Verschiedene rechtsextreme Parteien und Blogger versuchen mit der Behauptung, die Regierungen hätten durch die Corona-Lockdown-Maßnahmen viele Unternehmen in den Konkurs geführt, Regierungen zu stürzen.

Aber die Wahrheit ist in mehrerlei Hinsicht eine komplexere:

1.) seit vielen Jahren (genaugenommen seit Beginn der Nullzinspolitik 2008) warnen Wirtschaftsexperten wie der IFO-Chef Clemens Fuest, die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank EZB führe zu einer großen Zahl an sogenannten "Zombieunternehmen", die nur durch die niedrigen Zinsen am Leben erhalten werden, die aber unter normalen Bedingungen gar nicht wirtschafts- und konkurrenzfähig wären. (Das IFO ist das Institut für Wirtschaftsforschung in München)

2.) viele Unternehmen, die die Corona-Krise zum Anlaß nahmen, Konkurs anzumelden, waren schon vor der Corona-Krise stark verschuldet, sodass man annehmen kann, dass auch ohne Corona-Krise große Konkursgefahr für sie bestanden hätte.

3.) Die Corona-Krise ermöglicht die einzigartige Chance, in Konkurs zu gehen, ohne sich ein Pleitier-Image einzuhandeln, weshalb vermutlich zahlreiche verschleppte Konkurse nun in der Corona-Krise angemeldet wurden, und weshalb vermutlich auch zahlreiche Konkurse angemeldet wurden aus einer Art Vorziehens- und Sicherheitsmotiv: "Besser jetzt Konkurs gehen, wo man Corona oder der Regierung die Schuld zuschieben kann, als in ein paar Jahren, wenn das nicht mehr geht, und wenn die Leute mich beschuldigen oder mir zumindest misstrauen".

https://www.welt.de/wirtschaft/article167166473/Fuest-warnt-vor-Zombie-Unternehmen-und-Banken-in-Europa.html

(30.7.2017, also lange vor Covid-19)

https://newsburger.de/muenchen-ifo-chef-besorgt-ueber-hohe-zahl-von-zombie-unternehmen-in-europa-99913.html

https://lvl-network.com/2020/08/16/creditreform-erwartet-bis-zu-800-000-zombieunternehmen/

https://de.wikipedia.org/wiki/Zombiefirma

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/boerse/nullzins-zombies-101.html

https://www.welt.de/wirtschaft/article213619642/Firmeninsolvenzen-Zahl-der-Zombieunternehmen-steigt-kraeftig.html

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/tote-unternehmen-belasten-europaeische-wirtschaft-15331525.html

Als eine zweite Gruppe der möglicherweise nicht-nachhaltigen "Zombieunternehmen" könnte man diejenigen Unternehmen bezeichnen, die zwar derzeit nicht überschuldet sind, aber ein Geschäftsmodell haben, das nur in der Niedrigzinsphase/Nullzinsphase funktioniert und nach einer Rückkehr zu einer Normalzinsphase möglicherweise in gravierende Probelem kommen könnte, wie z.B. Immobiliensanierungsunternehmen.

Generell besteht die Schwierigkeit, zwischen Toten-durch-Corona und Toten-mit-Corona zu unterscheiden, genauso wie zwischen Konkursen-durch-Corona und Konkursen-während-Corona, die nicht kausal durch Corona oder Lockdown hervorgerufen wurden, exakt zu unterscheiden.

Zusätzlich dazu gibt es die Problematik der Konkursverschiebungen durch Regierungsmaßnahmen, wie z.B. eine Abschaffung der Konkursanmeldepflicht und Unternehmensförderungsmaßnahmen. D.h., was früher illegale Konkursverschleppung war, ist heute gewünschte Konkursverschiebung, auch aus Angst vor einer Kettenreaktion.

Aber oppositionelle Populisten und Rechtsextremisten kümmern alle diese Wahrheiten und Warnungen natürlich nicht.

Sie versuchen, den Leuten einzureden, es habe nie Warnungen vor "Zombieunternehmen durch Nullzinspolitik" gegeben, es würde nie Konkurseröffnung wegen des günstigen Klimas ohne Pleitiersvorwürfe geben, etc.

Don´t believe the hype ! Glaubt ihren Lügen nicht !

CC / T. Steiner republisher https://de.wikipedia.org/wiki/Niedrigzinspolitik#/media/Datei:LeitzinsenDE.svg

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