Hört auf, den Vatikan und die katholische Kirche zu kritisieren !

Wieso das ? Wieso gerade jetzt ? Die sind doch so schwulenfeindlich ?

Doch, doch, kann ich da nur sagen, lassen Sie es sein ! Gerade jetzt vielleicht sogar !

Ich habe jahrzehntelange Erfahrung in der katholischen Kirche, angefangen vom Messdiener-Einsatz in der Heimatgemeinde bis hin zum Engagement in meiner damaligen katholischen Hochschulgemeinde und der Arbeitsgemeinschaft der Hochschulgemeinde Deutschlands (als es so etwas noch gab). Ich kenne den „Laden“ von innen, ich kenne die Denk- und Verhaltensweisen  im katholischen Milieu. Schließlich habe ich Ende der Neunziger den Schlussstrich gezogen und bin aus der katholischen Kirche ausgetreten. Heute bin ich Mitglied der evangelischen Kirche.

Wenn ich also so unzufrieden bin mit katholischer Kirche, warum sollten andere mit Kritik sparen ? Wie seltsam ist das ?

Mein Austritt ist auf jeden Fall durch grundsätzlichen Dissenz in pastoral- und moraltheologischen Fragen ausgelöst worden.

Eine Person der Kirche, die mich auf dazu geführt hat, ist der ehemalige Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meissner. Meissner. Anhand von Kardinal Meissner kann man exemplarisch Wert- und Geisteshaltungen, die in der katholischen Kirche nun einmal herrschen, kennenlernen.

Meissner sprach immer wieder gerne davon, dass katholische Kirche ja keine Demokratie (sehr im Gegensatz zur Verfasstheit der evangelischen Kirche) sei, vielmehr eine Christokratie . Christus bestimmt alleine, keine Versammlung und kein Mehrheitsbeschluss. Da fragt man sich natürlich, wer denn bestimmt, was der Wille Christi sei. Meissner hat dabei das kirchliche Lehramt und die Amtsträger im Sinn – klar.

Anlässlich seines Ausscheidens aus dem Amt als Kölner Erzbischof wurde Meissner gefragt, wie er denn die hohe Zahl an Kirchenaustritten in der Erzdiözese Köln während seiner Amtszeit einschätzt, ob er da nicht Mitverantwortung trage. Meissner erwiderte, nein, er habe alles richtig gemacht. Die hohe Zahl an Austritten müsse man hinnehmen, das sei halt so.

Der katholischen Kirche ist es völlig egal, wie viel Zustimmung sie hat, oder wieviel Kritik sie bekommt. Sogar Austritte sind absolut egal. Wer sich im Besitz der allein seelig machenden Wahrheit wähnt, den ficht das nicht an. Die „Welt“ ist schlecht, die „Welt“ hat sowieso nichts verstanden. Die Kirche ist dazu berufen, eine ewige Wahrheit zu tradieren, über die man nicht diskutiert und die man niemals verändern wird. Die Menge an Kritik, die Intensität der Ablehnung und noch so viele Austritte sind für die Führung der Kirche völlig unerheblich.

Diese Haltung halte ich für vorherrschend und bestimmend in der katholischen Kirche.

Als Stimmungsbild vielleicht noch dieser Link:

http://papsttreuer.blog.de/2014/02/28/gottes-segen-kardinal-meisner-17833450/

Kritik fördert hierbei überhaupt nicht ein eventuelles Umdenken, sondern sorgt für das genaue Gegenteil: für Abwehr und das Schließen der eigenen konservativ-reaktionären Reihen. Noch schlimmer: je heftiger die Kritik und je aggressiver die Abwehr, umso vehementer wird man nur die altertümlichen Positionen vertreten.

Ablehnung ist gerade ein Garant dafür, auf dem richtigen Weg zu sein. Je mehr man abgelehnt wird, desto besser. „Viel Feind, viel Ehr.“ Das ist das Motto, wie es ja auch im zitierten Blogeintrag vorkommt.

So komme ich zu meiner Aussage. Kritik an der katholischen Kirche macht alles nur noch schlimmer, steigert geradezu Fundamentalismus und doktrinäre Haltungen. Ignorieren wäre besser.

Was man schon tun kann: den Hebel bei Staat und Zivilgesellschaft ansetzen, den hier sind wir im demokratischen Bereich. Der Einfluss der katholischen Kirche, solange sie solche Haltungen hat, gehört zurückgedrängt: in den Parteien, in sozialen Einrichtungen, in Medien und in Parteien.

Sind unter diesen Umständen die günstigen Kirchenkonkordate noch gerechtfertigt? Ein Beispiel für deren konfortablen Inhalt: Bischöfe werden in Deutschland direkt vom Staat bezahlt. Nein, nicht aus der Kirchsteuer ! Vielmehr aus dem allgemeinen Steueraufkommen.

Erst recht muss man reagieren, wenn es Tendenzen gibt, dass katholische Kirche sich absetzt und  zum Staat im Staat wird. So wie – meiner Ansicht nach -  etwa im Missbrauchsskandal.

Viele Grüße

Dirk Görtz

Bildnachweis:

© Raimond Spekking /CC BY-SA 4.0(via Wikimedia Commons),http://commons.wikimedia.org/wiki/File:K%C3%B6lner_Dom_bei_Nacht_2.jpg

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