Warum gelingt es rechten Politikern so gut, mit dem Thema Fleischverzicht die Massen zu mobilisieren? Weshalb springen so viele Leute – meist Männer – im Dreieck, wenn mal ein Experte darauf hinweist, dass es vielleicht nicht so gut ist, weder für die Gesundheit noch für das Klima, wenn wir Fleisch in rauen Mengen verzehren?
Eine Antwort hat darauf der Guardian: Das liegt daran, dass viele Menschen den Fleischkonsum als einen Ausdruck besonderer Maskulinität betrachten. Die Autorin Alicia Kennedy leitet ihre Thesen zwar aus der US-Gesellschaft und -Historie ab, sie lassen aber auch Rückschlüsse auf die Gemütslage in Deutschland zu.
So zeigen Studien, dass Menschen, die ein autoritäres, dominanzgeprägtes, rückwärtsgewandtes Weltbild haben, mehr Fleisch essen als der Durchschnitt der Gesellschaft. Für sie sei Fleischverzehr eine Demonstration von Virilität, Macht und Naturbeherrschung. Verkörpert werde das von der Figur des Cowboys, des jederzeit mutigen, unerschrockenen Viehhüters in der Einsamkeit des Wilden Westens (der übrigens auch für den Genozid an den Native Americans steht, die das Land zuvor genutzt haben, so die Autorin – ein kulturimperialistischer Aspekt des Mythos Cowboy, der oft vergessen wird). Das Halten riesiger Viehherden in den Great Plains geht einher mit dem Aufbau gewaltiger Schlachthöfe, die große Mengen an Fleisch zu günstigen Preisen unter das Volk brachten.
Hollywood hat kräftig am Bild des heldenhaften Cowboys gepinselt, so Kennedy. Und auch die Werbung der Fleischindustrie, die in ihren Kampagnen mehr oder weniger subtil auf dieses Motiv anspielen. Es ist so wirkmächtig, dass sich auch die Demokraten noch nicht getraut haben, die Industrie etwas einzuhegen.