Mit einem Handgriff zum Knackarsch: Beautytipps aus Afrika

Behutsam, aber doch mit Druck streicht sie ihrer sechs Monate alten Tochter über das Hinterteil. Mama Baby, wie meine Nachbarin Fatisha wegen ihres Kleinkinds genannt wird, weiß schließlich, was das Beste für ihre Ella ist. Ein echter, afrikanischer Hintern: Prall, knackig, groß und vor allem herausragend. Genau dafür ist diese Handbewegung gut, wie sie mir stolz erklärt: Von den Oberschenkeln streicht man mit der Handfläche den Po nach oben Richtung Rücken. Mehrmals pro Tag, damit es sich auszahlt.

Mama Baby hat diese Weisheit von ihrer eigenen Mutter gelernt. Dass die Methode Erfolg hat, das beweist das Hinterteil der 24Jährigen nur allzu deutlich. Sie hat für Afrikanerinnen eine Traumfigur. Dazu gehört eben nicht nur ein fülliger Arsch, den Afrikanerinnen und Afrikaner bei jeder Gelegenheit zeigen. (Eine besonders gute Ebensolche ergibt sich übrigens beim Tanzen, das in Ostafrika damit gleichgesetzt wird, dem Anderen das Hinterteil so deutlich wie möglich entgegenzustrecken.) Zur weiblichen Figur gehört auch ein breites Becken, dem im Notfall auch nachgeholfen wird: Schaufensterpuppen zum Beispiel bleiben nicht knochig, sondern werden mit Polstern und Schaumstoff-Paketen praller und somit afrikanischer gemacht.

Während es „untenrum“ nicht füllig genug sein kann, ist die ideale Leibesmitte schlank und rank wie die berühmte Wespentaille. Eine Perlenkette um die derzeit von Babyspeck gekennzeichnete Koerpermitte von Töchterchen Ella soll für diese sorgen, wie mir Mama Baby erklärt. Damit verrät sie mir endlich eines der Mysterien, die mir in den ugandischen Dörfern bereits im Dezember aufgefallen ist: Da laufen die Babys alle nackt, aber mit einer solchen Perlenkette herum. Eine Erklärung dafür konnte mir aber noch keiner liefern. Bis jetzt. „Meine Mutter hat mir gesagt, dass die Perlenkette die Taille schlanker macht“, erklärt sie mir bestimmt und ohne Zweifel, „du siehst ja, dass es bereits funktioniert.“ Eine Aussage, die keinen Widerspruch erlaubt, auch wenn ich unter Ellas schwabbeligen Babybauch nicht einmal unter großer Anstrengung eine Taille erkennen kann. Und auch den Hinweis, dass der Hintern ihres 2jährigen Bruders ohne Hochstreichen durchaus afrikanische, herausragende Formen angenommen hat, verkneife ich mir.

Immerhin sind das noch harmlose „Beauty-Treatments“ verglichen mit den Torturen, denen sich Afrikanerinnen sonst so unterziehen. Ich spreche nicht nur von den stundenlangen (oft Tagelangen) Prozeduren, in denen Flecht-, Rupf- und Ziehorgien veranstaltet werden, um das Haar in Form zu bringen. Auch die beliebten Bleichcremes für hellere Haut fallen in die Kategorie „wer schön sein will, muss leiden“ . Diese findet man übrigens in den Regalen der Supermärkte – gleich neben einer weiteren beliebten Schönheits-Tinktur: Den Kräuter-Gels, mit denen Tanten, Mütter und Großmütter die Schamlippen 13jähriger Mädchen massieren und zupfen, um sie in die Länge zu ziehen. Denn wie gesagt, ein Knackarsch allein ist dann doch etwas zu wenig ...

Foto © patronestaff - Fotolia.com

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Gudrun Krinzinger

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Herbert Erregger

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fischundfleisch

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