Diplomaten sind ab jetzt feindliche Kombattanten

das ist die zweite Botschaft - neben der Kriegserklärung (trotz aller dummen Dementis) an den Iran, welche die USA mit der Ermordung von Qassem Soleimani und Abu Mahdi al-Muhandis in die ganze Welt aussendet.

Die Botschaft ist: "es gilt das Recht des Stärkeren. Gesetze gelten nur für Leute, die unter uns stehen, und nur wenn wir das zulassen. Wen immer wir als Feind ansehen, den bringen wir einfach um - Bauer, Bürger, Edelmann. Künstler, Aktivist, Präsident von irgendwas, Emissär, Soldat, Diplomat - egal. Wir killen wen wir killen wollen.

Der Diplomatenstatus gilt für uns nicht mehr."

Laut "Iran: The Rebirth of a Nation" (2016, S.20) von Hamid Dabashi¹ war Qassem Soleimani im Irak (und auch in Syrien) als Militärattaché akkreditiert und genoß somit diplomatische Immunität:

So the inspectors who are crossing the Iranian national soverignty to check its nuclear program and perhaps even military and security infrastructure are going through the same porous borders from which Qasem Soleimani, the leading Iranian military attaché in Iraq and Syria and perhaps even beyond, has crossed to interfere in the internal affairs of the neighboring countries.

Damit nicht genug. Dem irakischen Premier zufolge befand sich Soleimani zum Zeitpunkt seiner Ermordung auf einer Friedensmission, um eine diplomatische Note als Antwort auf eine über den Irak von Saudi Arabien an den Iran gesandten Note zu überbringen (deutsche Übersetzung auf den Nachdenkseiten).

Nein, keine "unmittelbare Bedrohung" (imminent threat), er war nicht im Land, um irgendwelche Attacken zu koordinieren oder zu leiten. Er war unterwegs, um Spannungen zwischen Saudi-Arabien und Iran abzubauen.

Ohne Frage ist die Ermordung von Soleimani und al-Muhandis, nebst weiteren Menschen der Eskorte, ein Verbrechen. Bei jedem Verbrechen stellt sich die Frage nach dem Motiv. Was ist der Sinn? Aber wenn man nach Sinn fragt, dann stellt sich dialektisch der Unsinn ein. Dort wird man auch fündig.

Eine Fährte hat Trump selbst gelegt. Er feierte mit evangelikalen Christen die Ermordung Soleimanis. Von diesen ausgehend landet man schnell beim Dispentionalismus und über Armageddon schließt sich der Kreis. Das paßt, derb gesagt, wie Arsch auf Eimer: im ekzeptionellen "Gods own Country" wollen eine ganze Menge Durchgeknallter den Einen Gott selbst herausfordern, und über die Inszenierung einer globalen Katastrophe den Messias selbst nötigen, doch bitte zur Erfüllung der Heiligen Schrift gefälligst endlich zu erscheinen.

Ich setze den Aluhut wieder ab. Es gibt andere Gründe dafür in einer Welt, in der Politik als Verhängnis betrieben wird. Trotzdem gilt die Warnung:

Diplomaten der Welt, zieht euch warm an. Laßt den Luftraum nicht aus den Augen. Ihr seid potentielle Targets, auch wenn ihr nicht wißt warum. Lügen und Behauptungen sind ausreichend, um euch zu ermorden.

Q.

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¹) Hamid Dabashi

Department of Middle East, South Asian, and African Studies,

Institute for Comparative Literature and Society

Columbia University

New York, USA

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