Ich habe wirklich gute Gründe, Erdogan zu misstrauen, bin ich doch ein Opfer von Gewalt durch einen Türken, der möglicherweise (!) durch Erdogans Reden beeinflusst und radikalisiert wurde.
Aber trotzdem ist die Doppelmoral in dieser Sache problematisch:
Wenn Hillary Clinton Putin und Hitler gleichsetzt, dann findet fast die ganze Welt das total in Ordnung (mit Ausnahme von Ex-US-Aussenminister Henry Kissinger, der H. Clinton mit "Die Dämonisierung von Putin ist keine Politik, sondern das Fehlen von Politik" kritisierte).
Wenn Netanjahu und Hitler gleichgesetzt werden, dann gibt es daran schon mehr Kritik.
Als Haider und Hitler im Jahr 2000 gleichgesetzt wurden, gab es daran auch kaum Kritik.
Die "Faschismuskeule" ist ein oft bis inflationär verwendetes Politikinstrument der Linken, um Wahlen zu gewinnen.
Als der griechische Premierminister Alexis Tsipras bzw. ihm nahestehende Medien im Zusammenhang mit der griechischen Finanzkrise Merkel mit Hitler bzw. Deutschland mit Nazideutschland gleichsetzte(n), gab es daran kaum Kritik.
Wenn radikale Tierschützer Formulierungen wie "Hendl-KZ" verwenden, dann sei das natürlich total politisch korrekt und überhaupt nicht zu kritisieren.
Aber bei Erdogan soll genau dasselbe auf einmal unerhört und unakzeptabel sein, was tausendemal zuvor völlig in Ordnung war ?
Ich habe selbst auch schon Nazi-Vergleiche gezogen, z.B. in dem Blog:
Wenn man Erdogan etwas vorwerfen kann, dann eher das, dass er Erdogan-Hitler-Vergleiche in der Türkei nicht erlaubt, nicht hingegen, dass er Merkel-Hitler-Vergleiche macht.
Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass es viel problematischer ist, dass die Türkei keine Einsicht in das türkische Staatsbürgerschaftsregister gewährt, wodurch in Österreich illegale Doppelstaatsbürgerschaften entstehen.
Dieser ganze Nazi-Vergleichs-Wirbel dient vielleicht wie so oft nur als hysterisierendes Ablenkungsmanöver.