Der ORF (österreichisches Regierungsmedium für FakeNews?) brachte eine angebliche Dokumentation über Donald Trump und sein erstes Amtsjahr.
Mit Verlaub: diese Doku war möglicherweise die schlechteste, die Portisch in seinem ganzen Leben gemacht hat: natürlich hat Trump Kritik verdient, und natürlich ist seine Rhetorik kritisierbar, aber wohl nicht so, wie Portisch das tut.
Trumps Wortwahl ist natürlich hart, aber die Handelsbilanzen geben Trump mit seiner These, die USA würden ausgebeutet, bis zu einem gewissen Grad recht. Die USA waren jahrzehntelang das "Arsenal der Demokratie", mit den damit verbundenen Rüstungskosten. Die USA waren es, die mit dem Marshall-Plan Europa wieder in Ordnung brachten und eine florierende europäische Wirtschaft schufen.
Die USA waren es, die im Kalten Krieg Westeuropa verteidigten, mit ihrem atomaren Schutzschirm.
Und die USA waren es, die die Sowjetunion mit "Star Wars"-Projekten totrüsteten, und erst dieser Sieg der USA ermöglichte Abrüstung und Friedensdividende. Der Wechsel von den Gerontokraten Andropow und Tschernjenko hin zu Gorbatschow war auch dadurch bedingt, dass das sowjetische Politbüro erkannte, dass es weit im Rückstand ist und nicht mit US-Technologie mithalten kann.
Allerdings waren die Kosten für die USA immens: Spitzensteuersätze von 90% in den 1950er Jahren, hohe Inflation, Negativrealzinsenpolitik, um durch Enteignung der US-Sparer den Marshall-Plan zu finanzieren.
Auch die Schulden der USA wuchsen dadurch, dass die USA praktisch den Hauptteil der westlichen Verteidigung trugen, in immense Dimensionen an.
Die Portisch-These vom "Perpetuum Mobile" stimmt natürlich nicht. Die Handelsbilanzungleichgewichte und die Schuldenungleichgewichte sprechen hier eine eindeutige Sprache.
Trump vollzieht hier die Notbremsung, die die USA eigentlich schon viel früher ziehen hätten sollen.
Und das ist auch gut so, weil es die Europäer zur Selbständigkeit zwingt.
Für die USA gilt so gesehen: der Klügere gibt solange nach, bis er der Dümmere ist.
Und Trump war einfach der Erste, der offen aussprach, dass es viele in den USA satt haben, immer nur der Dumme zu sein, der den Hauptteil der westlichen Verteidigung und der damit zusammenhängenden Kosten übernehmen muss.
In Wirklichkeit ist diese Entfremdung zwischen USA und Europa ein Fehler der Europäer, die solange unsolidarisch bzw. zuwenig solidarisch waren, bis eben Allzuvielen in den USA der Kragen platzte und sie Trump wählten.
Portisch betrachtet den Marshall-Plan nur aus der Perspektive, was er Europa brachte, aber nicht aus der Perspektive, was er die USA kostete.
Es geht hier nicht um Trump! Wenn Trump nicht gewählt worden wäre, dann hätte halt Hillary Clinton auf diplomatischere Weise Ähnliches gemacht, oder der nächste US-Präsident oder die nächste US-Präsidentin ab 2020, oder der/die Übernächste. Dieser Politikwechsel musste einfach kommen, egal, ob mit oder ohne Trump.
Es gibt Sachzwänge, an denen die Politik nicht herumkommt.
Und wenn es halt nicht heuer Trump gewesen wäre, so wäre es eben irgendeine andere US-Persönlichkeit gewesen, die diese Politik betrieben hätte. Und zwar aus purer Alternativlosigkeit.
Gemeinfrei / Mitarbeiter des Executive Office of the President of the United States https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Official_Portrait_of_President_Donald_Trump.jpg
Wie alternativlos sind manche Aspekte der Politik des in Europa vielgehassten US-Präsidenten Donald John Trump ?
Sachlicher und näher an der Wahrheit war Portisch im US-Nordkorea-Konflikt.
Vielleicht war das auch eine Art rhetorischer Trick von Portisch: die Anti-Trump-Stimmung in Österreich (vielleicht insbesondere im ORF, der laut Thomas Chorherr ein rot-grünes Biotop sei) ist so massiv, dass möglicherweise auch Portisch sich dem nicht entziehen konnte, und mit Trump-Kritik beginnen musste, die er selbst für überzogen hielt.
Ich hatte einmal vor vielen Jahren eine Debatte rund um Sarkozy, der in mancherlei Hinsicht Trump ähnelte, und hier argumentierte Portisch ganz anders als im Fall Trump.
Die Schlussphase dieser Portisch-Dokumentation ist mir wieder unverständlich: natürlich bedient Trump eigene Wähler und -innen, aber das tun alle demokratischen Politiker und -innen auf der Welt.
In vielen Fällen fallen geopolitische Sinnhaftigkeit und wahltaktischer Eigennutz zusammen, und das scheint auch bei manchen Aspekten der Politik von Trump der Fall zu sein.
Damit will ich natürlich nicht sagen, dass ich alle Aspekte der Politik von Trump als positiv erachte.
Aber der völlig undifferenzierte Shitstorm gegen Trump in der EU bis hin zu "Hassprediger"-Äußerungen und die egoistisch-europäische Sichtweise, die Westeuropa durch diese "Wir sind Frontstaaten, also müssen die USA uns unterstützen, während uns die US-Kosten dafür egal sein können"-Mentalität 50 Jahre lang gelernt und internalisiert hat, gehen halt einfach nicht mehr.
Ganz abgesehen davon: Trump derartig zu verdammen nach dem ersten Jahr, wobei langfristige Effekt noch gar nicht wirken können, erscheint verfrüht.