China ist die aufsteigende Supermacht, sowohl bevölkerungsmäßig als auch wirtschaftlich und militärisch. In den nächsten Jahren wird China die USA im Bruttonationalprodukt überholen und die größte Wirtschaft der Welt werden.
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Jetzt bereits ist China immens finanzstark, finanziert US-Staatsschulden, kauft deutsche Unternehmen auf, kauft Hafenanlagen auf der Strecke von China nach Europa, auch den Hafen Piräus, den Griechenland nach der griechischen Schuldenkrise (insbesondere nach deutschem Druck) "privatisieren" musste. (Privatisierung war es allenfalls dahingehend, dass der griechische Staat diesen Hafen nicht mehr besitzt, aber wenn ein chinesisches Staatsunternehmen diesen Hafen kauft, dann ist es ja nur ein "Staatseigentumswechsel", aber keine Privatisierung. Generell ist China mit seiner stark auf den Staat ausgerichteten Wirtschaft und dem Erfolg derselben vielleicht eine Widerlegung des neoliberalen Mantras, dass Privatisierung immer das Beste ist)
Die wirtschaftliche Abhängigkeit zahlreicher europäischer Staaten (insbesondere Griechenland, Serbien, Ungarn, potenziell teilweise auch Italien mit dem Hafen Triest) könnte auch politisch zum Tragen kommen. So könnten europäische Staaten, die finanziell von China abhängig sind, etwaige chinesische Kriege, zum Beispiel zur Unterwerfung und "Wiedereingliederung" von Taiwan (das die Volksrepublik China als abtrünnige Provinz betrachtet, obwohl es seit ca. 80 Jahren unabhängig ist und Nachfolgestaat der früheren Republik China unter Tschiang Kai-Schek), gutheissen oder die Sanktionierung bzw. Thematisierung chinesischer Kriege im Rahmen der gemeinsamen europäischen Aussen- und Sicherheitspolitik verhindern oder erschweren.
Und europäische Staaten, die von China finanziell abhängig sind, könnten auf EU-Ebene auch Drängen auf europäische Werte, zum Beispiel Menschenrechte, eben wegen dieser finanziellen Abhängigkeit verhindern.
Alles in Allem muss man China mit seiner immensen Bevölkerung von 1.4 Milliarden Menschen (also ca. dreimal soviel wie die EU), mit seiner Wirtschaftskraft und mit seiner militärischen Stärke aufgrund der gegenwärtigen Aufrüstungspolitik als ernstzunehmenden Faktor, u.U. auch Bedrohung immer mitbedenken.
Erst kürzlich, anläßlich der Olympiadeneröffnung in Peking, verkündete der chinesische Präsident Xi Jinping die Unterstützung für die russische Forderung nach einem Verbot der NATO-Osterweiterung.
Was man auch als massive Einmischung Chinas in innereuropische Angelegenheiten sehen kann, nach dem Motto "Teile und herrsche - bündnislose Kleinstaaten sind leichter erpressbar".
Eine der "Stärken" von China ist, dass ihm Menschenrechte egal sind, dass es Projekte in Staaten finanziert, die massiv Menschenrechte verletzen, zum Beispiel in Staaten in Afrika; dass es diese Projekte und ihre Finanzierung nicht mit Menschrechtsfragen junktimiert.
So unterstützte China den Diktator von Simbabwe, Mugabe (der auch eine Vertreibungspolitik gegenüber den Weissen praktizierte), lange, bevor es dann die Seiten wechselte und den Militärputsch gegen Mugabe unterstützte.
Bis zu einem gewissen Grad trägt die EU vielleicht selbst schuld, verwundbar zu werden gegenüber chinesischen Instrumentalisierungsversuchen, weil sie zu sehr westeuropageprägt sein könnte, zu sehr geprägt durch die 6 Gründungsländer D, It, F, B, NL, Lux, weil sie die Osterweiterung nie durch Personaländerungen unterfüttert hat, weil alle EU-Spitzenposten an Westler vergeben wurden (mit einziger Ausnahme des Polen Tusk als EU-Ratspräsidenten); weil die EU sich durch Konflikt mit Russland und Folgewirkungen der Jugoslawienkriege vielleicht zu sehr zu einer Art Huntington´schem Kulturkonflikt zwischen Westchristentum und Ostchristentum (Griechenland, Serbien und Rumänien sind orthodoxe Ostchristen) hinreissen liess.
Die wohlhabenden westeuropäischen Staaten sind zudem Demokratien, d.h. sie müssen populistisch sein und sich primär um ihre eigenen Wähler und Wählerinnen kümmern, was auch bedeuten kann, ärmere europäische Partnerländer zu vernachlässigen und so in die Arme Chinas zu treiben, eine Tendenz, die sich langfristig noch katastrophal auswirken könnte, in Form einer Spaltung und Lähmung Europas.