Vor einigen Tagen, begegnete ich auf der Straße einem Mann - ich ging langsam, Kinderwagen schiebend stadteinwärts, er schnellen Schrittes im Leinenjanker stadtauswärts. Er schaute nicht auf mich. Er grinste meine Kinder an und als wir schon an einander vorbei gegangen waren, drehte er sich um und rief mir halb im Weitergehen etwas zu...
"Schöne Kinder haben Sie!"
"Danke", antwortete ich, halb fragend, und wollte schon weitergehen, als er einen großen Schritt in meine Richtung machte, um hinzuzufügen:
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Danke!
"Sie schauen so fröhlich aus mit den beiden."
Meine Mundwinkel zuckten zu einem verlegenen Lächeln, die Augenbrauen zogen sich zusammen, weil meine Gedanken mir flüsternd die Absurdität dieser Aussage vor Augen führen wollten - er hatte uns keine zwei Sekunden gesehen -, aber er ließ mir gar nicht länger Zeit, um zu antworten, sondern sagte: "Schön, so helle Kinder zu sehen..." Mir fror das Gesicht ein. "Man sieht ja nur mehr diese farbigen", brummte er und gestikulierte im Gesicht herum. "Überall. Keine von uns mehr." Mein Kind, das vorher fröhlich neben mir herspaziert war, bat ich mit einer gewissen Dringlichkeit in der Stimme, sich auf das Kinderwagenbrett zu stellen. Ich wollte weg von dort. Sinnlosen Diskussionen stelle ich mich im Beisein der Kinder nicht.
"Schön, na, wirklich schön sind die. Nicht so wie die... Passen's da besonders gut auf Ihre Kinder auf...", er nickte, auf unser Grätzl deutend mit dem Kopf.
- Keine von uns mehr! - das hallt seither in mir nach. "Uns" heißt: er und ich... und eine Reihe nicht Genannter, von denen ich mir nur vorstellen kann, wen er damit meint. Ich bin keine von euch! Und es beschämt mich zutiefst, dass man meine Kinder "schön" nennt, nur weil irgendjemand ihre Haut- oder Haarfarbe goutiert. Im gleichen Atemzug hat er selbiges nämlich denen abgesprochen, die seinem Idealbild nicht entsprechen: ganz klar... arischer Typ bevorzugt.
Meine Kinder sind vor allem eines: geliebt! So wie A. aus Syrien, den wir aus dem Kindergarten kennen und so wie S., deren Eltern aus Ghana sind und die Kinder der Frau Spanierin aus dem Nebenhaus. Ich sehe sie mit ihren Kindern und ich sehe keinen Unterschied. Gute Eltern und "schöne" Kinder gibt es überall, wo Kinder rückhaltlos geliebt werden.
Seine Lobrede auf meine Kinder, klang so wie der Verleihung eines Ordens und am liebsten hätte ich ihm entgegengebrüllt: "Das beschissene Mutterkreuz können Sie sich behalten!"