"Da ist irgendetwas passiert, womit wir Alle nicht fertig werden", sagte Hannah Arendt im Jahr 1964 in einem Fernseh-Gespräch mit Günter Gaus über den Holocaust.

Das Nicht-Bewältigen-Können trifft auch auf die jugoslawischen Kriege und ihre Grausamkeiten wie die Massaker von Srebrenica und Žepa , dem größten Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, zu, und dafür könnte die Peter-Handke-Debatte oder Nicht-Debatte ein gutes Indiz sein. In Wirklichkeit ist es eher eine Erregung fast ohne Verstand und Sachlichkeit.

Der von Handke gewürdigte frühere serbische Präsident Slobodan Milosević wäre wahrscheinlich wegen Völkermords verurteilt worden, wenn er nicht vorher in einer Den Haager Gefängniszelle gestorben wäre.

Und durch seinen Tod hat er offensichtlich seltsamerweise das von ihm und Handke kritisierte Jugoslawien-Kriegsverbrechertribunal vor einem krassen Fehler bewahrt.

Denn die juristische Definition des Völkermords (nicht die journalistische !) beinhält auch und sehr wesentlich die Absicht, ein Volk auszulöschen.

Ob diese Absicht im Falle des von Handke verteidigten Milosević und des von Handke kritisierten und wegen Völkermord verurteilten Mladić (militärischer Oberbefehlshaber der bosnisch-serbischen Armee, verantwortlich für das Massaker von Srebrenica) vorliegt, ist indes sehr zweifelhaft:

Den Quellen zufolge neig(t)en serbische Truppen zumindest seit den ersten Balkankriegen 1912/1913 dazu, die hohen Geburtenraten der Muslime mit Kriegsverbrechen sozusagen zu "korrigieren", was man fast als eine Art von Gewohnheitsrecht betrachten könnte. Und auch der Islam ist durch die Polygynie und durch die untergeordnete Rolle der Frau als Mutter und Erzieherin, als Gebärmaschine möglichst vieler Kinder nach der Sure "Geht zu Euren Frauen, so oft Ihr wollt. Sie sind für Euch Äcker" eigentlich schon von Vornherein eingestellt auf Krieg und auf Verluste durch Krieg und Kriegsverbrechen. Man kann den Islam reformieren, aber es ist schon extrem schwer, eine Möglcihkeit wäre eine Unterteilung des Koran in höherwertige und wenigerwertige Passagen und Suren, so ähnlich wie Martin Luther das mit der Bibel machte.

Und weil Alija Izetbegović, der frühere Parteichef der überwiegend muslimischen Partei SDA und frühere Präsident von Bosnien-Herzegowina, dies als Kriegsteilnehmer des zweiten Weltkriegs wahrscheinlich wusste, weil er nicht nur nichts unternahm, die hohe muslimische Geburtenrate zu senken, sondern im Gegenteil, wie in der Islamischen Deklaration "versprochen", alles tat, um die muslimische Geburtenrate weiter zu erhöhen, hätte er wegen Verdachts der "billigenden Inkaufnahme von Kriegsverbrechen" angeklagt werden müssen, was er aber nicht wurde. Ein Grund, warum das Haager Tribunal am Balkan nach wie vor umstritten ist, und zu Streit und Konflikt statt zu Versöhnung führt.

Was einer der vielen Fehler des Haager Tribunals ist, die einen dazu bringen können, der Idee der Kriegsverbrechertribunale prinzipiell skeptisch gegenüberzustehen.

Aber zurück zu den Absichten serbischer Politiker und Militärs dieser Tage: wenn es gar nicht ihre Absicht gewesen sein sollte, die bosnischen Muslime oder die Kosovo-Albaner als Volk auszurotten, sondern "nur" z.B., sie dazu zu bringen, Geburtenkontrolle zu betreiben, die die Bevölkerungsverhältnisse in Bosnien bzw. Kosovo konstant hält und auf dem Niveau der Zeit des Dayton-Vertrag-Abschlusses, dann wäre es kein Völkermord im juristischen Sinne und alle diesbezüglichen Urteile Fehlurteile. Umgekehrt ist die Änderung der Bevölkerungsverhältnisse seither (die Muslime erlangen die Mehrheit, bosnische Serben und bosnische Kroaten zusammen verloren bis heute die Verhinderungsmehrheit, die sie 1995 hatten) eine Handhabe, den Dayton-Vertrag als clausula-rebus-sic-stantibus-obsolet, als hinfällig wegen Wegfall der Vertragsgrundlage zu erklären, was eine Abspaltung der Republika Srpska, vielleicht auch eine Abspaltung mehrheitlich kroatischer Gebiete legitimieren würde.

Dem Haager Tribunal muss man in der Tat vorwerfen, mehr vorverurteilt als geurteilt zu haben. In der Absichtfrage wie auch möglicherweise in anderen Fragen handelte das Haager Tribunal mit einer Tendenz, die nicht den Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit entspricht. Die Tendenz einer vorgefassten Richtung und einer Nichtwürdigung zahlreicher Beweise und Indizien beim Tribunal ist stark.

Ich möchte die Haager Fehlurteile oder Fast-Fehlurteile andererseits gar nicht sehr scharf kritisieren, ich selbst habe auch viele Jahrzehnte gebraucht, um alles herauszufinden, und hätte vielleicht auch ein Fehlurteil gefällt, wenn ich vor 2015 Richter gewesen wäre und in der Frage urteilen hätte müssen.

Die Geburtenrate wirft auch ein möglicherweise neues Licht auf die Rolle der UNPROFOR, der UNO-Truppen beim Massaker von Srebrenica und Žepa: die UNO hatte bei der Weltbevölkerungskonferenz von Kairo im Jahr 1994 (also kurz vor den Massakern von Srebrenica und Žepa 1995) nur unverbindliche Empfehlungen zur Geburtenkontrolle abgegeben, die von einigen Weltreligionen (Islam und Katholizismus) durch ihre religiösen Vorschriften wirkungslos gemacht wurden.

Und das Fehlen eines Beschlusses zur verpflichtenden Geburtenkontrolle war möglicherweise auch der bzw. ein Grund für das Massaker von Srebrenica. Vielleicht waren die UNO-Truppen in oder um Srebrenica auch deswegen so "kooperativ" mit den serbischen Truppen, weil sie über die UNO Befehl hatten, den Fehler bei der kurz zuvor stattgefunden habenden Kairo-Konferenz zu vertuschen; vielleicht existiert ein gehjeimes Abkommen zwischen UNO und den damaligen bosnisch-serbischen Truppen, dass die Serbischen Truppen die Muslime massakrieren dürfen, wenn sie keine öffentliche Kritik an der UNO wegen der Kairo-Konferenz üben. Die UNPROFOR hiess zwar großspurig "United Nations Protection Force", (also UNO-Schutztruppe), hatte aber ein Mandat, das es verbot, Andere zu schützen und nur leicht bewaffnete Selbstverteidigung erlaubte. Ein krasser Widerspruch zwischen Zielen und Mitteln.

Im Katholizismus wird üblicherweise nur die "Seid fruchtbar und mehret Euch !"-Passage aus der Genesis zitiert, ein schwerer Fehler, lautet die Passage in ihrer Gesamtheit doch "Seid fruchtbar und mehret Euch und füllet die Erde!" bzw. "Seid fruchtbar und mehret Euch, bis die Erde voll ist!". Was man auch als Mehrungsverbot bei Erdfüllung interpretieren kann oder muss, also als Verbot für jedes Paar, nach der Füllung der Erde mehr als zwei Kinder zu haben.

Peter Handke hat in Zusammenhang mit dem ehemaligen Jugoslawien sicher zahlreiche Fehler gemacht und auch was andere Abschnitte der Geschichte betrifft (z.B. Napoleon), ist sein Urteil oft übermäßig hart und läßt zahlreiche Aspekte unter den Tisch fallen.

Aber dennoch war er einer der wenigen, die am Haager Tribunal Kritik übten, die sich aus meiner relativ neuen Sicht heraus als richtig erweist.

Ob das nun im Falle Handke besondere Intuition war oder reiner Zufall, weiß ich nicht. Es kann sein, dass bei Handke eine Österreich-Ablehnung und Jugoslawien-Glorifizierung vorliegt, die ihn zur übermäßigen Verteidigung von Milosević trieb, es kann aber auch sein, dass er Missstände im westlichen Argumentarium wahrnahm, und es kann auch sein, dass beide zusammenflossen, sodass es vielleicht halb-Intuition und halb-Zufall war.

Auf jeden Fall relativieren oder widerlegen die nach über 20 Jahren anhaltende Krise in Bosnien-Herzegowina und die Tendenz Serbiens Richtung Chinas, das in Sinkiang sehr radikal gegen Muslime vorgeht, die These, das Haager Tribunal würde zu Versöhnung und Europäischer Integration beitragen.

Und es stellt sich auch die Frage, ob der Geburtendschihad, egal, ob islamisch oder von einer anderen Religion (Flaschzitierung der Genesis, Kondomverbot und Abtreibungsverbot sprechen dafür, auch den Katholizismus als solche zu betrachten), als Kriegsverbrechen eingestuft werden soll, denn funktional ähnelt er Vertreibungs- und Völkermordpolitik: man kann mit Geburtendschihad Mehrheitsverhältnisse ändern, wie man das mit Vertreibungspolitik oder Völkermordpolitik kann.

Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob die die Massaker von Srebrenica und Žepa verhindert hätten werden können, wenn die Muslime sich auf eine Geburtenrate beschränkt hätten, die gleichhoch wie die serbische oder die kroatische gewesen wäre, aber es gibt einige Argumente dafür (die vom Haager Tribunal nicht gewürdigt wurden).

Auch in Zeiten der Klimakrise sollten neomalthusianistische Themen stärker diskutiert werden. Malthus sprach sich auch für Geburtenkontrolle aus, aus einer religiösen Motivation oder mit einer religiösen Rechtfertigung: Kasteiung und Bescheidung.

CC / Michael Büker https://de.m.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica#/media/Datei%3ASrebrenica_massacre_memorial_wall_of_names_2009_2.jpg

Srebrenica-Massaker-Gedächtnisstätte (jeder Name steht für einen beim Massaker getöteten): Trauer und Massaker können den Verstand kollektiv rauben und das tun sie gelegentlich auch.

Wenn es eine völkermörderische Absicht bei der Armee der bosnischen Serben gewesen sein sollte, wieso wurden dann die muslimischen Frauen von Srebrenica nicht ermordet ? Beim Völkermord, der ausschlaggebend war für die verankerung des Völkermords im Völkermord, dem nationalsozialistischen wurden sowohl Männer als auch Frauen ins Gas geschickt, bei Srebrenica wurden die Frauen nicht getötet. Die Männer und Burschen können als potenzielle Kämpfer der Zukunft gesehen werden, sie zu töten, ist grausam, ein Kriegsverbrechen, aber nicht notwendigerweise ein Völkermord.

Siehe auch:

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/warum-ratko-mladic-trotz-kriegsverbrechen-vielleicht-mildernde-umstaende-bekommen-sollte-35046

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/polygynie-und-kriegszusammenhang-bei-islam-und-nazis-32235

Um noch einmal Alexander Demandts "Fiktive Geschichte" zu bemühen:

Hätten die Massaker von Srebrenica und Žepa auch ohne Milosević, Mladić und Karadžić stattgefunden ? vielleicht, es gab in der serbischen Politik und im serbischen Militär einige, die ähnlich dachten. Hätten diese Massaker auch mit Milosević, Karadžić und Mladić, aber ohne Izetbegović stattgefunden, zum Beispiel mit Zulfikarpasić oder Abdić als Führer der bosnischen Muslime ? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber mit Zulfikarpasić oder Abdić wären sie auf jeden Fall unwahrscheinlicher gewesen.

Mladić wird gelegentlich als "Milosevićs General" bezeichnet. Hätte er Mladić ablösen können ? Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Ich habe mich in den letzten Tagen auch mit der Anerkennungsfrage des Jahres 1991 beschäftigt, und nachdem ich schon bezüglich Nordirland den Gedanken vertreten habe, das Reziprozitätsprinzip sei besser als das Republiksanerkennungsprinzip, sehe ich auch einen Zusammenhang zum ehemaligen Jugowslawien.

Teilrepubliksanerkennungsprinzip ist das, was in Jugoslawien erfolgte: man nehme die bestehenden Teilrepubliken und anerkenne sie, wenn sich entsprechende Mehrheiten innerhalb derselben für Unabhängigkeit ergeben. Aber das Volksabstimmungsprinzip kombiniert mit dem Mehrheitsprinzip macht nur dann Sinn, wenn es sich um gefestigte Staaten handelt, deren Grenzen außer Streit stehen. Zur Festlegung neuer Grenzen ist das angewendete Mehrheitprinzip auch ungeeignet wegen der Gerrymandering-Problematik: wer die Grenzen des Abstimmungsgebiets bestimmt, bestimmt in vielen Fällen den Ausgang, aber nicht die Wählerinnen und Wähler, nicht die Bürgerinnen und Bürger. Das Reziprozitätsprinzip funktioniert sozusagen andersrum: man definiert erst einmal das Abstimmungsgebiet möglichst weit, und legt die Staatsgrenzen erst danach fest. Und es ist beim Reziprozitätsprinzip im Unterschied zum Mehrheitsprinzip in Hinsicht auf den Ausgang auch fast völlig egal, wie man das Abstimmungsgebiet definiert.

Allerdings: sowohl in Bosnien als auch in Kroatien waren die dortigen Serben eine Minderheit, sodaß das Prinzip der Teilrepubliksanerkennung bei Mehrheit durchaus problematisch war, und die Warnung von z.B. Milovan Đilas (in der "Presse" von 1991 übrigens), eine solche Anerkennung führe zum Krieg, tatsächlich eine gewisse Plausibilität hatte.

Reziprozitätsprinzip (Gegenseitigkeitsprinzip) als Alternative zum Mehrheitsprinzip hiesse, dass man neue Grenzen so zieht, dass genausoviele X-ler in Y-Land leben, wie Y-ler in X-Land; weiters, dass man danach trachtet, Minderheiten durch Grenzziehung zu minimieren. Eine derartige Konstellation ist auch eine gute Garantie und Voraussetzung für eine gegenseitige Gewährung und Einhaltung von Minderheitenrechten.

Wenn die Grenzen nicht nach dem Teilrepubliks-Mehrheitsprinzip gezogen worden wären, sondern so, dass genausoviele Kroaten in Serbien leben, wie Serben in Kroatien, etc., dann wären der Krieg und die Massaker von Srebrenica und Žepa vielleicht verhindert worden.

Und vielleicht dient die übermäßige Dämonisierung von Milosević und Mladić dazu, von dieser Mit-Schuld des Westens durch falsche Anerkennungspolitik, der geburtendschihadistischen Religionen, der UNO, etc. abzulenken. "Übermäßig" deswegen, weil Kriegsverbrechen (absichtliche Tötung von Zivilisten) vermutlich bleiben, auch wenn sich der Völkermord als falsch herausstellen sollte, es sei denn, man stuft den Geburtendschihad tatsächlich irgendwann in der Zukunft als Kriegsverbrechen ein. Ähnliches gilt für Verbrechen gegen die Menschlichkeit/Menschheit.

CC / Wild + Team Agentur - UNI Salzburg https://de.m.wikipedia.org/wiki/Peter_Handke#/media/Datei%3APeter-handke.jpg

Literaturnobelpreisträger Peter Handke: ein genialer Dilettant in Sachen Politik und Geschichte, der intuitiv oder zufällig eine Wahrheit an der Peripherie fand, die sonst niemand fand ?

P.S.: so absurd das auch klingen mag: vielleicht verdankt Handke den Nobelpreis mir. Denn vor meinen Publikationen zum Thema Jugoslawien galt Handke jahrzehntelang als rein literarisch betrachtet nobelpreiswürdig, aber wegen "falscher" Jugoslawien-Position rettungslos diskreditiert. Erst nach meinen Entdeckungen konnte er offensichtlich den Nobelpreis bekommen.

Gerrymandering: wie dreht man eine Mehrheit durch Wahlkreiseinteilung in ihr Gegenteil um ?

Dazu ein Beispiel:

CC / Blutfink https://de.wikipedia.org/wiki/Gerrymandering#/media/Datei:Gerrymander_simple.png

Neun Personen (fünf Blaue und Vier Rote) werden so in drei Wahlkreise geteilt, dass zwei mehrheitlich rote und ein mehrheitlich blauer entstehen. Bei Einerwahlkreisen bekommt derjenige das Mandat, der im Wahlkreis die Mehrheit hat. Es entstehen daher aus einer blauen Bürgermehrheit (5:4) durch die Wahlkreiseinteilung eine rote Mandatare-Mehrheit (2:1). (Die Farbgebung ist nicht von mir, sondern von Wikipedia: Blau und Rot werden oft als Farben von Gegenpolen verwendet, auch bei z.B. Armeen; man sollte daher nicht an FPÖ oder SPÖ denken)

Ähnliche Phänomene gibt es auch bei Abstimmungen über Unabhängigkeitsfragen je nach Einteilung des Abstimmungsgebiets. Wer das Abstimmungsgebiet bestimmt, bestimmt das Ergebnis.

Ein möglicherweise plausibler Grund, warum die bosnischen und kroatischen Serben die Abstimmungen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina 1990/1991 boykottierten und eigene durchführten.

P.S.: der Begriff "Balkanwirren" mag vielleicht abfällig klingen, aber ist nicht so gemeint, zumindest nicht von mir; mit meinen teilweise südslawischen Wurzeln bin ich selbst Partial-Balkan. Der Balkan ist in gewissen Fragen durchaus Avantgarde und Zukunfts-Labor in Sachen "Clash of Civilisations" frei nach Samuel Huntington, und aus der Geschichte des Balkan kann man möglicherweise sehr viel über die potenzielle Zukunft Europas und weiter Teile der Welt lernen.

Ich mag solche Titel wie "Balkan-Ghosts" von Robert Kaplan eigentlich auch nicht, weil sie sowas überhebliches haben oder so verstanden werden können, sowas von "Das kann im Westen nie passieren", aber andererseits hat Kaplan auch Bücher geschrieben wie "The coming Anarchy", die so von einer Art Balkanisierung der Welt ausgehen; und seit Donald Trump mit seiner massiv antiislamischen Rhetorik die Wahlen gewann, tritt zu Tage, dass Balkan potenziell überall ist. Kaplan leitet aus der Globalen Anarchy eine US-Fürhungsrolle ab, den klassischen American Exceptionalism; in Anbetracht der Fehler von Clinton, Holbrooke und Albright in den Jugoslawischen Kriegen ist die These eigentlich relativ falsifiziert. Aber als militärisch handlungsfähige Westmacht werden die USA wohl weiter eine gewichtige Rolle spielen. Allerdings sollten sie sich Expertise und Verbündete von Aussen holen. Die Verheissung der USA (un dihrer Alliierten, sie würden durch Interventionen den Balkan in eine florierende Region verwandeln, hat sich nicht erfüllt; speziell Bosnien wird oft als "Tragödie" bezeichnet, und das Spezifikum der griechischen Tragödie ist, dass Alle gute oder zumindest verständliche Absichten haben und am Ende doch eine Katastrophe herauskommt.

In dem Zusammenhang grüble ich gerade darüber, ob die Nichterteilung des Beitrittskandidatenstatus für Nordmazedonien und Albanien wegen Veto von Frankreich, Niederlande und Dänemark nicht doch einige sehr plausible Aspekte hat, die man ernstnehmen sollte, und durch Modifizierung der Beitrittskriterien lösen. Im Gegensatz erscheint die von Macron geforderte Wahlsystemreform in Nordmazedonien insofern problematisch, als hier große, mächtige Gründungsmitglieder Neulingen Vorschriften machen, die sie umgekehrt nie akzeptieren würden.

CC / Evstafiev https://de.wikipedia.org/wiki/Ratko_Mladi%C4%87#/media/Datei:Evstafiev-ratko-mladic-1993-w.jpg

Der "Schlächter des Balkan", Ratko Mladić, Oberbefehlshaber der bosnisch-serbischen Armee, hauptverantwortlich für das Massaker von Srebrenica und Žepa: hatte er nun die Absicht, die bosnischen Muslime auszulöschen oder eine andere ? Nach dem Den Haager Völkermord-Urteil schon, aber in Wahrheit ist die Sache weit weniger eindeutig und zahlreiche andere Möglichkeiten bleiben bestehen: von der Erzwingung der Geburtenkontrolle bis hin zur Islamreform bis hin einem Motivbündel erscheint vieles möglich.

Rein quantitative Analyse (bei Bezeichnungen gilt der erste Teil immer der Republikszugehörigkeit, der zeite der ethnisch-religiösen Zugehörigkeit, z.B. ein bosnischer Serbe ist ethnisch gesehen Serbe, meist orthodox, aus dem Gebiet Bosnien-Herzegowina, etc.)

Unter den Angeklagten des Haager Tribunals sind gemäß Auflistungen 73 bosnische Serben, 25 Serben, 4 Kroatische Serben, 1 Montenegrinischer Serbe, 2 Montenegriner, 2 Mazedonier, somit 107 Vertreter des ostchristlichen Kulturkreises.

Weiters 29 bosnische Kroaten, 6 Kroaten, somit 35 Vertreter des westchristlichen Kulturkreises.

Und 8 Kosovo-Albaner und 9 Bosniaken, somit 17 vertreter des islamischen Kulturkreises.

Zusammen mit den Worten, die US-Präsident Bill Clinton zur Einleitung des Kosovokrieges verwendete "The Serbs are the wrong-doers" ("Die Serben sind die Bösewichte" in etwa) ergibt das ein Bild, dass eigentlich die Schuld überwiegend auf serbischer Seite im weiteren Sinn liegt (67.3% der Angeklagten), in geringerem Maße auf kroatischer Seite (22% der Angeklagten) und am wenigsten auf islamischer Seite (10.7% der Angeklagten).

Aber eben nur deswegen, weil der islamische Geburtendschihad und die billigende Inkaufnahme von Kriegsverbrechen durch Muslime, die um die Folgen des islamischen Geburtendschihad bescheid wissen und diesen vielleicht sogar anheizen, nicht als Kriegsverbrechen gewertet wurde. Wenn Geburtendschihad und seine Beschleunigung trotz Wissens über die traditionelle Reaktion als billigende Inkaufnahme von Kriegsverbrechen gewertet worden wäre, dann würden diese Zahlen völlig anders aussehen und es entstünde ein anderer Gesamteindruck.

Eine interessante Kategorie wären auch diejenigen Muslime, die wissen, dass der islamische Geburtendschihad bei den anderen Volksgruppen extreme Reaktionen verursachen kann, die aber nichts sagen, wegen Furcht von Repressionen.

Das ICTY betont bei seiner Abschlusserklärung, es sei kein "Room for denial", was wohl eine Anspielung auf die Auschwitzleugnung ist. Aber man kann es auch so sehen, dass das ICTY selbst die Geschichte des Balkan leugnet und auf dieser Grundlage falsche Urteile fällt (auch und sehr wesentlich in Hinblick auf die angebliche Absicht zum Völkermord) oder fälschlicherweise nicht Anklage erhebt gegen Leute, die den Geburtendschihad vorantreiben im Wissen, dass das andere Volksgruppen zu Kriegsverbrechen provozieren kann. Die asymmetrische Kriegsführung der verschiedenen Kriegsparteien führte so zu einer asymmetrischen Justiz und zu asymmetrischen Urteilen.

https://www.icty.org/en/outreach/documentaries/srebrenica-genocide-no-room-for-denial

Beim puren Begriff "Denial" bleibt auch offen, was für eine Leugnung gemeint ist: die Massakerleugnung oder die Völkermordabsichtsleugnung ?

Die sogenannten "Schutzzonen" von Srebrenica und Zepa waren allgemein in mancherlei Hinsicht problematisch: rein theoretisch sahen sie die Entwaffnung der dortigen bosnischen Muslime vor, die aber nicht erfolgte. Die sogenannten UNO-Schutztrupopen hätten dem Namen und der Rhetorik nach schützen sollen, aber wegen das Mandats, das sich auf reine Selbstverteidigung beschränkte, konnten sie gar nicht beschützen.

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Miki

Miki bewertete diesen Eintrag 21.10.2019 07:46:22

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