Wenn Exekutivbeamte in den ORF-Abendnachrichten offen zugeben, dass die Migrationswelle derzeit nicht zu bremsen wäre ohne Gewalt anzuwenden; wenn sämtliche Transitländer Richtung Deutschland die Migranten so schnell wie möglich durchwinken müssen, um Gewaltanwendung zu vermeiden; wenn die Heereskontingente sämtlicher Nachbarstaaten täglich aufgestockt werden, um dann doch nur zusehen zu müssen, um politisch korrekt zu bleiben, dann erzähl ich Euch jetzt wovor ich Angst habe:

Aus Sicht der Dritten Welt war der gewaltsame Durchbruch der Grenzzäune in Mazedonien und Ungarn ein Erfolgserlebnis, das das kollektive Selbstvertrauen der Massen zusätzlich verstärkt. Merkels Einladung "Refugees Welcome", so notwendig man sie auch als entschiedenes Auftreten gegen den heimischen Rechtsextremismus wahrnehmen kann, hat in vielen ärmeren Ländern ein komplett falsches Bild erzeugt. Armutsgefährdete allerorts sehen jetzt auch noch TV-Bilder von tatsächlich freiem und willkommenen Zugang zum Wohlstand und noch mehr machen sich auf den Weg.

Jeder Hype hat so etwas wie einen Produktlebenszyklus, und meine Angst ist, dass die "späte Mehrheit" sich jetzt erst auf den Weg macht. Da die Länder der EU keine Anstalten machen, innerhalb von wenigen Tagen solidarisch zu sein, wird es zwangsweise zu Rückstaueffekten kommen, spätestens eben vor den Türen der wintersicheren Unterkünfte Deutschlands und Schwedens. Rückstaueffekte produzieren bei solch Massenphänomenen logischerweise auch Torschlusspanik. Wenn wir zusätzlich bedenken, dass die Asylsuchenden protestieren und hoffentlich nur streiken werden, wenn wir sie laut Dublin-Abkommen in andere, nicht so attraktive Staaten zurückschieben werden (wie Mikl-Leitner heute angekündigt hat), so verstärken sich diese Effekte zusätzlich.

Die einzige Chance dem zu entgegnen wäre ein unverzügliches, koordiniertes Vorgehen beim Hochziehen aller betroffenen EU-Binnengrenzen zur schrittweisen Bremsung dieses Drucks, um dem Ganzen geordnet und deeskalierend entgegenwirken zu können. Diese Koordination wird es in Mittel- und Südosteuropa aber nicht geben, die inkompetenten Staatsoberhäupter streiten stattdessen und beschuldigen sich, während sie probieren die Traumatisierten so schnell wie möglich aus ihrem Land zu bringen.

Die nächste reale Gefahr sehe ich in einer massiven Ueberreaktion von Rechtsradikalen, die ebenso einen Flächenbrannt auslösen könnte. Darüber hinaus habe ich Angst, dass der Verdrängungswettbewerb der vielen, nach Status dürstenden, jungen Männer, die in Sprach-, Ausbildungs- und Jobprogramme wollen, ebenso zu Konflikten führen könnte. Die vielen verschiedenen Ethnien sind traditionell nicht die besten Freunde. Und wer weiss, wie Milieu prägt und bedenkt, dass Vielerorts seit Jahrzehnten nur Krieg, Terror und Faustrecht herrscht - der möge mir jetzt bitte meine Angst nehmen!

Und davor, dass jetzt irgendein rechtspopulistischer Zahntechniker diesen Blog auf seiner Facebook-Seite postet, um die Grundintention dieses Blogs für seine bekannt miese Stimmungsmache zu missbrauchen, davor hab ich gar keine Angst! Jetzt geht es um Zivilcourage!

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Spinnchen

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