Nein, Hirscherl¹ gibt es noch nicht, die kommen erst später. Dafür hab ich neulich die ersten zwei netzstieligen Hexenröhrlinge gefunden, Prachtexemplare. Stellte sich raus nach dem Braten: das waren gar keine Netzstielige, das waren Bitterlinge. Aber die hatten gar keine grünlichen Röhren und waren ordentlich netzstielig, auch bläuten sie beim Anschneiden. Egal, ich hab das Gericht trotzdem in Beseitigungs-Gewahrsam genommen. Es gibt ja auch sonst kaum etwas anständig Bitteres in der Welt. Außer dem ungarischen Bitter von Zwack, versteht sich. Kraft durch Bitterlinge, was mich nicht umbringt, macht mich stark, nicht wahr.
Es kann ja sein, daß durch radioaktiv bedingte Mutationen sich eine neue Art herausgebildet hat, der netzstielige Bitterling. Darauf einen Zwack. Was gab es noch? Auf der Champignon-Wiese, auf welcher der Bauer noch keine Gülle ausgefahren hat, fand ich ein paar Wiesenchampignons.
Rezept: 500g Champignons, 5-7 Dörrpflaumen, 1 mittelgroße Zwiebel, 1/3 Tasse Sahne oder 1 1/2 Schnapsgläser voll. Die Zwiebel fein hacken, in Butter glasig dünsten mit den in Streifen geschnittenen Dörrpflaumen, Pilze hinzugeben, bei niedriger Hitze zugedeckt gar schmoren. Der Zucker der Pflaumen muß leicht karamelisieren, bevor man die Pilze hinzugibt. Danach Sahne dazu, etwas eindicken lassen, dabei mit Salz und Pfeffer abschmecken, fertig. Dazu Salzkartoffeln mit Kümmel, Reis oder auch nur paar Stück Roggenbrot.
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Nein, es war kein Knolli dabei, sonst würde ich das nicht schreiben. Den Knolli kenn ich gut, und mir gefällt sein Hut. Ein bisserl grün, ein bisserl speckig, und untenrum besonders dreckig, und aufgeblasen dorten auch, so wie es bei den Grünen Brauch. Vielmehr waren bei diesen Pilzen die Lamellen unter dem Hymen... na, das ist jetzt nicht richtig, wie heißt das Ding? Ring. Also unter dem Ring zart rosa, und bei den alten Champignonselles schokladenbraun. Wie im Leben halt.
Ansonsten fand ich nur ein paar Täublinge. Semmelstoppelpilze (aus denen durch Umstellung von nur ein paar Buchstaben stolze Seppelpimmel werden) kommen wohl auch erst später, wenn überhaupt. Denn die Pilz-Pumpstationen haben wegen mangelnder Ersatzteile aus der UdSSR aufgrund russischer Sanktionen nach 36 Jahren zuverlässigen Betriebes die Arbeit eingestellt. Ob aus der Ukraine noch Strontium und Cäsium geliefert wird ist unklar, die Russen arbeiten daran, so hört man. Derzeit tagt eine Myzel-Konferenz im Wald, auf der geklärt werden soll, wie man das Problem multilateral lösen kann.
Ja, die Täublinge... die Einzigen, die ausscheren. Weil die sind ja taub, wie der Name schon sagt, und hören nicht, was die Regierung spricht. Und die Champignons sind eh Franzosen, die tun nach Rabelais sowieso was sie hosen... was sie wollen.
Bleibt die Hoffnung auf ein paar Steinpilze, wenn es im trockenen Europa noch etwas regnen sollte. Aber der Wald verändert sich. Dort, wo einst Hochwald war und ein Steinpilz-Feld sich erstreckte, wachsen nun Fichtenschößlinge, aber es gibt noch zuwenig Moos für Hirscherl. Weiter oben breitet sich der Schachtelhalm aus, rechts davon steht mittlerweile mannshohes Buchen-Unterholz. Schlechtes Terrain für den Steinpilz.
Ja, der Hirscherl, auch Habichtspilz genannt, das ist der König unter den Pilzen. Der sticht jeden Steinpilz oder Pfifferling aus. Aus ihm läßt sich ein wunderbares veganes Hirsch-Ragout herstellen (daher der Name), das ist voll geil im Trend ey. Ist nicht zu verwechseln. Wenn ihr im Wald einen Pilz findet, der aussieht wie ein Wrackteil eines abgeschossenen Habichts, dann ist das genau der. Braun (!), auf dem Hut gefiedert wie ein Habicht, und unter dem stoppelig wie der unrasierte Selenskij.
Auch fand ich nen Boviste, da trittste nicht drauf, den frißte. Doch nur ganz jung und knackig ist der besonders schmackig.
Gehts in den Wald, solange ihr noch einen habts. Und meldets etwaige abweichende Pilz-Degenerationen! Nicht daß ihr später von einem Sarcodon-Bitterling kotzen müßts. Oder scholzen, was ziemlich synonym ist.
Q.
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¹) der hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Habichtspilz