Am 24.6., also übermorgen, jährt sich zum zehnten Mal der Todestag von Polizeioberst Franz Kröll. Dieser hatte in der Steiermark eine mustergültige Karriere innerhalb des Polizeiapparats hingelegt, bis dann ein absoluter Trendbruch in seinem Leben kam: der Fall Priklopil-Kampusch, der wahrscheinlich nicht der Entführungsfall war, als der er weltweit betrachtet wird, sondern die angebliche "Entführung" dürfte in Wirklichkeit dazu gedient haben, Mädchenhandel im Gemeindebau zu vertuschen.
Es gab von Anfang an Hinweise, dass die Einzeltäterthese falsch ist, und dass mehrere Personen an der sogenannten "Entführung" der Natascha Kampusch beteiligt waren; alleine schon die Aussage einer Freundin von Kampusch, die einen zweiten Täter bei der Entführung beschrieb.
Auch dass Priklopil, der für sich persönlich Sex mit unter-14-Jährigen ablehnte, zum Eigenbedarf eine Zehnjährige, nämlich die damalige Natascha Kampusch entführt haben soll, nur um sie dann vier Jahre der ca. acht "Entführungs"-Jahre lang nicht sexuell anzurühren, ist völlig unlogisch und einer der vielen vertuschten Umstände, die überhaupt nicht zur offiziellen "Entführung"-Version passten.
Auch dass Natascha Kampusch vor ihrem 18. Lebensjahr zahlreiche Möglichkeiten zur Flucht ungenutzt liess, weil sie offensichtlich weder zu ihren Eltern noch ins Kinderheim wollte, sondern als Unter-18-Jährige damals am liebsten oder am wenigsten unlieb bei Priklopil geblieben war, passt absolut nicht in die offizielle Version der Geschichte. Dass Kampusch nicht zu ihren Eltern zurückwollte, kann man auch als Indiz dafür sehen, dass einer der beiden Elternteile möglicherweise in den Mädchenhandel verwickelt war, vielleicht auch mit einigermaßen verständlcihen Motiven.
Auch dass Natascha Kampusch sich kurz nach ihrer Befreiung/Flucht sich relativ positiv zum Priklopil geäußert hatte, viel positiver, als die angebliche Kampusch-Ghostwriterin Corinna Milborn das im Milborn-Buch "3096 Tage" darstellt, passt überhaupt nicht zusammen.
Zu den Seltsamkeiten des Falles Kampusch-Priklopil gehört auch, dass die offizielle Suizidthese im Falle Priklopil falsch sein könnte. Es erscheint zumindest möglich, dass Priklopil entgegen der offiziellen Version und entgegen dem Milborn-Buch vor die U-Bahn gestossen wurde, weil er gedroht hatte, über die anderen Beteiligten an der "Entführung", bzw. dem Kinderhandel "auszupacken", falls er nicht genug Unterstützung von den Mittätern bekommt. Sodass Priklopil als Ermordeter möglicherweise das größte Opfer des "Falles Kampusch" ist, und nicht der alleinige Täter, als den offizielle Version und Milborn-Buch Priklopil bezeichnen.
Auf jeden Fall hatten die vielen Widersprüche und Ungereimtheiten auch in den Medien und auch im Ausland für Wirbel, Interesse und Aufmerksamkeit gesorgt, was möglicherweise der Grund war, eine unabhängige Polizeiermittlungskommission einzusetzen, die nicht aus Wiener Polizeibeamten bestand, sondern aus Polizisten der Bundesländer, darunter auch der steirische Polizeioberst Frank Kröll.
Und Kröll war nach Befassung mit dem Fall der festen Meinung, dass offizielle Version und Mediendarstellung des Falles Kampusch-Priklopil wie im Corinna-Milborn-Buch völlig falsch waren, dass die Mehrtäterthese sehr wahrscheinlich ist, etc.
Diese seine Ansicht brachten ihn sowohl mit dem Innenministerium als auch mit seinen Kollegen, die aus Karrieregründen fünf gerade sein liessen und die politisch gesteuerte Falschermittlung akzeptierten, in einen Konflikt.
Kröll war ein Polizist aus Überzeugung gewesen, mit einem hohen Berufsethos, und eben deswegen konnte er vielleicht nicht akzeptieren, dass auf politischen Druck falsch ermittelt wurde. Wenn die Wahrheit über den Fall Kampusch-Priklopil (Mädchenhandel im Gemeindebau) herausgekommen wäre, dann hätte das möglicherweise einen Erdrutschsieg für die FPÖ und einen Bürgermeister H.C. Strache bedeutet, und das war aus Sicht der SPÖ-Leute bzw. SPÖ-nahen Leute Dietmar Ecker, Gabriel Lansky und Corinna Milborn zu verhindern, selbst, wenn dies Lügen und Vertuschungen bedeuten würde.
Der Bruder von Franz Kröll, Karl Kröll ist der Meinung, dass Franz Kröll ermordet wurde. Und dafür gibt es in der Tat einige Hinweise, zum Beispiel, dass beim angeblichen "Abschiedsbrief" Franz Kröll mit "Franz Kröll" und nicht wie üblich mit "Kröll Franz", was man als Hinweis darauf sehen kann, dass ihm der sogenannte "Abschiedsbrief" durch Zwang wie zum Beispiel eine vorgehaltene Pistole, abgenötigt wurde. Zum Beispiel den sehr schrägen Einschusswinkel, der gegen einen Selbstmord spricht.
Egal, ob es nun Mord war oder Selbstmord im Falle von Franz Kröll, in beiden Fällen scheint ein Zusammenhang mit dem Fall Kampusch zu bestehen, weil das die wichtigste Sache war, an der Kröll zu dem Zeitpunkt arbeitete, und weil keine andere Sache, an der er beteiligt war, ihn so tief emotional verstrickte - Kröll war nämlich wie Priklopil ein Einzelgänger gewesen, was vielleicht dazu beigetragen haben mag, dass er sich nicht damit abfinden konnte, wie mit seinem Einzelgänger-Kollegen Priklopil verfahren wurde - eine Nichtabfindung, die letztlich auf welche Art auch immer dazu führte, dass Kröll ein Priklopil-ähnliches Schicksal erlitt: Tod durch Mord oder Selbstmord.
Für Kröll als Steirer war es nicht so wesentlich gewesen, wer nun Wiener Bürgermeister (beinahe hätte ich freud´sch-verschreiberisch geschrieben "Würgermeister" ) wird, und er betrachtete die Frage, welche Partei den Wiener Bürgermeister stellt, nicht als gerechtfertigt, um falsch zu ermitteln und die Welt zu verarschen.
Diese Einstellung hat ihre Vorgänger bis zurück in die Antike: im antiken Rom nannte man diese Einstellung "Fiat justitia, et pereat mundus" ("Es geschehe Gerechtigkeit, selbst wenn die Welt deswegen untergeht" ). Und langfristig wäre es vielleicht besser gewesen, korrekt zu ermitteln und korrekte Resultate zu präsentieren und damit die "Gefahr", dass die FPÖ die Wahlen gewinnt, in Kauf zu nehmen.
Auch Michael Sika, der frühere Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, hatte sich mit seinem "Innenminister" Caspar Einem ein ziemlich brutales Match geliefert in der Frage, ob man in der Briefbombenseriensache politisch nur in eine Richtung ermitteln solle, nämlich nur in die FPÖ-Richtung, aber in andere nicht; der wirkliche Täter in der Briefbombenserie, war demnach auch nicht ein FPÖ-ler, wie Innenminister Einem das dargestellt haben wollte, sondern der Einzelgänger Franz Fuchs, dessen Denken zwar eine gewisse entfernte Ähnlichkeit mit dem der FPÖ hatte, der aber ansonsten keine Verbindungen mit der FPÖ hatte.
So gesehen sind sowohl Sika wie auch Kröll Paradebeispiele für das österreichische Staatsbeamtentum, das keine Rücksicht nimmt auf politische Begehrlichkeiten, einseitig und falsch zu ermitteln, aus Wahlkampfgründen, wobei Sika als GD für öffentliche Sicherheit natürlich in einer besseren Position war als Kröll. Sika konnte kurz danach in Pension gehen, während Kröll auf einem bedeutungslosen Bürokratieposten kaltgestellt wurde, der seinem Wesen ganz und gar nicht entsprach.
Hier zeigen sich auch zahlreiche Fehler des österreichischen Systems, des Zusammenhangs zwischen Politik und Polizeiapparat:
1.) Das ministerielle Weisungsrecht, das sehr allgemein gehalten ist. So könnte man z.B. das Weisungsrecht einschränken auf die Untersuchungsweisung und die Ambivalenzweisung (dass also eine Ermittlung nachgeprüft wird, und bei unklaren Umständen, insbesondere unklaren Todesumständen, nur "Todesursache: unbekannt oder unsicher" herausgegeben werden darf). Und man könnte die Einstellungsweisung abschaffen. Das würde auch - vielleicht in begrenztem Rahmen - ein Recht für Polizeibeamte bedeuten, "Cold Cases" (also abgelegte, ungelöste Fälle) wieder aufzugreifen.
2.) Österreich braucht möglicherweise eine Art "Whistleblower"-Regelung für dissidente Polizeibeamte, die dabei behiflich sein kann, in einen anderen Beruf umzusteigen, wenn schon die Sache wegen politischer Verwicklung tatsächlich hoffungslos sind. Der Tod von Kröll hätte möglicherweise vermieden werden können, wenn man Kröll als langjährig verdienstvollem Beamten eine Umstiegshilfe z.B. zu Buchautor geboten hätte, die auch Gehaltsfortzahlung für eine gewisse Zeit beinhält.
3.) Wenn ich Innenminister werden sollte, so würde ich in Anbetracht des Falles Kröll eine Art "Maria-Theresien-Polizei-Orden" anstreben, der auch posthum für Kröll vergeben werden sollte. Der originale Maria-Theresien-Orden ist nur fürs Militär und hier eine Belohnung für erstens Befehlsverweigerung mit zweitens positiven Folgen. Genauso wie ein jeder Angeklagter einen Verteidiger verdient, so verdient auch jedes "Ermittlungsobjekt" eine Person im Ermittlungsteam, das ihm mit einer gewissen begrenzten Sympathie gegenübersteht.
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/fall-kampusch-der-suizid-des-ermittlers-kroell-a-932107.html
Übrigens Gratulation an Julia Jüttner, die für den "Spiegel" den "Fall Kampusch" schrieb, zum Beispiel den Artikel "Der rätselhafte Tod des Oberst Kröll". In einem sachlichen und auf Skandalisierung und Manipulation verzichtenden Stil.
Vielleicht können deutsche Medien besser als österreichische berichten, weil für sie keine politischen Abhängigkeiten zu österreichischen Parteien bestehen, und weil die Sprache mehr oder weniger dieselbe ist.
Eine der großen ungelösten Fragen des "Falles Kampusch" ist: hat die ÖVP, die damals Innenminister, bzw. Innenministerin stellte, irgendetwas bekommen dafür, dass sie für den Koalitionspartner SPÖ falsch ermitteln liess, zum Beispiel einen Verzicht der SPÖ darauf, jemals vorgezogene Neuwahlen gegen den Willen des Koalitionspartners auszulösen, was möglicherweise der Grund für Kanzler Kern war, die guten Umfragewerte gegenüber dem damaligen ÖVP-Chef und Vizekanzler Mitterlehner nicht in ein Wahlergebnis umzuwandeln. Das würde heissen, Kanzler Kurz verdankt seinen Kanzlerposten einzig und alleine dem Fall Kampusch und dem geheimen Deal zwischen ÖVP und SPÖ in Sachen Kampusch-Priklopil. Das wäre genau die umgekehrte Wählerentmündigung von dem, was der Wiener Bürgermeister Häupl und der Bundespräsident Klestil damals ebenso geheim mutmaßlich vereinbarten: nämlich den Verzicht der SPÖ auf einen Gegenkandidaten zu Klestil bei seinem zweiten Antreten, wenn Klestil sich verpflichtet, nur einen SPÖ-Kandidaten zum Kanzler zu ernennen und niemanden sonst. Diese beiden Fälle zeigen, dass es nicht die Wählerinnen und Wähler sind, die die Wahlen entscheiden, sondern geheime Hintergrunddeals zwischen den politischen Eliten der beiden Großparteien SPÖ und ÖVP.
CC / bwag https://de.wikipedia.org/wiki/Natascha_Kampusch
Natascha Kampusch: ihr Fall und alle Folgewirkungen und Umstände, einschliesslich des mysteriösen Todes von Polizeioberst Franz Kröll, wirft nach wie vor mehr Fragen als Antworten auf. Der frühere VfGH-Präsident Adamovich, der auch Vorsitzender der Kampusch-Fall-Untersuchungskommission war, meinte einmal sinngemäß, dass von allen Beteiligten Kampusch noch ehesten diejenige sei, die in Zukunft die Wahrheit sagen werde; eine Position, der ich zustimme.
Der Wikipedia-Artikel "Die Entführung der Natascha Kampusch" ist alleine schon deswegen fragwürdig, weil es sich keineswegs um eine eindeutige Entführung handelte, sondern weil die angebliche "Entführung" möglicherweise ein Ablenkungsmanöver von Mädchenhandel war.
Auch die Abschirmung und Indoktrination von Kampusch nach ihrer Flucht durch die Kanzlei Lansky, durch "Interviewerin" Milborn, die zahlreichen Widersprüche, bleiben in diesem Artikel unerwähnt. Milborn erhielt perverserweise für ihre Falschberichterstattung einmal den Titel der "Journalistin des Jahres", was vielleicht nur mit dem Schüttelreim von Fritz Grünbaum über Journalisten und -innen erklärbar ist: "Man kann, wenn sie Bericht erstatten, genau, wer sie besticht, erraten".
Franz Kröll und Wolfgang Priklopil, mutmaßlich die beiden wirklichen Opfer und zwar Todesopfer des "Falles Kampusch" haben keine Medienpräsenz, keinen Wikipedia-Artikel, etc.
Vielmehr erscheint die völlige Verfälschung des Falles Kampusch ein Indiz zu sein für die These von Jörg Kachelmann, in unserer oft durchgeknallten Mediengesellschaft hätten die Frauen das "Opfer-Abo", hingegen die Männer den "generellen Täterverdacht".
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Requiescat in pace / Möge er in Frieden ruhen, Polizeioberst Franz Kröll, der in etwas hineingeriet, dass er mit seinem Polizistenethos absolut nicht vereinbaren konnte, nämlich politisch gesteuerte und angeordnete Falschermittlungen im Fall Kampusch-Priklopil.
Und mögen wir ihn nie vergessen und die richtigen Lehren aus seinem Schicksal ziehen, damit sich solche Fälle nicht wiederholen !