5 Aktivtouren durch Rio de Janeiro

Zu Karneval kann man in Rio de Janeiro ganz schön ins Schwitzen kommen. Das liegt nicht nur an den heißen Samba-Tänzerinnen, die die Blocos – die Paraden – anführen. Das hat auch mit dem brasilianischen Sommer zu tun, in dem es das Thermometer schon mal auf die 40 Grad treiben kann. Höllische Temperaturen sollten aber nicht daran hintern, Rio aktiv zu entdecken. Die Stadt bietet neben den unzähligen Stränden, an denen sich BrasilianerInnen wie Nicht-BrasilianerInnen gern zur Schau stellen, nämlich ganz schön viel Grün.

Hier sind ein paar meiner liebsten Touren, die ich buchstäblich wärmstens empfehlen kann – nicht nur während des Karnevals:

1. Free Walkers Tour

Luana hat gemeinsam mit zwei anderen Business-Studentinnen die rot-be-T-Shirten Free Walkers gegründet, nachdem sie die Idee der Stadtführung auf Spendenbasis während ihres Irland-Studienaufenthalts lieben gelernt und flugs nach Brasilien exportiert hat.

Um die drei Stunden dauert die Stadtführung durch die Viertel Centro und Lapa.Zum Abschluss kann man noch gemeinsam eine typische Feijoada essen gehen. Ob es sich dabei wirklich um die “billigste Feijoada in Lapa” handelt, wage ich bei dem Sonderpreis von 28 statt 32 Reais (inkl. Wasser, O-Saft oder Caipi) zu bezweifeln, aber gut.

Die vegetarische Variante der Feijoada hat mich nicht vom Hocker gerissen, die Tour aber in jedem Fall. Treffpunkt: Täglich außer Sonntags um 10.30 Uhr bei der Metro-Station Carioca.

2. Wanderung zum Zuckerhut

Auf den 395 m hohen Zuckerhut “muss” man einfach, wenn man in Rio de Janeiro ist: Wer kein Climber ist, für den gibt es nur die Variante, mit der Gondel rauf auf den Berg zu kommen (Ticket: teure 62 Reais). Allerdings kann man auch auf einem schattigen Waldweg zumindest bis zur Mittelstation hinauf wanden. Der Hike dauert ca. 30 Minuten, bietet schöne Ausblicke und eventuell entdeckt man sogar ein paar Affen in den Bäumen über sich.

Tickets für die Gondel, die bis zum Gipfel führt, gibt es leider nur in der Talstation.

Tipp: Wer am späteren Nachmittag hinauf wandert, der kann nach 19.00 Uhr auchkostenlos mit der Gondel zurückfahren.

3. Radtour um die Lagoa

Lagoa ist nicht nur ein Stadtteil in Rio, sondern auch die Kurzform der Rodrigo de Friedas Lagune. Sieben Kilometer führt ein Rad- und Fußgängerweg rund ums Wasser – immer unter dem wachsamen Auge des Christus, denn das Monument Cristo Redentor auf dem Berg Corcovado ist von hier aus ständig zu sehen. Die Radtour selbst ist wegen des asphaltierten Wegs entspannt und doch vielfältig, sieht man doch immer wieder Neues: Vögel im Wasser, andere Fußgänger oder Radfahrer, Tretboote, einige Stände mit Kokusnuss-Verkäufern und… vielleicht sogar die berühmten Wasserschweine.Die Radtour lässt sich übrigens von der Lagoa auch entlang der Strände Copacabana und Ipanema fortführen. Und da gibt´s dann ebenfalls einiges zu sehen, wir sind ja in Rio.

Wer nicht das Glück hat, von Freunden ein Rad zu bekommen, kann sich eines der orangen Fahrräder ausborgen, die in Rio an vielen Orten vermietet werden.

4. Nationalpark Tijuca

Wo im 19. Jahrhundert wegen Kaffee-Plantagen die meisten Bäume bereits abgeholzt waren, entstand auf Auftrag des brasilianischen Kaiser Dom Pedro II 1861 langsam wieder Wald. Als Wasserlieferant für Rio de Janeiro gedacht, ist es heute vor allem Erholungszentrum der Cariocas, der Einwohner Rio de Janeiros. Wie viele Wanderwege, Höhlen und Wasserfälle es im 39,72 km² großen Nationalpark Tijuca gibt, das wissen nicht einmal “Experten”, die die üppige Vegetation seit Jahrzehnten immer wieder von oben bis unten, von links bis rechts durchqueren – davon bin ich überzeugt, seitdem ich mit Martinus unterwegs war. Der 72-Jährige ist einer der Guides von CEB – Centro Excursionista Brasileiro, dem ältesten Wander- und Mountaineering-Club Rios. Über 200 Mitglieder zählt der Verein. Diesmal stand eine kurze, leichte Wanderung durch Tijuca und ein Picknick anlässlich der Januar-Geburtstage der Mitglieder auf dem Programm.

Es war ein Tag voller berührender Begegnungen: Mit ausgefallenen Bäumen des dichten Waldes, mit Bananenpflanzen, Kapuzineräffchen, Zikaden, Nasenbären (!) und vor allem den vielen Menschen, die – wenn auch des Englischen kaum mächtig – immer wieder bemüht haben, mich zu unterhalten.

Wer es mir gleichtun möchte: Auf der Website des CEB gibt es eine – portugiesische – Programmübersicht. Die Anmeldung über die Website ist derzeit leider nur BrasilianerInnen vorbehalten, aber per Email kann man jederzeit Kontakt mit dem Verein aufnehmen. Eine Teilnahme an einer Wanderung kostet 35 Reais.

5. Wanderung zu Christus

Sie war der Grund, warum ich zwei Tage länger in Rio de Janeiro geblieben bin, als ursprünglich vorgehabt. Eine Entscheidung, die ich im Nachhinein immer wieder genauso treffen würde. Schon bei meiner Ankunft und der Planung, was denn “unbedingt” in Rio zu tun sei, hat man mir von der Wanderung rauf auf den Corcovado zur Cristo-Statue erzählt. Hart soll sie sein, anstrengend, aber jede Mühe wert.

Wer nicht allein gehen möchte, der findet auf CouchSurfing Mit-WandererInnen: Jeden Montag führt Cassio, seines Zeichens CouchSurfer und Hostel-Betreiber, Interessierte genau auf dieser Wanderung hinauf zur berühmten Statue.

Um 13.00 Uhr sollte es in Parque Lage losgehen. Als ich eine halbe Stunde nach der verabredeten Zeit (wir sind in Brasilien!) ankomme, wartet schon ein kleines, bunt zusammengewürfeltes Grüppchen auf uns. Allein von Cassio ist und bleibt keine Spur. Zum Glück hat eine US-Amerikanerin die Tour bereits vor zwei Wochen gemacht (mit Cassio). Die ersten 30 Minuten sind – wie in Berichten zu lesen war– recht einfach. Und schon nach den ersten paar Schritten laufen Kapuzineräffchen über den Weg: Klick klick klick werden einige Fotos geschossen. Die Tour hat sich für mich bereits gelohnt!

Nach dem letzten von drei winzigen Wasserfällen, oder besser gesagt Wasserbacherl, geht die Steigung los. 40 Minuten durch den Wald über Stock, Stein, Wurzeln und Gebüsch steil bergauf. Langsam, aber stetig raufschlurfend halte mich erstaunlich gut, vor allem dafür, dass ich am Vortag noch kaum durchatmen konnte. “Wenn Ihr den Felsen mit dem Eisenseil seht, sind es nur mehr zwanzig Minuten steil bergauf”, hat uns die Amerikanerin schon vorher verraten – und früher als gedacht sehen wir ihn tatsächlich. Die nächste Zwischenstation sind die Gleise der Bahn, mit der viele stimmungsvoll nach oben fahren. Dann sind es nur noch zehn Minuten auf einer asphaltierten Straße – Achtung, Busse!, auf der man schon die ersten Blicke auf die Cristo Redentor Statue ergattert.

Komplett durchgeschwitzt oben angekommen die Überraschung: Die Dame, die angeblich die Tickets (31,40 Reais für den Eintritt zur Statue und die Fahrt nach unten mit dem Bus) verkauft, kommt erst in zwanzig Minuten wieder. Entweder wir warten oder fahren mit dem Bus nach unten, um die Tickets zu kaufen. Mh, kommt mir irgendwie bekannt vor… Wir entscheiden uns fürs Warten – und irgendwann einmal fragt eine blonde Lady, wie viele Tickets wir möchten. Wieder zwanzig Minuten später halten wir die wertvollen Zettel in den Händen und können rauf zu Cristo und vor allem zur Hammer-Aussicht über Rio. Die Mühe hat sich gelohnt.

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