Wokeness: nutzt mangelhafte innere Distanzierung dem Rechtsextremismus ?

Erstens einmal: ein einheitliches Manifest des Wokeness gibt es nicht.

Es gibt verschiedene Gruppen, die alle beanspruchen, woke zu sein, die sich aber teilweise stark unterscheiden.

Einigen darunter geht es nur um den Einsatz gegen Diskriminierung, also um die Berufung auf den Gleichheitsgrundsatz, der in den meisten Verfassungen von Rechtsstaaten enthalten ist.

Und darunter gibt es auch Gruppen, die sich primär der angeblichen oder wirklichen Diskriminierung von Afroamerikanern dreht.

Und ja, es gibt auch Gruppen, die beanspruchen, woke zu sein, und bei denen eine stark "linke" Wirtschafts-Ideologie, mit Enteignungen, Staatswirtschaft, etc. hereinspielt.

Der "Euro-Kommunismus" von Enrico Berlinguer und Anderen wählte diesen Namen explizit, um sich vom Ostblockkommunismus bzw. vom Sowjetkommunismus zu distanzieren, und in der Tat wies er zahreiche Unterschiede zu diesem auf.

Immer wieder wird gesprochen von den "Bindestrich-Liberalismen", dass also Wirtschaftsliberalisimus, Gesellschaftsliberalismus, Nationalliberalismus, Ordoliberalismus und Weitere Strömungen kennzeichnet, die alle sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede haben.

Auch wenn ich das aus der Distanz nicht genau beurteilen kann, und die rechten oder rechtsextremen "Kritiker" oder Verfälscher der Wokeness vermutlich noch viel weniger, so kann man aus der unzuverlässigen Ferndiagnose heraus den Eindruck haben, die Distanzierungen der verschiedenen Woke-Gruppen voneinander oder die Differenzierungen der Medienberichte, diese Gruppen betreffend, könnten unzureichend sein, was rechtsextreme Verfälschungen und Verzerrungen erleichtert oder erleichtern könnte.

Zum Beispiel böte eine Differenzierung in "social wokeness", "racial-ethnical wokeness", "socialistic wokeness", "gender-wokeness" etc. eine Möglichkeit für Gruppen oder sie beschreibende Medien, ihre Tätigkeit zu präzisieren.

Nehmen wir nur ein kleines Beispiel aus den aktuellen Medien:

In Nairobi hatte sich ein Mann, hier namentlich genannt als Stanley Omondi als Frau, verkleidet und bei einem Schachturnier teilgenommen und dabei gewonnen und Preisgelder in Höhe von 3.300 Euro kassiert.

Der Bericht ist vermutlich in Diskriminierungsnähe in mehrerlei Hinsicht, sowohl in "rassischer" Hinsicht, also auch in sexueller Hinsicht.

Erstens kann der Bericht so verstanden werden, als wären schwarze, afrikanische Männer betrügerischer als weisse, weil die "Krone" einen sehr vergleichbaren, wesentlich spektakuläreren Fall, bei dem es um viel höhere umstrittene Preisgelder geht, nicht bzw. nicht in einem Atemzug erwähnt hat, den Fall William Lia Thompson.

William Lia Thompson ist eine angebliche Transgenderfrau, die früher bei Männerrennen teilgenommen hatte, dabei schlecht abgeschnitten hat, sich zur Frau erklärt hat, und seither bei den Frauen sehr viele Rennen gewinnt, aufgrund des sichtbaren körperlichen Vorteils: Männer sind im Durchschnitt größer, muskulöser, Männer sind soziobiologisch gesehen fürs Jagen und Rennen optimiert, während das breite Gebärbecken der Frauen und die dadurch etwas eingeschränkte Beweglichkeit in vielen Sportarten einen substanziellen Nachteil darstellt.

In den USA gab es dazu eine sehr intensive Debatte.

Ich erwähne die "Krone" deswegen, weil sie teilweise eine in dieser Hinsicht problematische Vergangenheit hat: ich kann mich noch erinnern an einen Krone-Artikel aus den 1990er-Jahren von "Staberl" Nimmerrichter mit der Headline "Weg mit diesen wilden Rassen!", der journalistisch-geschickt jonglierte mit der Doppeldeutigkeit des Begriffs "Rasse" als "Menschenrasse" und "Hunderasse".

Der Krone-Artikel kann auch insofern als mangelhaft betrachtet werden, als er nicht berichtete, dass Stanley Omondi sich nach dem Auffliegen entschuldigte, und sagte, dieser Schwindel sei aus finanzieller Not passiert.

Aber der Artikel ist auch problematisch in einer zweiten Hinsicht, der sexuellen: er suggeriert oder legt nahe, Frauen oder zumindest afrikanische Frauen würden weit schlechter Schach spielen als Männer oder afrikanische Männer und seien eben deswegen weit dümmer.

Meiner Einschätzung nach ist der Geschlechterunterschied im Schach, falls überhaupt einer existiert, weniger groß als in anderen Sportarten. Zum Beispiel war Schach-Großmeisterin Judith Polgar die erste Frau, die einen amtierenden Schachweltmeister in einem regulären Turnier besiegte. Sie erinnert damit ein bisschen an Michelle Mouton, die als erste Frau Vizemeisterin in der Jahreswertung einer für beide Geschlechter offenen Rally-Sport-Klasse wurde, dabei aber auch Unterstützung eines für die damalige Zeit überlegenen Autos hatte, des Audi Quattro.

Was in anderen Sportarten unmöglich wäre: es hat noch nie eine Sprinterin den amtierenden Olympiasieger im 100-Meter-Lauf besiegt, wenn ich mich recht erinnere.

Andere Berichte anderer Medien zum selben Thema schrieben nicht nur, dass Omondi "Meisterinnen" besiegte, so wie die Krone, sondern sie schreiben etwas korrekter, dass Omondi Meisterinnen mit teilweise höheren ELO-Punkten besiegte (Omondi ca. 1500, Ampeira Shakira mit 1702). Was ein bisschen ungewöhnlich ist (höhere ELO-Punkte bedeuten eigentlich höhere Schach-Spielstärke), und auch dazu verleiten kann, zu vermuten, Omondi hätte vielleicht mit einem Schachcomputer oder einem Funkgerät und Freunden heimlich nachgeholfen.

Man kann vermuten, dass die Kontrollen auf heimliche Schachcomputer-Unterstützung oder ähnliche Betrügereien bei afrikanischen Turnieren mit ihrer geringen Finanzierung und ihrer geringen Medienaufmerksamkeit geringer sind als bei europäischen oder US-amerikanischen.

Kein einziger der Berichte über diesen Fall ging auf die Frage ein, ob der Hijab Betrug begünstige und daher hinterfragt und diskutiert werden sollte, kein einziger dieser Artikel ging auf die Frage ein, ob der Hijab oder das islamische Kopftuch überhaupt aus dem Koran abgeleitet werden kann, oder bereits eine hochgeschlossene brustbedeckende Kleidung wie ein Rollkragenpullover der koranischen Brustbedeckungspflicht entsprechen würde.

Keiner der Artikel, der sich mit diesem Fall beschäftigte, soweit ich das sehen kann, thematisierte auch mögliche Gründe und Erklärungen: es gibt Theorien, dass Männer und Frauen unterschiedliche Formen der Intelligenz hätten, Männer eher abstrakt-technische Intelligenz, Frauen eher emotional-soziale Intelligenz. Und auch unterschiedliche Interessen, Männer eher technische Interessen, Frauen eher soziale, was auch die Unterschiede in der Studienrichtungswahl erklären könnte. Es können auch Interessensunterschiede unterschiedlich intensive Beschäftigungen mit unterschiedlichen Themen nach sich ziehen, und diese unterschiedlichen Kenntnisse aufgrund unterschiedlicher Interessen können dann leicht mit Intelligenzunterschieden verwechselt werden.

Aber die "Krone" unterscheidet auch andere Dinge von anderen Medien: während die "Krone" zu den Turbulenzen im Sudan einen Fünfzeilerartikel brachte, der nur darüber berichtete, dass aufgrund von bürgerkriegsähnlichen Gefechten die Versorgung Khartoums, der sudanesischen Hauptstadt, mit Wasser, Strom, etc. zusammengebrochen sei, was den Eindruck erwecken konnte oder zumindest nicht widerlegte, alle Sudanesen und Sudanesinnen seien mordgeile Bestien, brachte der "Kurier", also ein Medium, das in Vertriebsgemeinschaft mit der "Krone" erscheint, einen riesigen Artikel von Irene Thierjung über den Sudan, der darüber berichtete, die beiden Bürgerkriegsparteien (orientiert an Burhan und Dagalo bzw. Daglo) hätten früher eine "Zweckgemeinschaft gegen die Zivilbevölkerung gebildet", und würden heute gegeneinander Krieg führen, während große Teile der Bevölkerung mit keinem der Beiden sympathisieren, sondern sich eine Demokratie statt eines Bürgerkrieges wünschen.

Was die "Krone" auch wegliess (im Vergleich zu anderen Artikeln), ist, dass Omondi sich von der Berufsbetrügersicht her gesehen sehr "unprofessionell" verhielt, weil er seine wahre Identität in einem Nebenraum lüftete, was von Anderen der Turnierleitung gemeldet wurde. Mag sein, dass die geringeren Preisgelder bei afrikanischen Turnieren dazu führen, dass auch weniger konsequent bzw. schlampiger betrogen wird, was dazu führt, dass Betrüger auch ohne aufwändige Kontrollen auffliegen, während die hohen Preisgelder in Europa oder Nordamerika dazu führen, dass Betrüger sehr professionell vorgehen und sehr schwierig zu entdecken sind. So gesehen ist der afrikanische Schachsport ehrlicher, so ähnlich wie im Amateursport fairer und weniger betrügerisch gespielt wird als im Profisport: die oft schwer zu erkennenden Schwalben (simulierte Fouls) und Foul-Provokationen im Profi-Fussballsport sind ein Beispiel dafür. Der Klassiker wäre das Fussball-WM-Finale 2006, bei der Frankreichstar Zinedine Zidane (mit algerischem Migrationshintergrund) Italien-Verteidiger Materazzi mit einem Kopfstoss zu Boden stiess, nachdem Materazzi Zidanes Schwester scheinbar als "Hure" beleidigt hatte, und ihre Vergewaltigung angedroht hatte. Das Spiel endete mit dem Ausschluss von Zidane und dem umstrittenen Sieg Italiens - ich stimme Zidane, der eine extrem schlechte Presse und Nachrede deswegen bekam, insbesondere in Italien und dem mit Italien eng zusammenhängenden Österreich (viele Österreicher haben bei italienischen Klubs gespielt) übrigens völlig zu, dass auch Materazzi ausgeschlossen hätte werden müssen. Es ist allgemein so, dass die Provozierten geächtet werden und die die Provokateure ungestraft bleiben, ging mir selber mal so, als jemand mit einer verklausulierten Morddrohung mal mich dazu brachte, laut zu werden und eine benachbarte Veranstaltung zu stören, was zu einem zeitlich begrenzten Hausverbot für mich als Provozierten, aber keinem Hausverbot für den Provokateur endete. Auch in Kriegen scheint es so zu sein, dass der Provokateur ungestraft bleibt, hingegen der Provozierte mit scharfen Konsequenzen bis hin zum Kriegsverbrecherprozess rechnen muss, und dass die Mitschuld des Provokateurs in den Kriegsverbrecherprozessen und Tribunalen unthematisiert bleibt.

Ich rechne es Zidane hoch an, dass er das Provokationsthema so in den Vordergrund rückte und eine intensive Debatte auslöste. Zidane hatte in Interviews gesagt, dass 12 der 14 roten Karten (IRRC), die er im Laufe seines Lebens erhielt, die Folge von Provokationen waren. Das sollte nun nicht dazu verleiten, dass Zidane leichter provozierbar war, sondern Zidane war ein Spitzenspieler, ein Leitwolf, ein Alphatier, das der gesamten Mannschaft das Gefühl gab, mit ihm jede Mannschaft der Welt schlagen zu können, und solche Spitzenspieler und Alphatiere werden sowohl öfter gefoult als auch öfter zu Fouls provoziert. Und daher kann leicht der Eindruck entstehen, sie seien leichter provozierbar und "Heissläufer".

"Wokeness", also Wachheit, bedeutet nun allgemein und benevolent gesehen eine gewisse Aufmerksamkeit für diese Unterschiede und Feinheiten. Was zum Buch "Die feinen Unterschiede" des Soziologen Pierre Bourdieu führen kann oder muss. Der sicherlich von Rechten als "Linksextremist" bezeichnet wird.

Rechte oder rechtsextreme Politiker oder Internetblogger behaupten immer oder legen immer nahe, nur unter den "Linken", nur unter den "Wokeness"-Vertretern gäbe es Extremisten, aber unter den Anti-Wokeness-Propagandisten gäbe es keine Extremisten. Die FPÖ zum Beispiel betreibt hiebei vielleicht eine härtere Linie als jemals zuvor in ihrer Geschichte. Angesprochen auf den sanktionsaufhebenden Bericht der 3 EU-Weisen aus dem Jahr 2000, der besagte, in der FPÖ gebe es extremistische Elemente, meinte der damalige FPÖ-Obmann oder FPÖ-Schattenobmann Dr. Jörg Haider lakonisch: "Ja, aber extremistische Elemente gibt es in anderen Parteien auch". Man kann vermuten, dass diese seine Aussage dazu beitrug, dass er gestürzt wurde, man kann auch vermuten, dass Haider innerparteilich gestürzt wurde, weil er den Burschenschafter-Flügel innerhalb der FPÖ auch mandatsmäßig zurückgedrängt hatte und die FPÖ auch postenmäßig bzgl. neuen Milieus geöffnet hatte, wie zum Beispiel der sogenannten "Buberl-Partie". Einer der Angehörigen selbiger, FPÖ-Generalsekretär Peter Westenthaler, sprach einmal davon, dass Parteien die Aufgabe hätten, extremistische Ränder zu moderieren und zu mäßigen, was einer der Reste seines abgebrochenen Politikwissenschaftsstudiums gewesen sein dürfte. Zwischen Westenthaler und dem späteren FPÖ-Obmann und Vizekanzler Strache gab es im Übrigen heftige Streitigkeiten, Westenthaler fand Strache zu radikal.

In der heutigen FPÖ gibt es kaum mehr Leute, die sich vom extremistischen Rand in der eigenen Partei distanzieren oder diesen erwähnen wie Haider damals, einer der ganz wenigen in dieser Hinsicht ist der FP-OÖ-Landesobmann Haimbuchner, der des öfteren von einem "Narrensaum der FPÖ" sprach.

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