Phasen, in denen weder Solar- noch Windkraft zur Verfügung stehen, werfen Fragen zur Stabilität der Stromversorgung auf. Doch trotz des herbstlichen Wetters mit wenig Sonne und kaum Wind kam es in Deutschland kürzlich nicht zu den befürchteten Stromausfällen.
Die Energiewende in Deutschland hat einen klaren Kurs: Weg von Atomkraft und fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energiequellen wie Sonne und Wind. Doch was, wenn eine dichte Wolkendecke samt Windstille für längere Zeit vorherrschen?
Solche Phasen sind insbesondere im Herbst und Winter häufiger, wenn dichte Wolken die Sonne verdecken und windarme Hochdruckgebiete über Deutschland liegen. Als Dunkelflaute bezeichnet man diese Zeiträume, in denen sowohl Windstille als auch wenig Sonnenschein herrschen. Zu dieser Jahreszeit gibt es in Deutschland vermehrt Tage und Nächte, in denen nahezu kein Strom aus Erneuerbaren Energien ins Netz eingespeist wird.
Eine Dunkelflaute ist tatsächlich eine Herausforderung, aber ein Stromausfall war laut Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE nicht zu befürchten. „Wir haben in Deutschland ausreichend Kapazitäten, um solche Phasen zu überbrücken.“ betont er in einem Beitrag des WDR.
Auch wenn es kein Blackout gab, machte sich die Dunkelflaute an der Strombörse bemerkbar. Durch das eingeschränkte Angebot an Strom und eine hohe Nachfrage stiegen die Preise zeitweise auf über 800 Euro pro Megawattstunde – das Zehnfache des normalen Durchschnittspreises. Solche Preisanstiege sind jedoch nicht dauerhaft. Dafür gibt es im Sommer Phasen, in denen die Erzeugung von Solar- und Windenergie das Angebot übersteigt und die Strompreise sogar ins Negative fallen.
Die Rolle der Gaskraftwerke in der Energiewende
Ein wichtiger Faktor für die Stabilität des Stromnetzes in Dunkelflauten sind Gaskraftwerke. Nach der sogenannten Merit-Order-Regelung werden bei steigender Nachfrage zuerst günstige Energien wie Wind und Solar eingespeist. Wenn diese jedoch nicht ausreichen, kommen nach und nach andere Energiequellen zum Einsatz – mit Gaskraftwerken als letzte Option. Die Nutzung von Gas ist insbesondere im Winter notwendig, wenn die Sonnenstunden reduziert sind und Deutschland auf Windkraft angewiesen ist. Wenn der Wind ausbleibt, wie es kürzlich der Fall war, müssen Gaskraftwerke die Lücke schließen. Langfristig ist geplant, Gaskraftwerke von Erdgas auf grünen Wasserstoff umzustellen, um auch in windarmen und sonnenlosen Zeiten klimafreundliche Lösungen bereitzustellen.
Die Energiewirtschaft arbeitet kontinuierlich daran, Technologien und Infrastruktur anzupassen, um selbst bei widrigen Wetterbedingungen eine zuverlässige Energieversorgung zu gewährleisten. Insbesondere der Ausbau von Batteriespeichern und SuedLink sollen dazu beitragen. Die Gleichstromleitung SuedLink ist ein Schlüsselprojekt der Energiewende und wird mit der Inbetriebnahme 2028 Strom aus dem windreichen Norden zu Verbrauchszentren im Süden Deutschlands transportieren. So ist die Energiewende mit einer Versorgung aus Erneuerbaren Energien ein machbares Ziel, auch wenn Dunkelflauten Herausforderungen bleiben.