
Aus dieser Sicht könnte das Borda-Verfahren für die Bundespräsidentschaftswahl leichter administrierbar und transparenter sein.