Michel Friedman mahnt am Holocaust-Gedenktag zur Wachsamkeit gegenüber Feinden der Demokratie. Die Rede des jüdischen Publizisten im Landtag in Saarbrücken erfährt eine jähe Störung durch den saarländischen AfD-Fraktionschef Josef Dörr. Die Reaktion Friedmanns erhält lauten Beifall.
Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Landtag des Saarlandes, Josef Dörr, hat bei der parlamentarischen Gedenkstunde am Jahrestag der Auschwitz-Befreiung der Opfer des Holocausts während einer Rede von Michel Friedman nach einem Zwischenruf den Saal verlassen. Acht Jahrzehnte nach der Befreiung des deutschen Konzentrationslagers durch sowjetische Soldaten hat der Publizist zur Verteidigung der Demokratie in Deutschland aufgerufen. "80 Jahre nach Auschwitz ist jüdisches Leben so gefährdet wie seit Jahrzehnten nicht mehr", sagte Friedman.
Ihm werde gesagt, dass man sich nicht überall und zu jeder Zeit erkennbar als Jude zeigen solle, weil das nicht sicher sei. "Ich bestehe darauf, nicht weil ich Jude bin, sondern weil ich Bürger und Mensch dieses Landes bin, dass ich zu jeder Zeit und an jedem Ort erkennbar als Jude mein Leben leben kann."
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Friedman griff die AfD scharf an, ohne sie namentlich zu erwähnen. "Jeder fünfte Deutsche wählt eine Partei, die sagt, einige Menschen sind niemand", sagte er. Es handele sich um eine Partei, "die Menschen hasst, verachtet und wieder qualifiziert und disqualifiziert".
Als Friedman sagte, auch im Saarland sei "diese komische Partei des Hasses, die sich demokratisch nennt und die Demokratie vernichten will", vertreten, widersprach der in der ersten Reihe platzierte Vorsitzende der dreiköpfigen AfD-Fraktion im Landtag des Saarlandes, Josef Dörr. "Bleiben Sie gemäßigt", rief Dörr und stand auf, um den Raum zu verlassen.
"Wenn Sie doch nur so gemäßigt über Menschen sprechen würden, die Sie remigrieren wollen. Wenn Sie gemäßigt wären, dann müssten wir vielleicht heute nicht mit einer gewissen Traurigkeit über unser Land reden", entgegnete Friedman. Als Dörr den Raum bereits verlassen hatte, fügte Friedman unter lautem Beifall noch hinzu: "Vielleicht wäre es gar nicht schlecht, wenn Sie auch mal zuhören und den Raum nicht verlassen würden."