Kein Geld mehr für unsere Jugendwohlfahrt - gerade jetzt?

In Kärnten steht die mobile Familienbetreuung, im Volksmund "Jugendwohlfahrt" genannt, vor dem Aus.

In meinem finanziell gebeutelten Heimatland Kärnten werden insgesamt 1.600 Kinder und Jugendliche sozial betreut, um wieder den rechten Weg ins Leben zu finden. Aus welchen Gründen auch immer sie zum Problemfall geworden sind, gerade im Jugendalter kann mit professioneller Hilfe sehr viel Schaden wiedergutgemacht werden. Gelingt es uns diesen Kindern wieder Perspektive zu geben und sie in weiterer Folge erfolgreich in den Arbeitsprozess einzugliedern, so retten wir nicht nur arme Seelen, die Umwegrentabilität, weg vom Sozialhilfeempfänger hin zum Steuerzahler, bringt uns allen einen enormen Nutzen in der Zukunft. Die Jugend ist unser Kapital und unsere Zukunft, hab ich mal irgendwo gehört - Stichwort "Zukunftsfond Kärnten", der ja immer noch, zumindest bis die Heta-Haftungen schlagend werden, mit satten 500 Mio Euro prallvoll dotiert ist.

1.000 von diesen Kindern sind in stationären Einrichtungen untergebracht, ca. 600 Kinder in Wohnheimen und 400 bei Pflegefamilien. Glücklicherweise werden wenigstens diese stationären Einrichtung weiterbetrieben, Gesamtkosten hierfür 33 Mio Euro pro Jahr. Von den unsolidarischen Umverteilungsaktionen unserer Politiker sind allerdings die verbleibenden 600 Jugendlichen betroffen, die von insgesamt 150 sozialen Fachkräften professionell betreut wurden. Die Mobilität der Betreuung ist logischerweise wesentlich kostengünstiger, die gemeinnützige Organisation "B3-Netzwerk" stellt hierfür nur 5 Mio Euro pro Jahr in Rechnung. Und diese läppischen 5 Mio Euro haben wir gerade jetzt nicht mehr? Wir lassen die Kinder im Regen stehen, die eigentlich einen gesetzlichen Anspruch auf diese Hilfe hätten!?

Leider ist dies nicht die einzige soziale Einrichtung, die den Drangsalitäten unserer jetzigen Zeit zum Opfer fallen. Das Projekt "Works" von Promente steht ebenso vor dem Aus, wie auch die Schuldnerberatung in Villach. In bezug auf die Schuldnerberatung könnten böse Zungen leicht behaupten, die Regierungsmitglieder bräuchten die dort frei werdenden Arbeitskräft nun wohl für sich selbst? Während Griechenland mit weniger als 200% des BIP verschuldet ist, so belaufen sich die Verbindlichkeiten des Bundeslandes auf mehr als 500% seiner jährlichen Wirtschaftsleistung. Allein die Heta-Haftungen aus Haiders Hypo-Debakel betragen zehn Milliarden, bei einem Jahresbudget Kärntens von zwei Milliarden Euro.

Promente und Schuldnerberatung werden allerdings vom Bund bezahlt, aber es wirft sich die Frage auf, ob uns diese Sparmassnahmen nicht im Zuge des Notkredits zur Abwendung der Insolvenz Kärntens vom Bund aufs Auge gedrückt worden sind? So wie auch Grichenland groteske Eingeständnisse hat machen müssen um liquide zu bleiben? Wobei, quergedacht, der Bund müsste das Geld ja haben: für Notleidende aus anderen Regionen dieser Welt, die es bis in unser Land schaffen, gibt es überhaupt gar keine Diskussionen. Im Gegenteil, gerade jetzt wird darüber diskutiert ob wir die Tagsätze pro Asylbewerber nicht etwas erhöhen sollten um ihnen möglichst schnell Menschenwürde zurückgeben zu können. Zugegeben, man soll, darf und kann die enorme Not von Kriegsflüchtlingen, die um ihr Leben rennen, nicht mit psychosozialen Neurosen heimischer Kinder vergleichen.

Trotzdem der Versuch eines legitimen Vergleiches: Laut aktueller Statistik des Bundesministeriums gab es im ersten Halbjahr 2015 folgende Asyl-Erstanträge: 2.298 Kosovo, 820 Russland, 575 Iran, 553 Nigeria, 510 Algerien, 248 Marokko, 203 Serbien, 191 Indien und 2.242 "Sonstige". Addiert man nur diese Zahlen und verdoppelt die Summe um aufs Jahr hochzurechnen, so versorgen wir mit unserem Sozialsystem alleine in diesem Jahr über 15.000 Neuankömmlinge aus Ländern ohne Krieg.

Für 15.000 neue, reine Wirtschaftsflüchtlinge sei es also unzumutbar vorübergehend in Zelten zu schlafen - während wir 600 heimische Problemkinder alleine im Regen stehen lassen? Wie soll das der Kleine Mann verstehen? Wie ist das argumentierbar?

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