Ist es nicht egal, wo man sinnlos herumhängt und die Zeit totschlägt? Auf Flughäfen, auf Bahnhöfen, an Fähr-Terminals, in Autobahn-Raststätten, an Busbahnhöfen, Taxiständen – oder lieber doch zuhause vor dem Fernseher? Zuhause vor dem Fernseher hat eindeutig den Vorteil, dass man neben dem eigenen Geld auch deutlich weniger CO2 verbraucht. Außer man verbringt gleich mehrere Monate im Ausland an einem Ort irgendwo im Süden und spart sich die Heizkosten– aber dann ist man eben dort zuhause und schaut fern, oder zumindest immer dieselben schlecht kopierten DVSs vom nächsten Markt. Auf jeden Fall wird Reisen maßlos überschätzt. Weniger von den 08/15 Pauschaltouristen, die sich damit aus gutem Grund sowieso nur am Rande auseinandersetzen. Es sind die Traveller und Backpacker, die einem – offenbar aufgrund einer völlig fehlgeleiteten Selbsteinschätzung – das individuelle Reisen von Grund auf vermiesen können. Individualtourist unter lauter gleichgesinnten Individualtouristen ist halt, wenn man ein bisschen tiefer darüber nachdenkt, ein bisschen ein Widerspruch in sich. Also im Prinzip ganz und gar unmöglich. Die einzig wahren Reisenden sind für mich ohnehin Geschäftsleute, Vertreter, Ganoven, Schmuggler, Flüchtlinge, Seefahrer, Fernfahrer, Flugbegleiterinnen, Missionare, Terroristen oder Angehörige von Armeen. Viele davon in der ein- oder anderen Personalunion. Also Menschen, die entweder eine Mission haben, des Geldes wegen Reisen oder weil sie dazu aus unterschiedlichsten Gründen gezwungen wurden. In diesem ideellen Sinn sind Touristen natürlich – wenn überhaupt – nur Reisende zweiter Klasse. Und ich habe es ein für allemal satt, mich als Mensch zweiter Klasse fühlen zu müssen und dafür auch noch Geld auszugeben. Da bleibe ich lieber daheim. (Bis zur nächsten Reise).